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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0245
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6. Kirchenbußordnung 1580

Die andern aber, wen sie durch die predig deß gött-
lichen gesetzes irer sünden erinnert, under der pre-
diger [!] unter der linckhen brüst ufwachet Moses
mit seinem großen schuldbuch, das von der erden
biß gehn himmel reichet, ihnen unter die augen tritt,
das erschreckliche gesäng in ihren ohren und hertzen
klinget: Verflucht sey, wer nit alle diese wort dieses
gesetzes erfüllet, daß er darnach thue etc.17 Item der
dodt sie grimmiglich ahnblicket und die hell mit uf-
gespertem rachen sie verschlingen will, heben sie
ahn, mit David zu seuftzen und zu schreyen: Pec-
cavi, ach, ich habe gesündigt wider den herrn,18 und
singen ihr Miserere19 mit rechten hertztrenen, wie
Petrus,20 und schreyen auß den banden ihres gewi-
ßens mit Manaße: Ich hab gesündiget und meiner
sindt ist mehr dan sandts ahm meer, ich habe kein
ruehe, darumb daß ich deinen zorn erweckt habe
und groß ubels vor dir gethon. Ach, herr, ich habe
gesündiget, ja ich habe gesündiget etc.21 In solchen
ihren sünden aber gehn sie nit verstockt wie der ers-
te hauf dahin, verzagen oder verzweyflen auch nit
darinnen, sondern sagen mit David: Wolan, ich will
dem herrn meine ubertretung bekhennen.22
[Gebet]α
Ach lieber herr, ich hab leider viel gesundigt, oft
unrecht wider deine geboth gethon und vielfaltiger
weiß dein gnedig vaterhertz beleydiget und also dei-
nen zorn, ungnadt, zeitlichs und ewiges verderben
mir uf den halß und uf meine seel geladen.
Aber, allergnedigster, barmhertzigster Gott und
vater, der du nit wildt den dodt deß sünders,23 seye
mir gnedig nach deiner güte und tielge meine müs-
sethat und sunde nach deiner großen barmhertzigk-
heit. Wesche mich wol von meiner müssethat und
reynige mich von meinen sunden.24 Entsindige mich
mit isopen, das ich rein werde, wasche mich, das ich
α Dies Marginal ist von des Kurfürsten Ludwig VI. ei-
gener Hand an den Text gesetzt.
17 Dtn 27,26.
18 2Sam 12,13.
19 Also Ps 51.
20 Mt 26,75.
21 Gebet Manasses 9-10.12.

schneheweiß werde, lasse mich hören freudt und
wohne, das die gepein frölich werden, die du zu-
schlagen hast, verbürge dein antlitz vor meinen sün-
den und tülge meine müssethat etc.25
Wie nun die ersten, ahn welchen alles treuhertzige
strafen, wahrnen und vermahnen umbsonsten und
sie frech und sicher ohne alle buß und biß gar ahn
ihr letstes fortfahren, ein Cains- und Judasendt be-
khommen, also hergegen und widerumb würdt die-
sem andern bußfertigen haufen von allen ihrn sün-
den durch daß eintzige zaalopfer Jesu Christi, deß
heylandeß der welt, ahn den sie sich mit starckem
glauben halten, nit allein gwiß geholfen, sondern
bekhommen die seeligmachende gerechtigkeit und
das ewige leben.
Derohalben so ermahne ich euch, das ihr mit diesem
andern haufen armer betruebter, bußfertiger sünder
Gott in euren hertzen ein demütig fußfall thuet, in
hertzlicher reu und leidt und ungezweifeltem glau-
ben uf daß allerheyligste verdienst Jesu Christi ihm
eure sundt bekhennet und senlich seuftzet:
Peccavi fateor, sed tu miserere fatentis,
respice me solita pro bonitate tua.
Gott, biß26 mir armen sünder gnedig etc.27
Hierauf alß für daß aber würdt der getreue,barm-
hertzig Gott euch wider andtworten durch sein hey-
lig, gottlich wort und kirchenampt: Der herr hat alle
deine sündt von dir hinweckgenommen.28
Und damit ihr solches desto fäster glauben, dem
teufel aber und seinen feurigen pfeilen, mit welchen
er gerne aller christen glauben und zuversicht uf
Gottes gnadt etc. tilgen wolte, widerstehn kündte,
soltet ihr etliche schöne, herrliche trostsprich von
Gottes gnadt und barmhertzigkeit und unsers lieben
22 Ps 32,5.
23 Ez 18,23; 33,11.
24 Ps 51,3f.
25 Ps 51,9ff.
26 Sei.
27 Lk 18,13.
28 2Sam 12,13.

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