7. Ordnung eins consistorii.
[um 1616] 1
Wir, Johan Friderich, von Gottes gnaden erwolter 2
etc., tun kund hiermit gegen jedermenniglich: Nach-
dem wir durch gnedige schikung des allmechtigen
vermittels einhelliger wahl unsers wurdigen bremi-
schen tumbcapittuls zu einem erzbischoffen dieses
stifts Bremen erhoben, das wir eine gute zeit hero christ-
licher guter intention oft und vielfaltigk bey uns selb-
sten uberlegt und erwogen, wie den kundlichen, fur
augen schwebenden schmälerungen, auch mangeln und
gebrechen unserer geistlichen wohlgebührenden juris-
diction ahn diesem unserm erzstift und deßselben zu-
gehör nach den itzigen zeiten und leuften, soviel im-
mer mensch- und müglich, in etwas remediret werden
mochte, und als wir darbey befunden, das ohne eine
nutzliche separation unserer erzbischofflichen, gaist-
lichen und dan unserer landsfurstlichen, weltlichen
obrigkeit und beider derselben ahnhangenden und zu-
gehörigen rechten, expeditionen und gescheften darzu
bestendiglich nicht zu gelangen, sondern bey solcher
confusion unsere geistliche rechten nach und nach ver-
schwinden und ganzlich zum untergang geraten, kir-
chen und schulen 3 auch neben andern milten und er-
barmlichen stiftungen darunder mit gebürender in-
spection unserm uns von Gott dem allmechtigen hoch
anvertrauten ampt gemeß nicht allerdings versehen,
sondern unter dem praetext unser politischen beamb-
ten verwaltung fast sorgloß und ainsam verlaßen wer-
den, beneben dem auch in fleißigem nachdenken be-
kennen mußen, das bey benachtbarn chur-, fursten
und stenden, geistlichen und weltlichen, sonderlich
nach der suspendirten und den protestirenden stenden
1 Druckvorlage: Aktenstück (Handschrift des 17.Jh.s)
aus dem Staats-A. Hann.: Stade Br. Arch. Des. 5 b
Fach 186 Nr. 2, Stück 1. Dieselbe Akte enthält als
Stück 2 den mutmaßlichen Entwurf der Ordnung
(vgl. Einleitung, oben S. 14). Wo Stück 1 schadhaft
ist, ist stillschweigend Stück 2 zugrunde gelegt.
2 Stück 2 führt etwas weiter aus: erwölter und postu-
lirter zu erz- und bischoven.
3 Über das Schulwesen in der Dompropstei unterrich-
ten die Protokolle der Visitationen von 1581/3 (J. H.
Pratje, Herzogthümer Bremen und Verden II,
143ff.) und 1588 (E. G. Wolters, Kirchenvisitation,
75ff.). Vgl. auch Wolters, Ertrag, 75f. Viel-
fach erteilten die Küster Unterricht, manchmal auch
die Pastoren, Vikare oder Kaplane. Doch kamen auch
besondere Schulmeister vor, die dann von den Ju-
raten, auch wohl unter Mitwirkung des Pastors, an-
genommen wurden. Mancherorts wurde allerdings
gar keine Schule gehalten. — Zu den Wurster Schul-
verhältnissen vgl. oben S. 17, Anm. 9. In Dorum ge-
stattete Johann Friedrich 1601 die Einrichtung einer
heimbgegebenen geistlichen jurisdiction 4, eine solche
abteilung und separation der geistlichen und weltlichen
geschefte in verscheidenen consistoriis und kanzeleien
kundlich gespuret und befunden werden, wir auch dem-
nach, wie leider mehr als gut ist, der itziger zustand
und beschaffenheit unserer bremischen geistlichen
jurisdiction und derselben angehörigen rechten men-
niglich fur augen schwebet, deselben fur andern benach-
barten wohl benötigt sein und bedorften:
Alß haben wir mit zeitlichem ratt und gutem fur-
bedacht dahin entlich resolviret, zu erhaltung derer
noch ubrigen rechten unserer geistlichen censur und
gerichtszwangs, auch anbefohlenen inspection, alle und
jede darzu gehörige objekta derselben sachen und ge-
schefte, auch derselben expeditiones, handhabungen
und verbeßerungen von unsern kanzelei- und welt-
lichen regirungsgescheften durch ahnordnung eines
consistorii und deßelben bestellung abzusondern, in-
maßen wir dan solches hiermit ins werk gestellet und
solch unser consistorium mit seinen umbstenden bieß
uff fernere unsere verbeßerung verfaßet. Hernach fol-
get:
Von personen unserer verordeneten consisto-
rialräten und dienern.
Nachdem wir aus allerhand erheblichen und be-
wegenden ursachen ungerne uns mit der menge vieler
räte uberladen, demnach uns ungelegen, auch zu ver-
meidung scheinlicher contrarieteten undienlich erach-
ten, mit außschleißung aller und jeder unserer kanzelei-
räte dieses unser consistorium durch sonderbare per-
Lateinschule, deren Lehrkräfte aus den Einkünften
der bei der Kirche früher gestifteten Kommende
„titulo beatae Mariae virginis“ dotiert werden soll-
ten; vgl. die Urkunde von 1601 bei Pratje,
Herzogthümer Bremen und Verden III, 256 ff.; dazu
O. H. May, Über eine Lateinschule in Dorum, in:
JbMM 22 (1924/26), 127ff.; E. v. Lehe, Die kirch-
lichen Verhältnisse, 194f. Die Gründung der Schule
kam allerdings erst 1618 zustande; vgl. G. v. d.
Osten-R.Wiebalck, 274; A. Königin:H. Eber-
hardt-Bosenbüttel, 55. - Zur Schule in Vörde vgl.
oben S. 27, Anm. 15.
4 Vgl. Augsburger Religionsfrieden von 1555 [8] bei
K. Brandi, Der Augsburger Religionsfriede vom
25. September 1555 2. 1927, 44f.; siehe auch A. v.
Druffel-K. Brandi, Briefe und Akten zur
Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts etc.
IV. Beiträge zur Reichsgeschichte 1553—1555. 1896,
736f.; dazu J. Heckel, RGG 3 I, 737; U. Scheu-
ner, RGG 3 III, 1520f.
33
3 Sehling, Niedersachsen II/1
[um 1616] 1
Wir, Johan Friderich, von Gottes gnaden erwolter 2
etc., tun kund hiermit gegen jedermenniglich: Nach-
dem wir durch gnedige schikung des allmechtigen
vermittels einhelliger wahl unsers wurdigen bremi-
schen tumbcapittuls zu einem erzbischoffen dieses
stifts Bremen erhoben, das wir eine gute zeit hero christ-
licher guter intention oft und vielfaltigk bey uns selb-
sten uberlegt und erwogen, wie den kundlichen, fur
augen schwebenden schmälerungen, auch mangeln und
gebrechen unserer geistlichen wohlgebührenden juris-
diction ahn diesem unserm erzstift und deßselben zu-
gehör nach den itzigen zeiten und leuften, soviel im-
mer mensch- und müglich, in etwas remediret werden
mochte, und als wir darbey befunden, das ohne eine
nutzliche separation unserer erzbischofflichen, gaist-
lichen und dan unserer landsfurstlichen, weltlichen
obrigkeit und beider derselben ahnhangenden und zu-
gehörigen rechten, expeditionen und gescheften darzu
bestendiglich nicht zu gelangen, sondern bey solcher
confusion unsere geistliche rechten nach und nach ver-
schwinden und ganzlich zum untergang geraten, kir-
chen und schulen 3 auch neben andern milten und er-
barmlichen stiftungen darunder mit gebürender in-
spection unserm uns von Gott dem allmechtigen hoch
anvertrauten ampt gemeß nicht allerdings versehen,
sondern unter dem praetext unser politischen beamb-
ten verwaltung fast sorgloß und ainsam verlaßen wer-
den, beneben dem auch in fleißigem nachdenken be-
kennen mußen, das bey benachtbarn chur-, fursten
und stenden, geistlichen und weltlichen, sonderlich
nach der suspendirten und den protestirenden stenden
1 Druckvorlage: Aktenstück (Handschrift des 17.Jh.s)
aus dem Staats-A. Hann.: Stade Br. Arch. Des. 5 b
Fach 186 Nr. 2, Stück 1. Dieselbe Akte enthält als
Stück 2 den mutmaßlichen Entwurf der Ordnung
(vgl. Einleitung, oben S. 14). Wo Stück 1 schadhaft
ist, ist stillschweigend Stück 2 zugrunde gelegt.
2 Stück 2 führt etwas weiter aus: erwölter und postu-
lirter zu erz- und bischoven.
3 Über das Schulwesen in der Dompropstei unterrich-
ten die Protokolle der Visitationen von 1581/3 (J. H.
Pratje, Herzogthümer Bremen und Verden II,
143ff.) und 1588 (E. G. Wolters, Kirchenvisitation,
75ff.). Vgl. auch Wolters, Ertrag, 75f. Viel-
fach erteilten die Küster Unterricht, manchmal auch
die Pastoren, Vikare oder Kaplane. Doch kamen auch
besondere Schulmeister vor, die dann von den Ju-
raten, auch wohl unter Mitwirkung des Pastors, an-
genommen wurden. Mancherorts wurde allerdings
gar keine Schule gehalten. — Zu den Wurster Schul-
verhältnissen vgl. oben S. 17, Anm. 9. In Dorum ge-
stattete Johann Friedrich 1601 die Einrichtung einer
heimbgegebenen geistlichen jurisdiction 4, eine solche
abteilung und separation der geistlichen und weltlichen
geschefte in verscheidenen consistoriis und kanzeleien
kundlich gespuret und befunden werden, wir auch dem-
nach, wie leider mehr als gut ist, der itziger zustand
und beschaffenheit unserer bremischen geistlichen
jurisdiction und derselben angehörigen rechten men-
niglich fur augen schwebet, deselben fur andern benach-
barten wohl benötigt sein und bedorften:
Alß haben wir mit zeitlichem ratt und gutem fur-
bedacht dahin entlich resolviret, zu erhaltung derer
noch ubrigen rechten unserer geistlichen censur und
gerichtszwangs, auch anbefohlenen inspection, alle und
jede darzu gehörige objekta derselben sachen und ge-
schefte, auch derselben expeditiones, handhabungen
und verbeßerungen von unsern kanzelei- und welt-
lichen regirungsgescheften durch ahnordnung eines
consistorii und deßelben bestellung abzusondern, in-
maßen wir dan solches hiermit ins werk gestellet und
solch unser consistorium mit seinen umbstenden bieß
uff fernere unsere verbeßerung verfaßet. Hernach fol-
get:
Von personen unserer verordeneten consisto-
rialräten und dienern.
Nachdem wir aus allerhand erheblichen und be-
wegenden ursachen ungerne uns mit der menge vieler
räte uberladen, demnach uns ungelegen, auch zu ver-
meidung scheinlicher contrarieteten undienlich erach-
ten, mit außschleißung aller und jeder unserer kanzelei-
räte dieses unser consistorium durch sonderbare per-
Lateinschule, deren Lehrkräfte aus den Einkünften
der bei der Kirche früher gestifteten Kommende
„titulo beatae Mariae virginis“ dotiert werden soll-
ten; vgl. die Urkunde von 1601 bei Pratje,
Herzogthümer Bremen und Verden III, 256 ff.; dazu
O. H. May, Über eine Lateinschule in Dorum, in:
JbMM 22 (1924/26), 127ff.; E. v. Lehe, Die kirch-
lichen Verhältnisse, 194f. Die Gründung der Schule
kam allerdings erst 1618 zustande; vgl. G. v. d.
Osten-R.Wiebalck, 274; A. Königin:H. Eber-
hardt-Bosenbüttel, 55. - Zur Schule in Vörde vgl.
oben S. 27, Anm. 15.
4 Vgl. Augsburger Religionsfrieden von 1555 [8] bei
K. Brandi, Der Augsburger Religionsfriede vom
25. September 1555 2. 1927, 44f.; siehe auch A. v.
Druffel-K. Brandi, Briefe und Akten zur
Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts etc.
IV. Beiträge zur Reichsgeschichte 1553—1555. 1896,
736f.; dazu J. Heckel, RGG 3 I, 737; U. Scheu-
ner, RGG 3 III, 1520f.
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3 Sehling, Niedersachsen II/1