Einleitung
zu den anderen Zentren der siebenbürgisch-sächsischen Reformation“ wird er auch in der neueren Landes-
geschichte vielfach gewürdigt154. Nach Schulbesuch in Klausenburg und Studium in Krakau war Pomarius
zunächst in bewegter Zeit zehn Jahre Stadtschreiber seiner Heimatstadt Bistritz. Als erstes reformatori-
sches Dokument der Kirchenerneuerung im nördlichen Sachsenland gilt sein Ratschlag, die beim Einfall des
walachischen Woiwoden 1542 zerstörten bzw. eingezogenen Bilder, da sie gegen das Gebot Gottes seien,
nicht mehr wiederherzustellen155. Als Stadtschreiber von Hermannstadt und Notar der Nationsuniversität
befand er sich in einer Schlüsselstellung zur Koordinierung einer einheitliche Kirchenreform; in mehreren
Reisen bereitete er die Gelehrtenversammlung zur Erarbeitung der Kirchenordnung von 1547 vor. Als
erster sächsischer Schriftsteller wandte er das humanistische ad fontes auf geschichtliche Darstellungen an,
so in seiner auf Archivalien gestützten Geschichte der Stadt Bistritz. Zur Erschließung der Archivalien
verfasste er das erste Verzeichnis des Archivs der Nationsuniversität. 1551 wechselte Pomarius als Stadt-
schreiber nach Kronstadt und übernahm 1554 in seiner Heimatregion die Pfarrei der Marktgemeinde Lech-
nitz. Seine Kontakte zu Klausenburger Geistlichen trugen 1557 zur Klausenburger Einigung auf den con-
sensus doctrinae bei, den er ebenso wie die sächsische Brevis Confessio 1561 unterschrieb. Schließlich war er
Weichensteller des vergrößerten Bistritzer Kapitels, wo er die Stellung des Dechanten durch Visitationen
und Lehrschriften ausweitete und eine Neuordnung des Schulwesens „im Geiste der Honterschen Schulre-
form“156 initiierte.
15. Vierzehn Artikel der gemeinsamen Mediascher Synode (Propositiones de coena Domini) 6. Februar 1561
(Text S. 274)
1561 luden der junge König Johann Sigismund und sein wittenbergisch gesinnter Kanzler Michael Csaki die
Vertreter der evangelischen Geistlichkeit der verschiedenen Landesteile nach Mediasch in der Hoffnung, die
innerevangelischen Kontroversen beilegen zu können157.
Den Teilnehmern war aufgegeben, ihre unterschiedlichen Ordnungen und Bekenntnisse als kurze Pro-
positiones zusammenzustellen. Diese wurden vier deutschen Universitäten zur Begutachtung vorgelegt
(Wittenberg, Leipzig, Rostock und Frankfurt/Oder). Abgesandte seitens der sächsischen Geistlichkeit
waren der Burzenländer Dechant Nikolaus Fuchs, Pfarrer von Honigberg, der Heltauer Pfarrer Georg
Christian Rosenauer und der damalige Lektor am Hermanstädter Gymnasium und spätere Superintendent
Mag. Lukas Unglerus. Die propositiones der sächsischen Geistlichkeit mitsamt Unterschriftenliste sowie die
Gutachten der vier Universitäten mitsamt Begleitschreiben wurden 1563 mit einer umfangreichen Einlei-
tung des Superintendenten Hebler als Brevis Confessio gedruckt158. Ein erneuter Druck erfolgte 1584 in
Leipzig mit einem Vorwort von Nikolaus Selnecker unter dem abgewandelten Titel Confessio ecclesiarum
Saxonicarum in Transylvania de coena Domini159. Bei geringen Abweichungen im Text enthält der Leipziger
154 Zuletzt zusammenfassend Gündisch, Pomarius, S. 114-
134.
155 Reinerth, Gründung, S. 136; Gündisch, Pomarius,
S.120.
156 Würdigung Gündisch, Pomarius, S. 124; Teutsch,
Geschichte I, S. 342f.; Schuller, Pomarius, S. 185-
246; Trausch, Schriftsteller-Lexikon III, S. 68-71, IV,
S. 342; Wittstock, Nösnergau, S. 21-23; zu Pomarius
als Archivar und Historiker Duzinchevici, Pomarius,
S. 257-262; Nussbächer, Pomarius, S. 169-180.
157 Zum Ablauf Reinerth, Gründung, S. 264-273;
Teutsch, Geschichte I, S. 279-281.
158 Brevis Confessio de sacra coena Domini ecclesiarum Saxo-
nicarum et coniunctarum in Transylvania anno 1561, una
cum iudicio quatuor academiarum Germaniae super eadem
controversia; Druck Kronstadt 1563, Beschreibung ASD,
Nr. 125.
159 Confessio ecclesiarum Saxonicarum in Transylvania de
coena Domini anno 1561 missa, allata et exhibita acade-
miis Lipsensi, Witenbergensi et Rostochianae et harum de
illa confessione censura necessaria hodie et utilis omnibus
veritatis et pietatis studiosis cum brevi praefatione Nicolai
Selnecceri D., Lipsiae excudebat Georgius Depner anno M.
D. LXXXIIIL, vgl. VD 16 C 4815.
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zu den anderen Zentren der siebenbürgisch-sächsischen Reformation“ wird er auch in der neueren Landes-
geschichte vielfach gewürdigt154. Nach Schulbesuch in Klausenburg und Studium in Krakau war Pomarius
zunächst in bewegter Zeit zehn Jahre Stadtschreiber seiner Heimatstadt Bistritz. Als erstes reformatori-
sches Dokument der Kirchenerneuerung im nördlichen Sachsenland gilt sein Ratschlag, die beim Einfall des
walachischen Woiwoden 1542 zerstörten bzw. eingezogenen Bilder, da sie gegen das Gebot Gottes seien,
nicht mehr wiederherzustellen155. Als Stadtschreiber von Hermannstadt und Notar der Nationsuniversität
befand er sich in einer Schlüsselstellung zur Koordinierung einer einheitliche Kirchenreform; in mehreren
Reisen bereitete er die Gelehrtenversammlung zur Erarbeitung der Kirchenordnung von 1547 vor. Als
erster sächsischer Schriftsteller wandte er das humanistische ad fontes auf geschichtliche Darstellungen an,
so in seiner auf Archivalien gestützten Geschichte der Stadt Bistritz. Zur Erschließung der Archivalien
verfasste er das erste Verzeichnis des Archivs der Nationsuniversität. 1551 wechselte Pomarius als Stadt-
schreiber nach Kronstadt und übernahm 1554 in seiner Heimatregion die Pfarrei der Marktgemeinde Lech-
nitz. Seine Kontakte zu Klausenburger Geistlichen trugen 1557 zur Klausenburger Einigung auf den con-
sensus doctrinae bei, den er ebenso wie die sächsische Brevis Confessio 1561 unterschrieb. Schließlich war er
Weichensteller des vergrößerten Bistritzer Kapitels, wo er die Stellung des Dechanten durch Visitationen
und Lehrschriften ausweitete und eine Neuordnung des Schulwesens „im Geiste der Honterschen Schulre-
form“156 initiierte.
15. Vierzehn Artikel der gemeinsamen Mediascher Synode (Propositiones de coena Domini) 6. Februar 1561
(Text S. 274)
1561 luden der junge König Johann Sigismund und sein wittenbergisch gesinnter Kanzler Michael Csaki die
Vertreter der evangelischen Geistlichkeit der verschiedenen Landesteile nach Mediasch in der Hoffnung, die
innerevangelischen Kontroversen beilegen zu können157.
Den Teilnehmern war aufgegeben, ihre unterschiedlichen Ordnungen und Bekenntnisse als kurze Pro-
positiones zusammenzustellen. Diese wurden vier deutschen Universitäten zur Begutachtung vorgelegt
(Wittenberg, Leipzig, Rostock und Frankfurt/Oder). Abgesandte seitens der sächsischen Geistlichkeit
waren der Burzenländer Dechant Nikolaus Fuchs, Pfarrer von Honigberg, der Heltauer Pfarrer Georg
Christian Rosenauer und der damalige Lektor am Hermanstädter Gymnasium und spätere Superintendent
Mag. Lukas Unglerus. Die propositiones der sächsischen Geistlichkeit mitsamt Unterschriftenliste sowie die
Gutachten der vier Universitäten mitsamt Begleitschreiben wurden 1563 mit einer umfangreichen Einlei-
tung des Superintendenten Hebler als Brevis Confessio gedruckt158. Ein erneuter Druck erfolgte 1584 in
Leipzig mit einem Vorwort von Nikolaus Selnecker unter dem abgewandelten Titel Confessio ecclesiarum
Saxonicarum in Transylvania de coena Domini159. Bei geringen Abweichungen im Text enthält der Leipziger
154 Zuletzt zusammenfassend Gündisch, Pomarius, S. 114-
134.
155 Reinerth, Gründung, S. 136; Gündisch, Pomarius,
S.120.
156 Würdigung Gündisch, Pomarius, S. 124; Teutsch,
Geschichte I, S. 342f.; Schuller, Pomarius, S. 185-
246; Trausch, Schriftsteller-Lexikon III, S. 68-71, IV,
S. 342; Wittstock, Nösnergau, S. 21-23; zu Pomarius
als Archivar und Historiker Duzinchevici, Pomarius,
S. 257-262; Nussbächer, Pomarius, S. 169-180.
157 Zum Ablauf Reinerth, Gründung, S. 264-273;
Teutsch, Geschichte I, S. 279-281.
158 Brevis Confessio de sacra coena Domini ecclesiarum Saxo-
nicarum et coniunctarum in Transylvania anno 1561, una
cum iudicio quatuor academiarum Germaniae super eadem
controversia; Druck Kronstadt 1563, Beschreibung ASD,
Nr. 125.
159 Confessio ecclesiarum Saxonicarum in Transylvania de
coena Domini anno 1561 missa, allata et exhibita acade-
miis Lipsensi, Witenbergensi et Rostochianae et harum de
illa confessione censura necessaria hodie et utilis omnibus
veritatis et pietatis studiosis cum brevi praefatione Nicolai
Selnecceri D., Lipsiae excudebat Georgius Depner anno M.
D. LXXXIIIL, vgl. VD 16 C 4815.
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