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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0244
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Kurpfalz

meiner sünden vergoßen worden,8 nach seinem be-
velch und einsatzung im h[eiligen] abentmal theil-
haftig machen.
Demnach bitte ich von euch alß einem verord-
neten diener der kürchen Gottes, ihr wollet eurem
gottlichen habenden bevelch nach mir auß Gottes
wort trost und unterricht und die heylige absolution
von der gnaden reichen, vergebung der sünden umb
deß allerheyligsten verdienstes Christi willen ver-
kündigen und mitheilen.9

So will ich auch forthin mit beystandt deß hey-
ligen geystes, umb welchen Gott, meinen himlischen
vater, ich täglich bitten und ahnrufen will, mein le-
ben und gantzen wandel nach Gottes geboten ahn-
zurichten, auch meinem lieben Gott in heyligkheit
und gerechtigkheit,10 die ihme gefellig ist, im und
außer meinem beruf zu dienen mich ufs treuchlichs-
te befleißigen. Darzu verhelfe mir die ewig, heylig
dreyfaltigkeit, Amen.

Christliche gegenantwort und bericht deß kirchedieners uf deß bußfertigen sünders bekantnus und
sehnliches begeren.

Eure Gott, dem almechtigen, itzt gethane bekhant-
nuß vermercke ich in diesen dreyen stückhen begrif-
fen und verfaßet sein.
Erstlich bekennet ihr seiner gottlichen mayes-
thet eur von unsern ersten eltern ufgeerbte sündtli-
che geprechligkheit und dan andere vielfaltige uber-
tungen [!] und müssethat wider seine heyligen gebot,
die euch alle von grundt eures hertzen leidt sein.
Zum andern trostet ihr euch doch eures lieben herrn
Jesu Christi und seines allerheyligsten verdienstes,
leidens, sterbens und uferstehung und glaubet unge-
zweifelt, daß solches euch zu gut geschehen und eine
gottwolgefellige und gnugsame bezalung für alle
eure sünde seye. Begert auch zu mehrer sterckung
und versicherung solches eures glaubens, euch deß
wahren leibs und bluts unsers herrn Jesu Christi im
heyligen ambtmal theilhaftig zu machen.
Zum dritten verheißet ihr auch unsern herrn
Gott, daß ir hinfürter wollet durch hilf und bey-
standt deß heyligen geistes eine gute ritterschaft
uben, den glauben und ein gut gwißen gegen Gott
und eurem nechsten bewahren etc.
Soviel dan nun daß erste theil euer Gott, dem

8 Vgl. Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19f; 1 Kor
11,23-25.
9 Vgl. Mt 16,19; 18,18; Joh 20,23.
10 Lk 1,75.
11 Vgl. Röm 3,23.

allmechtigen, gethoner bekhantnuß ahnlanget, so
ist es nit ohn, das ihr wie auch alle andere auß men-
lichem samen gezeigte menschen deß rumbs, den ir
ahn Gott haben solte,11 manglen und seit von natur
ein kindt deß zohrns und ungnaden.12
Sintemal, wie Gott selbst zeiget, eures hertzen dich-
ten und trachten von jugent uf böß und seyet leider
auch unter diesen haufen gezelet,13 von welchen Job
sagt: Wer will einen reinen fünden, da kheiner rhein
ist.14 Mießet derowegen auch mit dem lieben David
zu Gott rufen und schreyen: Ach, herre, gehe nit ins
gericht mit deinem knecht, dan für dir ist khein le-
bendiger gerecht.15 Obwoln aber alle menschen sün-
der und umb der sünden willen deß ewigen todtes
und verdamnuß schuldig, so ist doch unter ihnen ein
großer unterscheidt. Dan viel seindt, die ihre sünde
und großen jamer nit erkhennen noch viel weniger
bereuen oder die gnade Gottes und vergebung der-
selben suchen wollen, ja da sie gleich deßen alles in
den predigten gottlichs worts erinneret und mit dem
hamer göttlichs gesetzes getroffen,16 haben sie doch
hartere hertzen, dan khein adamant ist, verstopfen
und verstocken ihre ohren und hertzen, wie zu
Maßa und Meriba geschahe.

12 Vgl. Eph 2,3.
13 Vgl. Gen 6,5.
14 Hiob 14,4.
15 Ps 143,2.
16 Vgl. Jer 23,29.

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