Einleitung
5. Wandel unter den nachfolgenden Fürsten bis zum Dreißigjährigen Krieg (1586-1619)
Nach dem Tod Stephan Báthorys konnte die erreichte innere Stabilität und Stärke nicht bewahrt werden.
Ein steter Abstieg, begleitet von Gewaltaktionen und Rechtsbrüchen, mündete um die Jahrhundertwende
in anarchischen Zuständen mit mehrfach im Jahr wechselnden Herrschaften. Erst der 1613 gewählte Fürst
Gabriel Bethlen vermochte erneut einen stabilen und finanziell gut ausgestatteten Staat zu schaffen, dessen
Zustand ab 1619 mehrfaches Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg erlaubte.
1586-1598: Die Nachfolge in Siebenbürgen fiel Stephans Neffen Sigismund Báthory82 zu, der bereits
1582 den Woiwodentitel erhalten hatte. Die gestiegene Macht der Stände zeigte sich bereits 1588, als der
Landtag die Ausweisung der Jesuiten erzwang83. Sigismund erwies sich als unsteter Herrscher mit wech-
selnden großen Plänen und Resignationsphasen, kulminierend im mehrmaligem Herrschaftsverzicht. Zu
Beginn des Langen Türkenkrieges 1593 verhinderte der Landtag eine prohabsburgische Wende. Auf den
ersten Herrschaftsverzicht mit Regentschaft seines Vetters Balthasar folgte die Hinrichtung (potentieller)
Oppositionsführer, darunter Balthasar und der langjährige Kanzler Wolfgang Kowachoczi. Zunächst gegen
die Osmanen erfolgreich, resignierte Sigismund 1598 zugunsten des Kaisers, nach Widerruf 1599 zugunsten
seines Vetters Andreas. Zuletzt regierte er noch mehrere Monate im Jahr 1601.
1598-1605: Anarchische Zustände mit häufig wechselnder Landesherrschaft kennzeichneten Siebenbür-
gen während des Langen Türkenkriegs84. Habsburg bemühte sich, Siebenbürgen zu gewinnen, zunächst
unter der Statthalterschaft des verbündeten walachischen Fürsten Michael, dann unter dem General
Giorgio Basta. Geringes Geschick bei der Eingliederung in frühabsolutistische Herrschaftsstrukturen und
die Schwierigkeiten, größere habsburgischen Militärkräfte zu versorgen und zu finanzieren, weckten stetig
steigenden Widerstand im Land. Zwischen 1598 und 1605 ereigneten sich elf Herrschaftswechsel85. Die
Kriegsjahre waren wirtschaftlich ruinös; große Bevölkerungsverluste führten zu Wüstungen und ethnischen
Verschiebungen86.
1605-1608: Der Landtag wählte den Führer der antihabsburgischen Bewegung Stephan Bocskay zum
Fürsten. Er konnte einen Waffenstillstand für Siebenbürgen und den Abzug der habsburgischen Truppen
vereinbaren. 1606 beendete der Friede von Zsitvatorok den Langen Türkenkrieg zwischen Habsburg und
der Hohen Pforte. Doch waren Bocskay und seinem Nachfolger Gabriel Rákóczi nur kurze Amtszeiten
vergönnt.
1608-1613: Als letzter Angehöriger der Familie wurde Gabriel Báthory87 zum Fürsten gewählt. Er
diskreditierte sich durch Willkürmaßnahmen, die in offenen Bürgerkrieg mündeten. Kurz nach der von den
Osmanen vefügten Amtsenthebung 1613 wurde Gabriel Báthory ermordet.
Ab 1613: Der diplomatisch geschickte Fürst Gabriel Bethlen88 konsolidierte innerhalb weniger Jahre das
Land, sicherte den inneren Frieden und sanierte die Finanzen des Fürstentums. Der reformierte Fürst
förderte sein eigenes Bekenntnis, knüpfte Verbindungen zu anderen reformierten Ländern und betrieb
intensive Bildungsförderung. Heidelberg wurde bevorzugter Studienort für Siebenbürgen. Eine eigene aka-
82 Zu ihm Keul, Transylvania, S. 139-142.
83 Abdruck des Abschieds EOE III, S. 236-248 Nr. 11/39;
die Ausweisungsartikel, ergänzt mit einer Anzahl weite-
rer Quellen sind abgedruckt bei Veszely, Adatok I,
S.187-224.
84 Keul, Transylvania, S. 142-154; Barta, Anfänge,
S. 294-301. Zu den Eingliederungsbemühungen Sieben-
bürgens Arens, Habsburg; allgemein Niederkorn,
Lange Türkenkrieg.
85 Arens, Habsburg, S. 235; er gliedert den Hauptteil sei-
ner Arbeit, ebd., S. 41-223, nach den fünf direkten Herr-
schaftsperioden der Habsburger.
86 Dazu eingehend und regional differenzierend Arens,
Habsburg, S. 207-224
87 Keul, Transylvania, S. 160-166; Peter, Blütezeit,
S. 304-310; zum Verhältnis der Sachsen zu Gabriel
Báthory vgl. unten S. 168.
88 Keul, Transylvania, S. 167-185; Peter, Blütezeit.
S. 311-326; Szegedi, Religionspolitik, S.11-28; Hel-
tai, Heidelberger Peregrination, S. 65-80.
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5. Wandel unter den nachfolgenden Fürsten bis zum Dreißigjährigen Krieg (1586-1619)
Nach dem Tod Stephan Báthorys konnte die erreichte innere Stabilität und Stärke nicht bewahrt werden.
Ein steter Abstieg, begleitet von Gewaltaktionen und Rechtsbrüchen, mündete um die Jahrhundertwende
in anarchischen Zuständen mit mehrfach im Jahr wechselnden Herrschaften. Erst der 1613 gewählte Fürst
Gabriel Bethlen vermochte erneut einen stabilen und finanziell gut ausgestatteten Staat zu schaffen, dessen
Zustand ab 1619 mehrfaches Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg erlaubte.
1586-1598: Die Nachfolge in Siebenbürgen fiel Stephans Neffen Sigismund Báthory82 zu, der bereits
1582 den Woiwodentitel erhalten hatte. Die gestiegene Macht der Stände zeigte sich bereits 1588, als der
Landtag die Ausweisung der Jesuiten erzwang83. Sigismund erwies sich als unsteter Herrscher mit wech-
selnden großen Plänen und Resignationsphasen, kulminierend im mehrmaligem Herrschaftsverzicht. Zu
Beginn des Langen Türkenkrieges 1593 verhinderte der Landtag eine prohabsburgische Wende. Auf den
ersten Herrschaftsverzicht mit Regentschaft seines Vetters Balthasar folgte die Hinrichtung (potentieller)
Oppositionsführer, darunter Balthasar und der langjährige Kanzler Wolfgang Kowachoczi. Zunächst gegen
die Osmanen erfolgreich, resignierte Sigismund 1598 zugunsten des Kaisers, nach Widerruf 1599 zugunsten
seines Vetters Andreas. Zuletzt regierte er noch mehrere Monate im Jahr 1601.
1598-1605: Anarchische Zustände mit häufig wechselnder Landesherrschaft kennzeichneten Siebenbür-
gen während des Langen Türkenkriegs84. Habsburg bemühte sich, Siebenbürgen zu gewinnen, zunächst
unter der Statthalterschaft des verbündeten walachischen Fürsten Michael, dann unter dem General
Giorgio Basta. Geringes Geschick bei der Eingliederung in frühabsolutistische Herrschaftsstrukturen und
die Schwierigkeiten, größere habsburgischen Militärkräfte zu versorgen und zu finanzieren, weckten stetig
steigenden Widerstand im Land. Zwischen 1598 und 1605 ereigneten sich elf Herrschaftswechsel85. Die
Kriegsjahre waren wirtschaftlich ruinös; große Bevölkerungsverluste führten zu Wüstungen und ethnischen
Verschiebungen86.
1605-1608: Der Landtag wählte den Führer der antihabsburgischen Bewegung Stephan Bocskay zum
Fürsten. Er konnte einen Waffenstillstand für Siebenbürgen und den Abzug der habsburgischen Truppen
vereinbaren. 1606 beendete der Friede von Zsitvatorok den Langen Türkenkrieg zwischen Habsburg und
der Hohen Pforte. Doch waren Bocskay und seinem Nachfolger Gabriel Rákóczi nur kurze Amtszeiten
vergönnt.
1608-1613: Als letzter Angehöriger der Familie wurde Gabriel Báthory87 zum Fürsten gewählt. Er
diskreditierte sich durch Willkürmaßnahmen, die in offenen Bürgerkrieg mündeten. Kurz nach der von den
Osmanen vefügten Amtsenthebung 1613 wurde Gabriel Báthory ermordet.
Ab 1613: Der diplomatisch geschickte Fürst Gabriel Bethlen88 konsolidierte innerhalb weniger Jahre das
Land, sicherte den inneren Frieden und sanierte die Finanzen des Fürstentums. Der reformierte Fürst
förderte sein eigenes Bekenntnis, knüpfte Verbindungen zu anderen reformierten Ländern und betrieb
intensive Bildungsförderung. Heidelberg wurde bevorzugter Studienort für Siebenbürgen. Eine eigene aka-
82 Zu ihm Keul, Transylvania, S. 139-142.
83 Abdruck des Abschieds EOE III, S. 236-248 Nr. 11/39;
die Ausweisungsartikel, ergänzt mit einer Anzahl weite-
rer Quellen sind abgedruckt bei Veszely, Adatok I,
S.187-224.
84 Keul, Transylvania, S. 142-154; Barta, Anfänge,
S. 294-301. Zu den Eingliederungsbemühungen Sieben-
bürgens Arens, Habsburg; allgemein Niederkorn,
Lange Türkenkrieg.
85 Arens, Habsburg, S. 235; er gliedert den Hauptteil sei-
ner Arbeit, ebd., S. 41-223, nach den fünf direkten Herr-
schaftsperioden der Habsburger.
86 Dazu eingehend und regional differenzierend Arens,
Habsburg, S. 207-224
87 Keul, Transylvania, S. 160-166; Peter, Blütezeit,
S. 304-310; zum Verhältnis der Sachsen zu Gabriel
Báthory vgl. unten S. 168.
88 Keul, Transylvania, S. 167-185; Peter, Blütezeit.
S. 311-326; Szegedi, Religionspolitik, S.11-28; Hel-
tai, Heidelberger Peregrination, S. 65-80.
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