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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0048
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Die Kirchenordnungen

1. Agenda Wursatorum ecclesiastica offte handbook unde ordeninge der hilligen
kerken im lande to Wursten, mit fliet up ordeninge der stände tosamengedragen.

1574 1.

[Vorrede]

Als de gnedige und barmhertige Gott, dessen
name hochgelavet in ewicheit sy, düssen unsen
Wusterlande de gnade wedderfaren laten, dat dat
pavsdom en ende namen, ofschon de leidige düvel
unde syne helpershelper de kristglovigen minschen
desserhalven noch verfolget, syn de stende des lan-
des 2 avereen gekamen, ene kristliche ordnung ver-
faten to laten, de na Gades wort ingerichtet, ys ok
insofern tostande kamen, als wy nu sehen unde
Gott davor to danken hebben. Unse gnedige Gott
unde Vader heft to dissen tyden sine baden mit sul-
ken gaven utgeziert, de evangelisten gaen mit gro-
ten scharen in de werlt unde erheven ere stemme.
Man mag wol indenken wesen, wo wy et hir vor-
funnen hebben, als wy von Gade beropen syn, hir
Kristum lutterlik to verkundigen. Wy hadden ok

1 Druckvorlage: J. H. Pratje, Altes und Neues V,
317—320. Dort überschrieben: Vorrede zu den Agendis
Wursatorum ecclesiasticis vom Jahre 1534 (zur
Jahreszahl vgl. oben Einleitung, S. 9). Die obige
Überschrift teilt Pratje an anderer Stelle mit: Altes
und Neues IV, 388.

2 Die Landesgemeinde gliederte sich in Besitzende und
Nichtbesitzende. Das verfassungsmäßige Organ der
Landesgemeinde war die Landesversammlung auf
dem Klenckenhamm an der Wedelsbrücke im Kirch-
spiel Misselwarden, in der sich jedoch nicht die bei-
den Stände — Besitzende und Nichtbesitzende -
gegenüberstanden, sondern die Meinungen der Kirch-
spielsführer und der Geschlechtshäupter ausschlag-
gebend waren. Je nach Gelegenheit konnte sich die
Landesversammlung aus den Kirchspielen oder den
Geschlechtern zusammensetzen. Vgl. G. v. d. Osten-
R.Wiebalck, 82ff.; G. v. d. Osten, Verfassungs-
geschichte, in: JbMM 18 (1917/20), 79ff., über die
Funktion der Kirchspielsvertreter ebd. 81ff.; kurz
zusammenfassend auch R. Wiebalck in: H. Eber-
hardt-Bosenbüttel, 15.

3 Wichtig für die Christianisierung des Landes war
möglicherweise der Ort Blexen an der Wesermün-
dung, wo der hl. Willehad 789 starb, und wo vermut-
lich für das ganze Wesermündungsgebiet der wich-
tigste Platz religiöser Andacht war. In einigen Geest-
teilen des Landes ist wahrscheinlich eine Christiani-
sierung von Debstedt aus erfolgt. Karl d. G. über-
zog das Land mehrfach mit Krieg, ließ die Ein-

wohner teils zerstreut anderswo ansiedeln, teils

nicks uttorichten vermogt, wo uns de allmechtige
Gott nicht bistaen hadde. Datt volk satt in un-
wetenheit unde schadewen des dodes [vgl. Mt 4,16].
Dit mogen de erkennen, de na uns hir kamen, wo
wy tovorderst de ban gebraken, dat se nu seker to
gaen instande syn. De Wurster syn wol vor velen
hundert jaeren ut heyden Kristen worden dor den
deenst des groten kaiser Karl ende syner nafolger 3;
alleen se syn mit den jaeren von Kristus luttern
wort up minschengesette und -gebade geföhret. Se
syn wedder tor vorigen unwetenheit kehret unde
mehr heydenminschen als Kristen wesen. Nu kan
en ider, Gott sy loff, in düdescher unde vornem-
liker sprake syne stemme hören unde salig werden.
Wy lesen ok de hillige scripture in dat neddersaßi-
sche avergesettet 4, de so rein ende fyn ys, dat se

in Klöstern zu Klerikern erziehen. Von Westen her
drangen jetzt Friesen ein, die sich jedoch noch jahr-
hundertelang der Kirche gegenüber zurückhaltend
und mißtrauisch verhielten. So G. v. d. Osten-
R. Wiebalck, 57. 28ff. 47f.

4 Die erste niederdeutsche Bibelausgabe, besorgt von
Bugenhagen, erschien 1534 zu Lübeck bei Ludwig
Dietz. Titel: „De Biblie vth der vthlegginge Doctoris
Martini Luthers yndyth düdesche vlitich vthgesettet/
mit sundergen vnderrichtingen / alse men seen
mach.“- Nach Luthers Vorrede zum AT folgt: Johan-
nes Bugenhagen Pomer. De utleggynge Doctoris Mar-
tini Luthers, mynes leven heren unde vaders in Chri-
sto, ys in dyt sassesche düdesch ut dem höchdüde-
schen vlitich utgesettet ut synem bevele. Darto hebbe
yck by de historien des olden unde nyen testamentes
etlike underrichtingen geschreven unde darneven
ock totyden angetekent der historien gebrück, darut
to merkende, wo uns ock de vorgangen historien
nütte syn. Solck hebbe yck ock gedän ut wetende
unde willen dessülvigen Doctoris Martini. Wente he
hefft so grote kunst, moye unde arbeid van Gades
gnaden an syne utlegginge (alse am dage ys) gewen-
det, dat billich nemand anders negest Gade einen
namen darvan schal hebben, sunder schal heten des
Luthers biblie. Idt ys eine grote gnade, wenn de
werlt nicht so undankbar were, dat uns Godt so
reyne eine bibhe gifft dorch den man, dorch welcken
he uns wedder gegeven hefft dat reyne evangelion
unses leven Heren Jhesu Christi. Em sy loff in ewi-
cheit vor syne unutsprekelike gave. Amen. Schreven

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