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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0240
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Kurpfalz

Dieweil dann nuhn Gott selbs in seinem heiligen,
göttlichen wort allen bußfertigen, glaubigen sün-
dern vergebung irer sünden verheißt und zusagt,
will auch von uns haben und erforderts mit sonder-
lichem ernst, daß wir unsern brüdern und schwes-
tern ihre fehl und sünden, damit sie uns erzürnet,
verärgert oder beleydiget haben, nachlassen und
verzeihen sollen in ansehung und betrachtung der
grossen, unaußsprechlichen schuld, so er uns tegli-
chen auß gnaden erläßt, so wöllen wir demnach auß
dem kreftigen befelch unsers herrn und heylandes
Jesu Christi, da er spricht Matthei 18:3Alles, was
ihr auf erden lösen werdet, solle auch im himmel loß
sein, euch solcher euerer verbrechung entbinden und
ledig zehlen, ungezweifelt, daß solches so kreftig und

gewiß seye, als handlets unser lieber herr Christus
selbs, wie ich dann auch euch qwill ermahnet ha-
benq, daß ihr forthin Gott für augen habenr und nit
mehr sündigens, damit euch nit etwa ergers wider-
fahre.4
tAd populum.t
Dergleichen bitte ich euch umbstende, auch alle
miteinander, daß ir, wie ihr schuldig seidt, vor diese
personen Gott anrufet, er wölle ihnen gnad verley-
hen, daß ihre buß rechtschaffen und kreftig seye,
sich selbs auch in Gottes gehorsam ergeben und daß
sie Gott für allen sünden und ergernussen behüten
wölle, durch seinen geliebtenu son, unsern herrn Jhe-
sum Christum, Amen.v

Forma, wwie ehebrecherische personen der christlichen kirchen am Sontag in offentlicher kirchversamlung
unter den predigstulw fürgestellet, der verärgerten kirchen abbittung thuen und nach empfangner
absolution derselben wider eingesöhnet werden sollen.

Geliebten in dem herrn, hie zugegen stehet N.N.,
welcher auß deß leydigen sathans anreitzen und an-
geborner menschlicher schwachheit sich an Gottes
und weltlicher oberkeyt gebot xmit dem schändtli-
chen laster deß ehebruchsx schwerlich vergriffen und
die kirch Gottes verärgert hat. Weiln er aber mit der
weltlichen oberkeyt versönet, scheuhet er sich nit, in
jetziger seiner gegenwart auß demütigem, reuigem
hertzen dem ewigen Gott einen bußfertigen fußfall
und der christlichen kirchen ein hertzliche abbittung
zu thun, auf daß er von Gott allein umb deß aller-
heiligsten verdienstes Jhesu Christi willen zu gna-
den wider aufgenommen und der christlichen kir-
chen eingesöhnet, wider ein gliedmaß derselben sein
und bleiben möge.

q-q Separatdruck und Hs Parkstein: ermahne.
r Separatdruck und Hs Parkstein: habet.
s Separatdruck und Hs Parkstein: sündiget.
t-tFehlt in Hs Parkstein.
u Separatdruck und Hs Parkstein: lieben.
v Hier endet der Text von Separatdruck und Hs Parkstein.
Druck 1583: christlicher buß, was gestalt diejenige ehe-
männer, welche umb begangner hurerey willen beneben
der weltlichen strafen am Sontag in öffentlicher ver-
samblung.

Nun ist aber euch als christen auß Gottes wort be-
wußt, das uns armen menschen, die wir in sünden
empfangen und geboren,5 der grimmige sathan als
ein brüllender löwe ohne underlaß nachschleichet,
suchendt, welchen er nit allein köndte in sünd,
schand und laster werfen, sondern gar verschlingen
und zur hellen ziehen,6 darzu dann die welt mit ih-
ren bösen exempeln und unser verderbtes fleisch mit
seinen bösen lüsten und begirden getreulichen helfen
und uns zum argen locken und anreitzen also, das es
baldt geschicht, daß der heut stehet, gar leichtlich
morgen in schwere sünde fallen kan.7
Zum andern aber werden wir tröstlich underrichtet,
daß der getreue Gott nit wölle, daß wir in sünden
sterben und verderben sollen, sondern daß wir die-

x-x Druck 1583: indem er sich mit dem schändtlichen laster
der hurerey, seines ehelichen standts unbetrachtet.
3 Mt 18,18.
4 Vgl. Joh 5,14.
5 Vgl. Ps 51,7.
6 Vgl. 1Petr 5,8.
7 Vgl. 1 Kor 10,12.

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