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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0084
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Stadt Stade

[II.]

Von der prediger lehr 25.

1. Erstlich 26 sollen sie sich bekennen zu den
schriften der heiligen propheten, Christi und seinen
apostolen 27 im rechtem verstande nach des heiligen
Geistes erklerung und richtschnur des glaubens.

2. Deßgleichen zu den symbolis oder bekänt-
nußen des glaubens der rechtgläubigen kirchen 28
Gottes, insonderheit aber zu den dreyen haupt-
symbolis: Apostolico, Niceno et Athanasiano 29.

3. Ferner und insonderheit zu der rechten, wah-
ren, alten unverenderten Außpurgischen Confes-
sion, wie die auf dem reichstage anno 1530 über-
geben 30, sampt deroselben Apologien 31 und Smal-
kaldischen Articuln 32 und Großen und Kleinen
Catechismo Lutheri 33.

4. So sollen sie auch nicht von streitigen mate-
rien in der lehr 34, weder publice noch privatim, ad
vulgus disputieren, sondern dieselben ad academias
verweisen, in betrachtung, daß solches nicht bauet
noch beßert, sondern vielmehr destruiret und ergert.

5. Weiter sollen sie meiden alle zweifelhaftige und
der heiligen schrift ungebreuchliche art zu reden,
weil dieselben 35 irtumb und zank geberen, auch die
bloden gewißen irre und verwirret machen.

6. Endlich sollen sie in ihrem ampte alles zu Got-
tes ehr, erbauwung der christlichen kirchen und der
seelen heil und seligkeit richten.

[III.]

Von den pastoren und ihrem 36 ampte.

I. Ein jeglicher pastor soll alle fest- und Sondage

von 8 biß 9 uhr seine gewöhnliche und wochentlich
an den werkeltage seine ordentliche predigt tun.

2. Der pastor zu St. Pancratii soll alle fest- und
Sontage von 8 biß 9 und am Montage von 8 biß
9 uhr predigen 37.

Der pastor zu S. Wilhadi soll alle fest- und Son-
tage von 8 biß 9 und am Dienstage von 8 biß 9 uhr
predigen.

Der past. zu S. S. Cosmae und Damiani solle alle
fest- und Sontage 38 von 8 biß 9 und am Donner-
tage von 8 biß 9 uhr predigen.

Der past. zu S. Nicolai soll alle feste und Son-
tage 39 von 8 biß 9 40 und am Freytage von 8 biß
9 uhr 41 predigen.

3. Diese vier pastorn singen an den ersten hohen
festtagen, als Weinachten, Ostern und Pfingsten,
in der hauptpredigt für dem altar, aber an den an-
dern gemeinen feyertagen, Sonntagen oder werkel-
tagen singen für dem altar die 42 kaplanen, auß-
benommen der pastor zu S. Pancratii soll allezeit
singen für dem altar, wann es gebrauchlich 43, wei -
len er kein kaplan hat.

NB 44. Am 3. feyertage in 45 den hohen festen
wird für der predigt nicht fürm altar gesungen noch
gelesen, weil alsdann kein epistel gepredigt wird.

4. Diese vier pastorn sitzen auch beicht, verrich-
ten auch daß berichten, daß kindertaufen, die co-
pulation und andere kirchenarbeit nebenst den ka-
planen.

5. Diese vier past. verrichten 46 bey dem h. abend-
mahl den communicanten den kelck und der ka-
plan, der für dem altar gesungen hat, das brodt.

6. Diese vier past. sollen ordentlich, der eine nach

25 Cod. Ms. jurid. 170 w: lehren.

26 Cod. Ms. jurid. 170 w: „Erstlich“ fehlt.

27 Cod. Ms. jurid. 170 w: seiner aposteln.

28 Cod. Ms. jurid. 170 w: kirche.

29 Bek. Schr., 21ff. - Druckvorlage: Apistolico, Niceno
et Athanasio. - Cod. Ms. jurid. 764: Apostolico, Ni-
ceno et Athanasio. - Cod. Ms. jurid. 170 w liest wie
der Text. 30 Bek. Schr., 44 ff. Zur konfessionellen
Haltung in Stade vgl. Einleitung, oben S. 46 ff.

31 Bek. Schr., 141ff. 32 Bek. Schr., 407ff.

33 Bek. Schr., 501 ff. - In der Schule wurden 1621 die
Institutiones Catecheticae des Konrad Dietrich ein-
geführt, die 1613 erstmalig erschienen waren und den
ganzen Lehrgehalt der Konkordienformel eingearbei-
tet hatten; vgl. C. H. Starcke, Lübeckische Kir-
chen-Historie I.1724, 991; J. M. Reu I, 3, 1, 2, 810*.

34 Vgl. oben S. 35, Anm. 13.

35 Cod. Ms. jurid. 170 w: dieselbige.

36 Druckvorlage: ihren. — Die beiden anderen Hss wie
der Text.

37 Cod. Ms. jurid. 170 w: „uhr predigen“ fehlt.

38 Cod. Ms. jurid. 170 w: alle Sonn- und festtage.

39 Die beiden anderen Hss: alle fest- und Sontage.

40 Cod. Ms. jurid. 170 w: 9 uhr.

41 Cod. Ms. jurid. 170 w: „uhr“ fehlt.

42 Cod. Ms. jurid. 764: „die“ fehlt.

43 Cod. Ms. jurid. 170 w: gebräuchlich ist.

44 Der Zusatz fehlt in Cod. Ms. jurid. 170 w.

45 Cod. Ms. jurid. 764: an.

46 Cod. Ms. jurid. 170 w: „verrichten“ ist gestrichen,
„verreichen“ darüber geschrieben.

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