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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0086
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Stadt Stade

[IV.]

Von den kaplanen und ihrem 61 ampte.

1. Der kaplan zu St. Wilhadi solle predigen am
Sontagemorgen in St. Wilhadi kirchen von 6 biß
7 62 und in der klosterkirchen von 12 biß 1 uhr 63.

2. Der kaplan zu S. S. Cosmae und Damiani soll
predigen daselbst am Sontagemorgen von 6 bis 7
und von 12 biß 1 uhr zu St. Joh., imgleichen auch
daselbst am Mittewochen von 8 biß 9 uhr.

3. Der kaplan zu St. Nicolai soll predigen am
Sontagemorgen von 6 bis 7 und von 12 biß 1 uhr.

4. In St. Gerdrut kirchen oder sechenhoffe soll
umb die vierde wochen am Montage geprediget
werden.

5. Diese kaplanen sollen am Sontagemorgen alle-
zeit daß evangelium erkleren, am mittage aber zwi-
schen 12 und 1 uhr den catechismum Lutheri.

6. Diese kaplanen sollen auch in der fasten des
Sontages zwischen 12 und 1 uhr von den 64 leiden
Christi predigen, wie auch imgleichen am Mitte-
wochen in St. Johannis kirchen.

[V.]

Von den hohen festagen.

1. An den ersten hohen festagen, als Weinachten,
Ostern und Pfingsten, prediget ein jeglicher pastor
in seiner kirchen am morgen von 8 biß 9 daß evan-
gelium, am mittage von 2 bis 3 uhr die epistel.

2. An diesen ersten hohen festtagen, als Weinach-
ten, Ostern und Pfingsten, wird von 12 biß 1 uhr
nicht geprediget.

3. An diesen ersten hohen festagen, als Weinach-
ten, Ostern und Pfingsten, wird nach der nachmit-
tagespredigt beicht geseßen und darauf am andern
hohen festagen daß heilige abendmahl verreichet 65,
welches am ersten und letzten festage nicht ge-
schicht.

4. In 66 den beiden hohen festagen, als Weinach-
ten und Ostern, sollen die pastoren am ersten tage
in ihren kirchen 67 2 predigten, am andern und drit-
ten festage von 8 biß 9 68 ein predigt tun.

5. In den heiligen Pfingsten soll ein jeglicher pa-
stor am ersten festagen 2 predigten, am andern und
dritten tage 69 von 8 biß 9 uhr eine predigten in sei-
ner kirchen tun.

6. Am 70 andern heiligen Weinachten, Ostern und
Pfingstfestage sollen die pastoren die epistelpredigt
zu S. S. Cosmae und Damiani nach ihrer ordnung
verrichten.

7. An den dritten Pfingstfestage wird alhie von
8 biß 9 uhr in St. Wilhadi kirchen 71 geprediget und
in keine kirchen in dieser stadt Stade mehr.

8. In den hohen festagen wird fur der 72 ablesung
des evangelium 73 oder epistel, wan der pastor auf
der kanzel seinen anfang gemacht, zur predigt ge-
sungen, sowoll in der haupt-, alß nachmittags-
predigt, daß ganze fest über.

9. In 74 den heiligen Weinachten: Gelobet seystu,
Jesu Christ 75, oder Ein kindelein so löbelich etc. 76
von den ersten festag an biß auf h. drey könig in-
clusive. In den heiligen Ostern: Christ ist auferstan-
den 77 etc. 78 Am himmelfahrtstage Christi 79: Christ

61 Die Druckvorlage hat statt „und ihrem“: „von
ihren“. Die beiden anderen Hss lauten hier wie der
Text. 62 Cod. Ms. jurid. 170 w: 7 uhr.

63 Cod. Ms. jurid. 170 w: „uhr“ fehlt.

64 Die beiden anderen Hss: dem.

65 Die beiden anderen Hss: verrichtet.

66 Cod. Ms. jurid. 170 w: An.

67 Cod. Ms. jurid. 170 w: „in ihren kirchen“ fehlt.

68 Druckvorlage: 8 und 9. — Die beiden anderen Hss
wie der Text, Cod. Ms. jurid. 170 w aber: 9 uhr.

69 Cod. Ms. jurid. 170 w hat nur: am andern festtage.

70 Cod. Ms. jurid. 170 w: An dem.

71 Cod. Ms. jurid. 170 w: in der Wilhadikirche.

72 Druckvorlage: dem. - Die beiden anderen Hss wie
der Text.

73 Cod. Ms. jurid. 170 w: evangelii.

74 Cod. Ms. jurid. 170 w: An.

75 Lied Luthers, 1524, aufbauend auf einer vorreforma-
torischen deutschen Strophe; vgl. Wackernagel

III, Nr. 9; WA 35, 147f. 434f. 499; S. Kümmerle,
Encyklopädie der evangelischen Kirchenmusik I.
1888, 468; Ev. Kgb. u. Kulp Nr. 15.

76 Vorreformatorisches Lied, von Luther besonders ge-
schätzt und schon in der Formula missae 1523 (WA
12, 218) empfohlen; vgl. Wackernagel II, Nr. 697.

III, Nr. 573; Ev. Kgb. Nr. 18, 2; dazu Kulp Nr. 18
u. WA 35, 33. 73. 147.

77 Cod. Ms. jurid. 170 w: erstanden.

78 Das Lied gilt als ältestes erhaltenes Stück des deut-
schen geistlichen Volksgesangs, geht vermutlich bis
ins 12. Jh. zurück. Ursprünglich war es einstrophig;
zweistrophig war es enthalten im Klugschen Gesang-
buch von 1529 wie in weiteren lutherischen Gesang-
büchern. Später wurde es noch mehrfach erweitert.
Vgl. Wackernagel II, Nr. 39ff. 935ff. 939f. 942ff.

IV, Nr. 61; S. Kümmerle, aaO. 272ff.; Ev. Kgb.
u. Kulp Nr. 75; auch WA 35, 155f.

79 Cod. Ms. jurid. 764: „Christi“ fehlt.

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