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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0088
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Das Herzogthum Preussen.

so jemmerlich verwarlosen, ja selbs umbs leben
bringen, aus diesen ursachen auch die christliche
gemeine billich gegen sölchem offenbaren grossem
übel die christliche strafe des bannes brauchen
soll, und eine sölliche person nicht für ein christ-
lich glied erkennen, noch annemen, sie habe dann
zuvor in offener busse, das ihr sölche sünde leid
sei, und das sie herzlich der gnaden begere, für
der ganzen gemeine des orts gnugsam erzeiget,
als nemblich , das sie einen sontag, drei ader
viere, nach umstendigkeit der sachen an einem
sonderlichen sichtbaren ort in der kirchen unter
der prediget stehe, in demütiger, flehender weise
und geberden, und vom prediger dem volk an-
gezeigt, nach der prediget aber durch den custos
ader glöckner wider aus der kirchen gewiesen
werde, bis das sie endlich der gemeine recon-
ciliiret, versünet und absolviret werde. Und im
fal, das bede eltern an sölcher erdruckung ihrer
kinder schult, söllen sie zugleich oben angezeigter
massen büssen.
Form der reconciliation und absolution.
Lieben freunde in Christo! Euch allen ist
ungezweifelt wissentlich, wie diese N. Schwester
im herren Christo aus unachtsamkeit und unvor-
sichtigkeit sich an ihrem eigenen fleisch und
blute etc. wie wol one willen versündiget, und
damit got den allmechtigen schwerlich verzürnet
hat, und daneben auch solch ubel unter uns ganz
offenbar und rüchtig ist, dardurch dann unsere
christliche versamblung nicht ein klein ader gering
ergernus empfunden hat, dieweil aber sölche ihre
missethat und ergernus sie genzlich reuet, und von
gott dem vater durch Jesum Christ unsern einigen
versüner und mitler gnad und barmherzigkeit be-
geret, die ihr ungezweifelt auch um got im himmel
unversagt ist, dabei auch solch leid mit offent-
licher bnsse erzeiget, und dardurch sich mit uns
allen, die sie also verseret und geergert hat, zu
versünen demütiglich begeret, söllen und wöllen
wir auch nach der lehre Christi und seiner
aposteln herzlich gerne ihr sölchs verzeihen und
umb gottes willen vergeben, auch gott treulich
für sie bitten, er wolle ihr gnedig sein und hin-
furt sie und uns alle für sölcher und anderer
ferlichkeit gnediglich behüten und bewaren, der-
halben last uns beten. Dicatur Pater noster ab
omnibus ac singulis occulte, Dein de a Concionatore
legatur publice Psalmus Deus misereatur etc. vel
Miserere mei deus etc. Germanica lingua.
Posthac alloquatur penitentem his verbis.
N., schwester im herren Christo, dieweil du
das leid deines herzens über die begangene misse-
that, also in der busse offentlich erzeigest, daraus
dann auch wir offentlich spüren deine demut, und

das es dich genzlich reuet und got der barm-
herzige vater uns zugesagt hat vergebung der
sünden durch Jesum Christ unsern heiland im
heiligen evangelio, wo zween unter euch eins
werden auf erden, warumb es ist, das sie bitten
wöllen, das sol ihnen widerfaren von meinem
vater im himel, denn wo zween ader drei ver-
samblet sind in meinem namen, da bin ich mitten
unter ihnen.
Item. Was ihr auf erden lösen werdet, soll
auch im himmel los sein, also sage ich auch zu dir,
an Christus stadt und von seinetwegen, sei getrost,
meine tochter, deine sünd sind dir vergeben.
Auch nemen wir dich widerumb an zu einem
gliede des geistlichen leibs Christi, welcher ist
die gemeine seiner gleubigen, von welchem leibe
du dich selbst durch dein laster abgeschnitten
hast, das du demselbigen seiest wider eingeleibt,
im namen gottes des vaters, des sohns und des
heiligen geists. Amen.
Von den homicidis ader todtschlegern.
Weil got der almechtige zu tödten gar mit
grossem ernst verboten hat und das vergossene
menschen blut gen himmel, wie Abels zu got,
umb rache schreiet, so ist derjenige, so fürsetz-
lichen ader mit zorn, vom satan übereilet und
getrieben, einen mord begehet, Ipso facto ex-
communicatus, wie man zu reden pflegt. Der-
halben ists nicht unförmlich, das der missetheter
bald nach der übelthat im selbigen kirchspiel von
der kanzel in den christlichen bann gethan werde
nach der lere und weise S. Pauli 1. Corinth 5.
Wo nun söllicher darnach dem weldlichen ge-
richte durch abtrag entbricht und ihme von der
obrigkeit ader hersclraft widerumb daselbst zu
wonen gestadtet wird, sol er bald darauf und mit
dem allerersten durch dieselbige herschaft zum
herren bischof desselbigen orts mit einem brief
oder gezeugnus gewiesen werden, von welchem
er die absolution, und das er mit der christ-
lichen gemeine, welche er mit seiner missethat
schwerlich geergert hat, reconciliiret werden müge,
in aller demut bitten sol. Aber noch genugsamer
verhör und erkentnus aller umbstende des fals
ader todtschlags sol er widerumb gesand werden
an den pfarher des kirchspiels mit des herrn
bischofs briefe, darin der pfarher bericht empfaht,
wie und welcher gestalt die offentliche busse dem
gebanneten nach unterscheid des fals und der
circumstantien sol auferleget werden, also das er
im selben kirchspiel, da sölche ergernis gegeben,
widerumb offentliche busse thue, und mit der
christlichen gemeine reconciliiret ader versünet,
und daselbst absolution empfahe, welche sol in
gleicher weise und form, wie oben von weibern,
so die kinder erdruckt haben, geschehen, doch
 
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