Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0235
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4. Superintendentenordnung 1580

Derhalben soll unser superintendens, damit solchem
unserm befehlch allenthalben nachkommen werde,
fleyssige ahnstellung und erinnerung thun helffen
und, wo mangel erschine, unsere schulthesen oder,
da es by denselbigen nicht verfuge, unsern ober-
amptleuten, auch im fall der not bey unser verwal-
tung, um vollenzihung solches embsich ahnhalten.
Er soll auch die forfallende befundene mengell deren
kirchendiener, die ihme vertrauet, jeder zeyt mit
grundt, was schlechte, ahn unsern general superat-
tententen, was aber sunderbar und bedenckliche
sein wurden, ahn unser kirchenrhet oder im notfall
ahn uns und dann, was ihre competentzen, auch an-
dere sachen betrifft, welche beyde von den amptleu-
ten und sonsten |12r| nicht verrichtet haben werden
mogen, umb ferner geburlich einsehen berichtlich
gelangen lassen.
Und dieweyl sich offt zudregt, das die kirchen- und
schuldiener auß liederlichen uhrsachen auß dem
ampt ohne wissen eines superintententen zihen und
ihr kirchen und schulen lehr stehen lassen und also
die dienst versaumbt werden, so soll unser superin-
tentens inen ahnzeygen, das keiner ohne sein vor-
wissen auß dem ampt zihe. Da aber einer sachen
halber gehn Heydelberg zu unsern kirchenrheten zi-
hen wolte, solte ihm solches nicht verweygert, aber
doch zuvor die sach unserm superintendenten ahn-
gezeygt, auch von ihm erinert werden, das er seine
sach schrifftlich sampt seinem, des superintenden-
ten, gegrundem bericht furbringe, welchen dann er,
unser superattendens, ihme trewlich und wie sich
die sach in warheyt helt, mitgeben solle.
Item als sich bißhero viel uhnordnung zugetragen,
wann ein kirchen- oder schuldiener ist abgestorben
oder sonst abgestanden, das etwan nicht ratifi-
cirt,17 item viel abgeleste gefell und gulten von den,
dhenen mit hinweg genommen register verzogen, die
guter uhngepawen liegen plieben, die vacirende
dinst durch niemandt versehen oder, da sie mit ge-
4 Unleserlich.
u Sic! Vielleicht: eigenen?
17 Ratifikation ist der Ablösevertrag zwischen altem und

nachtbarten versehen, vom selben alle gefell einge-
zogen worden sindt, damit dann hinfuro alle solche
uhnordnung vermiten pleyben, so bevehlen wir hie-
midt unserm superintendenten, nach abstand eines
kirchen- oder schuldieners ahn denen orten, so ihme
bevohlen, neben einem genachbarten kirchendiener
auch schultheysen und juraten verwahrnen zu las-
sen, ob nicht etwas von der pfar- oder schulen gefell
abgelöst, zu erkundigen und, da der abgestandene
kirchen- oder schuldiner oder seine erben das abge-
leste gelt in handen hette (welches doch keines wegs
beschehen solle), so soll solch abgeleset gelt sampt
allem register |12v| von ihme erfordert und solche in
die kirch, da schultheyß und juraten die schlussel zu
haben, hinderlegt, das hindergeleget gelt aber bey
zeyten mit vorwissen der amptleuthe geystlicher ge-
felle verwaltung oder kirchenbereuters durch schult-
heysen und juraten der pfar oder der schul zugut-
hem widerahngelegt werden.
Da dann ein kirchen- oder schuldiener mit tott ab-
gangen wehre und weyb, kinder oder arme freundt
hinderlassen, so soll denselben ein virtell jars, von
zeyt sie gestorben, nach gevolget und ihnen in
[...]t passiert, auch uff solche felle schultheysen und
juraten bevohlen werden, die gefell hiezwischen, die-
weyl der ort vacirt, treulich zu samlen, die guter
bauen zu lassen und unsern kirchenbereuter davon
erbare, uffrichtige rechnung zu thun.
Alsbalten auch nach solchem eines pfarhers totli-
chen oder andern abstandt soll unser superintendens
einen genachbarten des vacirten orts, sovil muglich,
noturfftiglich mit der predig des wortt gottes und
der heyligen sacramenten zu versehen bevehlen und
mit dem selben dahin handlen, das er das virtel jar
der wittfrawen und kindern zugut, solche kirchen
vergebens versehe, wie hergegen uff den fall seinem
weyb und kindern auch geschehen solte. Aber da
hernacher die kirche nicht wiederumb von unsern
kirchenraten mit einem eyhnenu kirchendiener ver-
sehen werden konnte, alsdann ihme wochentlich ein
neuem Pfarrer wegen der Pfarreinkünfte, vgl. z.B. die
Ratifikationen im Teil Wild- und Rheingrafschaft, Text
15.

731
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften