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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0414
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396

Das Herzogthum Pommern.

Dar na vor dem altar, so de ordinator nicht
wil eine prefation doen an dat volk, de dignitate
ministerii, wo de eingebarne söne gades dat
predigamt gestiftet unde sülvest gevöhret hefft,
unde noch erhölt unde vöhret dorch minschen, to
erbuwinge sines rikes, unde dat he idt wedder
den düvel erholden wert, unde wo gades wille si,
dat nicht alle ane underscheet schölen tom predig-
amte gripen, sundern allene de, de darto beropen,
examineret. beweret unde na dem gebruke der
apostel, mit dem gebede unde upleginge der
hende ordineret sint etc. So mach he balde an-
fangen to lesen dise volgende wort des hiligen
Pauli: 1. Timoth. 3.
So schrifft sanct Paulus in der ersten epistel
an Timotheum am drüdden capitel: Dat is ge-
wislich war, so jemand dat predigamt begeret, de
begeret ein köstlich werk. Ein bischop överst
unde ein prediger schal unstraflick sin, einer
fruwen man nüchtern, metich, sedich, herbergich,
lerhaftich, nicht ein winsuper, nicht betich, nicht
unehrlike hanteringe driven, sunder gelinde, sacht-
mödich, nicht haderhaftich, nicht girich, de sinem
egenen huse wol vörsta, de gehorsame kinder
hebbe, mit aller ehrbarheit. So överst jemand
sinem egenen huse nicht wet vörtostande, wo wert
he de gemeine gades vorsorgen? Nicht ein nie-
ling, dat he sick nicht upblase unde dem lasterer
int ördel valle. He mot överst eine gude tüch-
nisse hebben, van den de dar buten sint, up dat
he nicht valle dem lasterer in de stricke.
So vormanet ock sanct Paulus de öldesten
der gemeine to Epheso. So hebbet nu acht up
yuw sülvest unde up de ganze herde, under
welckere yuw de hillige geist gesettet hefft to
bischöppen, to weiden de gemeine gades, welckere
he dorch sin egen blot erworven hefft. Denn dat
weet ick, dat na minem affscheide under yuw
kamen werden grüwlicke wülfe, de der herde
nicht vorschonen werden, ock ut yuw sülvest
werden upstan menner, de vorkerede lere reden,
de jüngere an sich to theende. Darümme weset
wacker unde denket daran, dat ick nicht affgelaten
hebbe, dre jar dach unde nacht einen jedern mit
tranen to vormanen.
Hir up deit de ordinator eine korte ut-
leginge effte vormaninge an de predicanten, alse
volget.
Hir höre gi, dat dise wort reden, wat yuwe
lere, yuwe amt, yuwe levent unde wandel sin
schal.
De lere schal sin, dat gi gades wort, dat ge-
sette unde evangelium, bote unde gnade dorch
Christum, der gemeine, de he mit sinem blode
vorworven hefft, schölen rein unde vlitich pre-
digen, unde mit allem vlite weren, dat nicht
wülfe unde rotten, falsche lere unde laster mank

de armen schape Christi inriten. Darto is van
nöden, dat gi sülvest godt früchten, van herten
bidden, unde vlitich studeren in der hiligen schrift,
alse S. Paulus secht: Holt an mit lesende unde
nim di an der vormaninge unde der lere, Timoth. 4.
Dat amt schal sin, dat gi arbeider sin schölen,
nicht ledichgenger, sunder truwliken acht geven,
up yuwe bevalen herde, yuwe amt, in allen
stücken des ministerii, vormöge der agenda, truwe-
liken utrichten unde nichtes vörnemen, dat der
kerckenordninge to wedderen is.
Dat levend schöle gi mit allen den yuwen
vöhren na der lere Pauli, dat gades name unde
sin hilige wort nicht umme yuwent willen ge-
lastert werde.
Sint gi sölckes to doende bereit? Dicunt: Ja.
Hir lecht de superintendens, unde de anderen
pastores, den ordinanden, so up den kneen sitten.
up dat hövet de hand, unde vormanet de ganze
gemeine tom gebede, vor dat ganze hilige predig-
amt, vor alle lerer unde tohörer, unde sunderlick
vor dise ordinanden unde spreckt: Latet uns
beden: Vader unse, de du bist im hemmel etc.
Latet uns wider beden.
Barmhertige godt, hemlische vader, du heffst
dorch den mund dines leven söns unses herren
Jesu Christi to uns gesecht, de arne is grot,
överst weinich sint der arbeider, biddet den herren
der arne, dat he arbeider in seine arne sende, up
sölcken dinen gödtliken bevel bidde wi van herten,
du woldest disen dinen deneren, samt uns unde
allen, de to dinem worde beropen sint, dinen
hiligen geist ricklick geven, dat wi mit groten
hupen dine evangelisten sin, trüw unde vaste
bliven, wedder den düvel werlt unde fleesch, dar
mit din name gehiliget, din rike vormeret, din
wille vullenbracht werde, du woldest ock den
ledigen grüwel des pawestes unde Mahomets, samt
andern rotten, so dinen namen lesteren, din rike
vorstören, dinem willen wedderstreven, endlick
stüren unde ein ende maken, sölck unse gebet,
de wile du idt gebeten, geleret unde vortröstet
heffst, woldestu gnedichlich erhören, alse wi ge-
löven unde truwen, dorch dinen leven sönö, unsen
herren Jesum Christum, de mit di unde dem
hiligen geiste levet unde herschet in ewicheit.
amen.
So gat nu hen unde weidet de herde Christi,
so yuw bevalen is, unde seet wol to, nicht ge-
dwungen, sunder willichlick, nicht umme schend-
lickes gewinstes willen, sunder van herten grund,
nicht alse de aver dat volk herschen, sunder
werdet ein vörbilde der herde, so werde gi, wenn
de erzherde erschinen wert, de unvorwelcklike
krone der ehren entfangen, amen.
 
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