Einleitung
Kapitel wurden nur die zusammenfassenden Berichte der Delegierten niedergeschrieben26. Von den übrigen
Kapiteln sind keine Protokollbücher überliefert, jedoch haben viele Kapitel Kopialbücher angelegt. Neben
Synodalbeschlüssen enthalten sie zentrale Urkundentexte, Statuten und andere Kapitelsbeschlüsse, oft
auch eine Matrikel der Pfarrgemeinden und ihrer Rechts- und Besitztitel. Das älteste derartige Kapitels-
buch ist der Liber statutorum sive legum capituli Chanadiensis - die 1582 angelegte Sammlung des kleinen
Kapitels Scholten27. Aus etwa derselben Zeit stammen die ältesten Teile der Kapitelbücher von Bogeschdorf
(1586-1599)28 und Mediasch (1604)29. Im Laufe des 17. Jahrhunderts entstanden die Kapitelbücher von
Kosd, Mühlbach, Bistritz, Schenk, Lasseln, Magarei, Bulkesch, Kaltwasser und Tekendorf. Üblich war,
dass die Bücher über viele Jahrzehnte fortgeführt und ergänzt wurden. Daneben stehen Abschriftensamm-
lungen von Gelehrten, zunächst der ab 1643 angelegte Codex Adamianus30 des 1679 gestorbenen Superin-
tendenten Stephan Adami. Umfangreiche Zusammenstellungen hinterließen auch dessen Amtsnachfolger
Michael Pancratius31, Vater und Sohn Haner32 sowie die Pfarrer David Hermann33 und Georg Poeldner34. In
diese Traditionslinie lassen sich die Editionen des im 19. Jahrhundert zum Superintendenten aufgestiegenen
Georg Daniel Teutsch einordnen, insbesondere sein zweibändiges „Urkundenbuch der evangelischen Lan-
deskirche A.B. in Siebenbürgen“ von 1862 bzw. 1883.
Zahlreiche Umlagerungen machen auch das Auffinden der im 19. Jahrhundert ausgewerteten Archiva-
lien nicht einfach. Die Überlieferung konzentriert sich in Hermannstadt. Die Stadt verwahrte seit alters her
auch das Archiv der sächsischen Nationsuniversität. Nach deren förmlicher Auflösung 1937 war das Archiv
im Besitz der Landeskirche und wurde nach 1945 verstaatlicht. Die heutige Bezeichnung lautet Filiale des
rumänischen Nationalarchivs für den Kreis Hermannstadt (Arhivele Nationale ale Romăniei, directia Jude-
teana Sibiu)35. Aus dieser Archivgeschichte erklärt sich das weit über den Kreis Hermannstadt hinausge-
26 Von 1556 bis 1650 reicht AHG Kronstadt, I A 14 (Pro-
tocollum actorum capituli Barcensis); Beschreibung
Teutsch, UB I, S. XI und UB II, S. XIII sowie QGSK
8.2, S. XXIIIf.
27 NatA Hermannstadt, Mss. Varia III 1; Beschreibung
Teutsch, UB II, S. Xf.
28 NatA Hermannstadt, Mss. Varia II 238 (Matricula capi-
tuli Bogatiensis)-, Beschreibung Teutsch, UB II, S. XI.
29 AevKB Mediasch, Matrica capituli Mediensis; Beschrei-
bung Teutsch, UB II, S. XI.
30 Über Adami vgl. Jekeli, Bischöfe, S. 87-93; Trausch,
Schriftsteller-Lexikon I, S. 44-48, V, S. 10. Der Codex
Adamianus findet sich heute unter der Signatur NatA
Hermannstadt, Mss. Varia II 65; Beschreibung
Teutsch, UB I, S. IX und Zimmermann, Urkunden-
Sammlungen, S. 65.
31 Gest. 1690, vgl. Jekeli, Bischöfe, S. 110-117;
Trausch, Schriftsteller-Lexikon III, S. 44-48, IX,
S. 371f. Der Codex Pancratianus findet sich heute unter
der Signatur NatA Hermannstadt, Mss. Varia III 20;
Beschreibung Teutsch, UB I, S. IX und Zimmer-
mann, Urkunden-Sammlungen, S. 66.
32 Gest. 1740 bzw. 1777; ihre kirchengeschichtlichen Arbei-
ten datieren ab 1694: hier erwies sich als besonders ein-
schlägig das dreibändige Manuskript Nota bene maius
pastoris Saxo-Transilvani ... addicti, NatA Hermann-
stadt, Mss. Varia II 1; weiterhin die Schrift Delineationis
Historiae Ecclesiarum Transsylvanicarum liber, ebd.,
Mss. Varia I 2 und die dreibändige Sammlung von
Urkunden zur Kirchengeschichte, ebd., Mss. Varia II 6.
Vgl. Trausch, Schriftsteller-Lexikon II, S. 54-69, IX,
S. 37f; Jekeli, Bischöfe, S. 167-177, 188-204; BBKL
IV, Sp. 368; Szegedi, Geschichtsbewußtsein, S. 404-
414.
33 Gest. 1682 als Pfarrer in Wurmloch, vgl. Wagner, Pfar-
rer, Nr. 2127; Trausch, Schriftsteller-Lexikon II,
S. 121-124 („einer unsrer verdientesten Gelehrten, von
unermüdetem Fleiße“); Szegedi, Geschichtsbewußt-
sein, S. 399-404. Aus seinen ebd. aufgelisteten zahlrei-
chen Werken seien insbesondere genannt die Annales
Ecclesiastici, die Ruina Transilvaniae und die Jurispru-
dentia Ecclesiastica; Sammelband NatA Hermannstadt,
Mss. Varia II 207 sowie ebd., Sammlung Brukenthal B 1-
5 Nr. 50.
34 Gest. 1754 als Pfarrer in Deutsch-Weisskirch; Trausch,
Schriftsteller-Lexikon III, S. 67f.; der Codex Pöldne-
rianus findet sich heute unter der Signatur NatA Her-
mannstadt, Mss. Varia II 81; Beschreibung Teutsch,
UB I, S. IX und UB II, S. XIV sowie Zimmermann,
Urkunden-Sammlungen, S. 109f.
35 Zum Archiv und seiner Geschichte vgl. Vlaicu, Sibiu
Archives, S. 3-30 und Vlaicu, Zugang, S. 98-108 und
Vlaicu, Hermannstädter Staatsarchiv, S. 50-84 (mit
Bestandsübersicht). Ausführlicher älterer Archivführer
von 1905 Zimmermann, Archiv Hermannstadt. Eine
scheinbare Gliederung bilden die Inv.-Nummern der
Bestände. Sie beziehen sich auf die den Bestand erschlie-
ßenden Findbücher. Für größere Bestände liegt eine
Anzahl von Nummern vor, so Inv. 80-125 für die Samm-
lung Brukenthal. Für den findbuchlosen Bestand Mss.
Varia ist auch keine Inv.-Nummer vergeben.
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Kapitel wurden nur die zusammenfassenden Berichte der Delegierten niedergeschrieben26. Von den übrigen
Kapiteln sind keine Protokollbücher überliefert, jedoch haben viele Kapitel Kopialbücher angelegt. Neben
Synodalbeschlüssen enthalten sie zentrale Urkundentexte, Statuten und andere Kapitelsbeschlüsse, oft
auch eine Matrikel der Pfarrgemeinden und ihrer Rechts- und Besitztitel. Das älteste derartige Kapitels-
buch ist der Liber statutorum sive legum capituli Chanadiensis - die 1582 angelegte Sammlung des kleinen
Kapitels Scholten27. Aus etwa derselben Zeit stammen die ältesten Teile der Kapitelbücher von Bogeschdorf
(1586-1599)28 und Mediasch (1604)29. Im Laufe des 17. Jahrhunderts entstanden die Kapitelbücher von
Kosd, Mühlbach, Bistritz, Schenk, Lasseln, Magarei, Bulkesch, Kaltwasser und Tekendorf. Üblich war,
dass die Bücher über viele Jahrzehnte fortgeführt und ergänzt wurden. Daneben stehen Abschriftensamm-
lungen von Gelehrten, zunächst der ab 1643 angelegte Codex Adamianus30 des 1679 gestorbenen Superin-
tendenten Stephan Adami. Umfangreiche Zusammenstellungen hinterließen auch dessen Amtsnachfolger
Michael Pancratius31, Vater und Sohn Haner32 sowie die Pfarrer David Hermann33 und Georg Poeldner34. In
diese Traditionslinie lassen sich die Editionen des im 19. Jahrhundert zum Superintendenten aufgestiegenen
Georg Daniel Teutsch einordnen, insbesondere sein zweibändiges „Urkundenbuch der evangelischen Lan-
deskirche A.B. in Siebenbürgen“ von 1862 bzw. 1883.
Zahlreiche Umlagerungen machen auch das Auffinden der im 19. Jahrhundert ausgewerteten Archiva-
lien nicht einfach. Die Überlieferung konzentriert sich in Hermannstadt. Die Stadt verwahrte seit alters her
auch das Archiv der sächsischen Nationsuniversität. Nach deren förmlicher Auflösung 1937 war das Archiv
im Besitz der Landeskirche und wurde nach 1945 verstaatlicht. Die heutige Bezeichnung lautet Filiale des
rumänischen Nationalarchivs für den Kreis Hermannstadt (Arhivele Nationale ale Romăniei, directia Jude-
teana Sibiu)35. Aus dieser Archivgeschichte erklärt sich das weit über den Kreis Hermannstadt hinausge-
26 Von 1556 bis 1650 reicht AHG Kronstadt, I A 14 (Pro-
tocollum actorum capituli Barcensis); Beschreibung
Teutsch, UB I, S. XI und UB II, S. XIII sowie QGSK
8.2, S. XXIIIf.
27 NatA Hermannstadt, Mss. Varia III 1; Beschreibung
Teutsch, UB II, S. Xf.
28 NatA Hermannstadt, Mss. Varia II 238 (Matricula capi-
tuli Bogatiensis)-, Beschreibung Teutsch, UB II, S. XI.
29 AevKB Mediasch, Matrica capituli Mediensis; Beschrei-
bung Teutsch, UB II, S. XI.
30 Über Adami vgl. Jekeli, Bischöfe, S. 87-93; Trausch,
Schriftsteller-Lexikon I, S. 44-48, V, S. 10. Der Codex
Adamianus findet sich heute unter der Signatur NatA
Hermannstadt, Mss. Varia II 65; Beschreibung
Teutsch, UB I, S. IX und Zimmermann, Urkunden-
Sammlungen, S. 65.
31 Gest. 1690, vgl. Jekeli, Bischöfe, S. 110-117;
Trausch, Schriftsteller-Lexikon III, S. 44-48, IX,
S. 371f. Der Codex Pancratianus findet sich heute unter
der Signatur NatA Hermannstadt, Mss. Varia III 20;
Beschreibung Teutsch, UB I, S. IX und Zimmer-
mann, Urkunden-Sammlungen, S. 66.
32 Gest. 1740 bzw. 1777; ihre kirchengeschichtlichen Arbei-
ten datieren ab 1694: hier erwies sich als besonders ein-
schlägig das dreibändige Manuskript Nota bene maius
pastoris Saxo-Transilvani ... addicti, NatA Hermann-
stadt, Mss. Varia II 1; weiterhin die Schrift Delineationis
Historiae Ecclesiarum Transsylvanicarum liber, ebd.,
Mss. Varia I 2 und die dreibändige Sammlung von
Urkunden zur Kirchengeschichte, ebd., Mss. Varia II 6.
Vgl. Trausch, Schriftsteller-Lexikon II, S. 54-69, IX,
S. 37f; Jekeli, Bischöfe, S. 167-177, 188-204; BBKL
IV, Sp. 368; Szegedi, Geschichtsbewußtsein, S. 404-
414.
33 Gest. 1682 als Pfarrer in Wurmloch, vgl. Wagner, Pfar-
rer, Nr. 2127; Trausch, Schriftsteller-Lexikon II,
S. 121-124 („einer unsrer verdientesten Gelehrten, von
unermüdetem Fleiße“); Szegedi, Geschichtsbewußt-
sein, S. 399-404. Aus seinen ebd. aufgelisteten zahlrei-
chen Werken seien insbesondere genannt die Annales
Ecclesiastici, die Ruina Transilvaniae und die Jurispru-
dentia Ecclesiastica; Sammelband NatA Hermannstadt,
Mss. Varia II 207 sowie ebd., Sammlung Brukenthal B 1-
5 Nr. 50.
34 Gest. 1754 als Pfarrer in Deutsch-Weisskirch; Trausch,
Schriftsteller-Lexikon III, S. 67f.; der Codex Pöldne-
rianus findet sich heute unter der Signatur NatA Her-
mannstadt, Mss. Varia II 81; Beschreibung Teutsch,
UB I, S. IX und UB II, S. XIV sowie Zimmermann,
Urkunden-Sammlungen, S. 109f.
35 Zum Archiv und seiner Geschichte vgl. Vlaicu, Sibiu
Archives, S. 3-30 und Vlaicu, Zugang, S. 98-108 und
Vlaicu, Hermannstädter Staatsarchiv, S. 50-84 (mit
Bestandsübersicht). Ausführlicher älterer Archivführer
von 1905 Zimmermann, Archiv Hermannstadt. Eine
scheinbare Gliederung bilden die Inv.-Nummern der
Bestände. Sie beziehen sich auf die den Bestand erschlie-
ßenden Findbücher. Für größere Bestände liegt eine
Anzahl von Nummern vor, so Inv. 80-125 für die Samm-
lung Brukenthal. Für den findbuchlosen Bestand Mss.
Varia ist auch keine Inv.-Nummer vergeben.
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