Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0108
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
90

Das Herzogthum Preussen.

zu erlangen würdig werde durch Jesum Christum,
unsern herrn. Amen.
Ich beschwere dich, du unreiner geist, bei
dem namen des vaters † und des sohns † und
des heiligen geistes †, dass du ausfarest und
weichest von diesem diener (oder dieser dienerin)
Jesu Christi N. Amen.
Lasst uns hören das heilige evangelium
St. Marcus:
Und sie brachten kindlein zu Jesu, dass er
sie anrürete, die jünger aber furen die an, die
sie trugen. Da es aber Jesus sah, ward er un-
willig und sprach zu ihnen: Lasset die kindlein
zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn
solcher ist das reich gottes. Warlich, ich sage
euch, wer das reich gottes nicht empfehet als ein
kindlin, der wird nicht hineinkommen; und
herzet sie und leget die hende auf sie und
segenet sie.
Denn lege der priester seine hende aufs
kinds heupt und bete das Vater unser sammt
den paten nidergeknihet:
Vater unser, der du bist im himmel, ge-
heiliget werde dein name, zu komme dein
reich, dein wille geschehe wie im himmel also
auch auf erden, unser teglich brod gieb uns heute,
und verlasse uns unsere schulde, als wir verlassen
unsern schuldigern, und für uns nicht in ver-
suchung, sondern erlöse uns von dem ubel.
Amen.
Darnach leite man das kindlein zu der taufe
und der priester spreche:
Der herr behüte deinen eingang und ausgang
von nu an bis zu ewigen zeiten.
Darnach lass der priester das kind durch
seine paten dem teufel absagen und spreche:
N. entsagest du dem teufel?
Antwort: Ja.
Und allen seinen werken ?
Antwort: Ja.
Und alle seinem wesen ?
Antwort: Ja.
Darnach frage er :
Gleubest du an gott, den allmechtigen vater,
schepfer himmels und der erden?
Antwort: Ja.
Gleubest du an Jesum Christum, seinen
einigen sohn, unseren herrn, geboren von Maria
der jungfrauen, gekreuziget, gestorben und be-
graben, auferstanden von den todten, sitzend zur
rechten gottes, zukunftig zu richten die lebendigen
und die todten?
Antwort: Ja.
Gleubest du an den heiligen geist, eine heilige
christliche kirche, gemeine der heiligen, ver-
gebung der sünde, auferstehung des fleisches und
nach dem tode ein ewiges leben?

Antwort: Ja.
Wiltu getauft sein?
Antwort: Ja.
Da neme er das kind in die taufe, giesse
das wasser darauf drei mal und spreche:
Und ich teufe dich im namen des vaters, des
sons, und des heiligen geistes.
Denn sollen die paten das kindlin halten
in der taufe, und der priester spreche :
Der allmechtige gott und vater unsers herrn
Jesu Christi, der dich anderweit geborn hat
durchs wasser und den heiligen geist, und hat
dir alle deine sünde vergeben, der sterke dich
mit seiner gnade zum ewigen leben. Amen.
Friede mit dir.
Antwort,: Amen.
Von der nottauf.
Die pfarrherren sollen das volk in den pre-
digen unterrichten, das sie nicht leichtlich zu
der nottauf eilen, sondern warten, bis das kind
ganz und gar von mutterleib auf erden geboren
wird, wie wir hernach von den altfrauen oder
hebammen mehr davon berichten wollen.
Sollen aber anfenglich die frauen alle, die
bei solchen nöten sind, wann die schmerzen zur
geburt fürhanden, auf die kniee fallen, die mutter
und die frucht in dem gebet dem lieben gott
treulich befehlen, der sie auch ohne zweifel
damit beide gern will aufnehmen, wie er von dem
hauptmann seinen knecht, Matth. 8, und von dem
armen Canaäischen freulein ire tochter aufname,
Matth. 15, und der keines jemals, die ihm der-
massen im gebet befohlen sind, ausgestossen hat,
noch ausstossen will, wie Christus selber spricht:
Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaus-
stossen.
Ob dann der liebe gott darauf seinen heim-
lichen rath und willen schaffete, dass das kind
stürbe, ehe dann es geboren und getauft würde,
sollen fromme christliche herzen doch nicht
zweifeln, der liebste sohn gottes hat es in ihrem
gebet aufgenommen und will sein gnediger vater
sein, weil es der taufe nicht mangelt aus ver-
achtung oder verseumung, sondern dass uns in
dem fall zu taufen verboten ist, weil die nicht
sollen noch können durch die taufe wiedergeborn
werden, die noch nie von der mutter erstmals
geboren, oder, ehe sie geborn, verstorben sind.
Sollen derhalben solche ungetaufte kinder,
jedoch one gesenge, an gebürlichen ort, da die
anderen christen in dem herrn ruhen und schlafen,
gebracht werden.
Were es aber sache, dass das kind voll-
kommen geboren würde, sollen doch die frauen
abermals nicht eilen zu der nottauf, es erfordere
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften