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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0243
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6. Kirchenbußordnung 1580

6. Kirchenbußordnunga
1. Januar 1580

[Vorschlag einer Rekonziliationsform für einen Sünder vor dem Abendmahlsempfang.]
Kurtze und aynfaltige form,
wie ein armer, betruebter sunder Gott und seynem heyligen kirchenampt seine sunde clagen und den trost
der heyligen absolution begeren soll.

Nachdem er den kirchendiener seine beschwerden zu
hören etc. angesprochen, mag die bekandtnus oder
beycht, wie man nennet, auf folgende oder dergley-
chen weyß geschehen.
Ich armer, sündiger mensch bekenne und verjehe
vor Gott, dem allmechtigen hertzenkündiger, und
euch, deßselben diener, das ich mit sünden uber-
heufet und in mir, das ist in meinem fleisch, nichts
guts wohnet.1
Dan ich nit allein in sünden entpfangen und ge-
born,2 sondern schwerlich und manigfaltig mit bö-
sen gedanckhen, worten und wercken wider die ers-
ten und andere tafel göttlichs gesetzes gesündiget
und unrecht gethon,3 hab Gott, meinen herrn nit
von gantzem hertzen, von gantzer seel, von gantzem
gemüet und all meinen kreften geliebet, gefürchtet
noch ihme vertrauet, auch meinen nechsten nit alß
mich selbst geliebet.4 So habe ich auch mein beruf
und ampt, darein der liebe Gott mich gesetzt, nit
mit solchem ernst, treuen und vleiß, alß ich billich
gesolt, abgewartet, wie dan Gott diese und alle an-
dere meine sünde ahn mit erkhennet und ihme un-

a Von der Hand des Hofpredigers Johannes Schechsius
handschriftlich in Universitätsbibliothek Heidelberg,
Pal. Germ 416 mit 19 fol. Blättern, in gepresstem Le-
dereinband, darauf auf der Vorderseite: L.[udovicus]
P.[alatinus] C.[omes] [Kurfürstl. Wappen] 1579. Ein
Marginal stammt von der Hand des Kurfürsten. Fol.1
bietet den 42. Psalm in deutschem Text nach Luther,
daran anschliessend den Absatz: Ein christ soll ihme auch
lassen den 31. Psalm lieb sein und ihme denselben gemein
machen. Fol. 2 recto-3 recto folgt ein Brief des Johannes
Schechsius an Kurfürst Ludwig vom 1. Januar 1580, den
wir in der Einleitung wiedergeben, fol. 3 verso ist leer.

verborgen seindt. Weiln aber ich mit meinen unzee-
lichen ubertretungen gottliche ungnadt, auch zeit-
liche und ewige straf uf mich geladen, ist es mir von
grundt meines hertzen alles treulich leidt und riefe
aus der tiefe meins jamers5 mit seenlichen hertz-
seuftzern im namen und uf das allerheyligste ver-
dienst Jesu Christi, deß heylands der gantzen welt,
zu dem gnedigen und barmhertzigen Gott, der da
nit lust hat am dem dodt deß sünders, sondern das
er sich bekhere und lebe,6 das er mir umb deß teuren
zahlbluts Jesu Christi willen solche meine sünde al-
lezumal wolle verzeihen und vergeben. Und zweyfle
nit,sondern glaube gewiß vestiglichen und von
grundt meines hertzen, das er mein angstig beten
und flehen veterlich erhören, seine gnadt uber mich
verneuen und sich meiner wie der treurhertzige va-
ter uber sein verlorn kündt erbarmen und mir alle
meine sündt und mißethat verzeihen werde.7
Zu mehrer versücherung aber und sterckung meines
glaubens will ich mit andern christen mich deß hey-
ligen leibs und blutes meines herrn Jesu Christi, so
für mich in dodt gegeben und daß zu abwaschung

Fol. 4 recto-18 recto bieten den Text. Den Schluss bilden
auf fol. 18 verso-19 verso Psalm 103 und Lk. 2,14 nach
Luthers Übersetzung.
1 Röm 7,18.
2 Vgl. Ps 51,7.
3 Vgl. Eph 2,2f.
4 Vgl. Mt 22,37ff.
5 Vgl. Ps 130,1.
6 Vgl. Ez 33,11.
7 Vgl. Ps 103,13; Lk 15,20-24.

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