Stift Verden
und rat in der stadt 95, auch ambtleute, rentmeister
und vögte in den embtern, wo es nicht sondere not
und ehaft 96 erfordert, die leut an Son-, fest- und
predigtagen mit diensten verschonen 97.
Es soll unsern beambten und obenbenanten auch
hiemit ernstlich auferlegt sein, fleissig aufsehens zu
haben, das vormittag unter der predigt und ver-
richtung des gottesdienstes kein brantwein- oder
ander wein- und bierzeche noch dergleichen schwel-
gerey, wie auch spazierengehen auf den kirchhöffen,
gestattet werde. Es soll auch die wage und kramer-
buden unter der predigt geschlossen bleyben und
alle andere kaufmanschaft mitlerweile zu treiben
verboten 98 und die toren und pforten unter der pre-
digt zugeschlossen sein.
Solches 99 alles sollen sie nicht allein ernstlich ge-
bieten, sondern von unsertwegen auch darüber hal-
ten und dieses männiglich zur nachrichtung von
der kanzel in allen kirchen abkündigen und nach-
gehendes oftmals wiederholen lassen. Da aber uber
zuversicht von jemanden hirwieder freventlich ge-
handelt würde, wer die oder derselbe auch immer
sein möchten, die sollen ohne ansehen der person,
der oder die wirtin mit den gästen, aufgenommen
oder sonst in gebürliche straff, auch wo die ver-
vom 19. Juli 1667 im Stadt-A. Verden: A XI 1, 2).
Vgl. H. W. H. Mithoff V, 128; v. Ortenberg,
4 ff.; Kunstdenkmäler der Provinz Hannover V, 1,
19. 24; C. Meyer, Stadtgeschichte, 14ff. 19. 25.
28ff. 74ff.; Geschichte der Stadt Verden, 9. 12. 21;
I. Mathiesen, 13f. 17; E. Keyser, 363; J. Spöh-
ring, Verden und seine Stadtbefestigung vor 750
Jahren, in: Stader Jb 1960, 102 ff.
95 Das nördliche Verden wurde schon um 1210 mit einer
Ringmauer umgeben; sein erstes Stadtprivileg er-
hielt es 1259 (Originalurkunde im Stadt-A. Verden:
A XII 1), war aber schon 1192 als „civitas“ bezeich-
net worden. Vgl. C. Spangenberg, 73. 81; Ch. G.
Pfannkuche, Die ältere Geschichte, 107; v. Or-
tenberg, 4; Kunstdenkmäler der Provinz Hanno-
ver V, 1, lSff.; C. Meyer, Geschichte der Stadt,
9f.; I. Mathiesen, 14; E. Keyser, 362. - An der
Spitze der Stadt standen zwei Bürgermeister und
zehn Ratsmänner, von denen die Hälfte ein Jahr um
das andere die Gewalt in Händen hatte; vgl. Ver-
dener Statuten von 1582 im Stadt-A. Verden: A
XIII 1, 2, abgedruckt bei F. E. v. Pufendorf,
Observationes juris universi I. 1744, App. Nr. III,
77 ff., dazu v. Ortenberg, aaO.; C. Meyer,
Stadtgeschichte, 61; Geschichte der Stadt Verden,
16; Keyser, 364; E. Weise, 39ff. - Über die recht
brechung darnach, in gefängniß gelegt werden, da-
mit andere daran ein exempel und abscheu haben
und entlich solch ungeschickt, unchristlich wesen
abgestelt werde.
Von ordnung der communion und predig-
ten auf den dörfern an Sontagen und
hohen festen 1.
Das officium missae oder communion soll der
pfarherr und custos, wenn es ihnen alleine den in-
troitum lateinisch zu singen zu schwer fürfallen
wolte, mit einem deutschen psalmen anfahen, dar-
auf ein kurz deutsches Kyrie mit dem Allein Gott
in der höhe sey ehr 2 singen 3. Darauf folgt die col-
lecta oder gebet zusambt der lection und epistel,
wie die auf die Sontag und feste verordnet seind.
Wenn die collecta gegen dem altar und die epistel,
wie gebreuchlich, gegen dem volk gelesen oder ge-
sungen, so singet man abermal darauf einen deut-
schen psalmen, der auf die zeit oder aber auf das
evangelium und die predigt gerichtet ist.
Darnach, wenn der psalm geendiget, so wird
das evangelium gleichßfals gegen dem volk gesun-
gen.
ärmlichen Verhältnisse der Stadt im 16. Jh. unter-
richtet ein Brief des Bischofs Georg vom 28. 9. 1562,
im Auszug mitgeteilt bei C. Meyer, Alt-Verden, 27f.
96 = gesetzmäßige Entschuldigung, rechtsgültige Ver-
hinderung; vgl. oben S. 38, Anm. 25.
97 Entsprechend der Lüneburger KO und der Wolfen-
büttler KO, Sehling VI, 1, 550. 151, abgesehen
von der Berücksichtigung der Verdener Verhält-
nisse. Ähnlich auch die Oldenburger KO, Bl.Ee II v.
98 Vgl. Einleitung, oben S. 141; dazu auch die Anm. 97
genannten KOO, aaO.
99 Folgendes sachlich etwa entsprechend der Lünebur-
ger KO und der Wolfenbüttler KO, aaO. Ganz ähn-
lich auch die Oldenburger KO, aaO.
1 Folgendes im wesentlichen sachlich entsprechend
der Lüneburger KO und der Wolfenbüttler KO, S eh -
ling VI, 1, 552f. 155f. Vgl. noch Mecklenburger KO
von 1552, Sehling V, 202.
2 Vgl. oben S. 56, Anm. 98.
3 Die Lüneburger KO und die Wolfenbüttler KO las-
sen hier die Salutatio folgen; vgl. Sehling VI, 1,
553. 155. Ebenso verfahren die Mecklenburger KO,
die KO für Lippe, Spiegelberg und Pyrmont, Bl. E
III v, und die Oldenburger KO, Bl. Cc Iv. Fehlen der
Salutatio entsprechend Luthers Deutscher Messe;
vgl. auch oben S. 156 mit Anm. 50.
164
und rat in der stadt 95, auch ambtleute, rentmeister
und vögte in den embtern, wo es nicht sondere not
und ehaft 96 erfordert, die leut an Son-, fest- und
predigtagen mit diensten verschonen 97.
Es soll unsern beambten und obenbenanten auch
hiemit ernstlich auferlegt sein, fleissig aufsehens zu
haben, das vormittag unter der predigt und ver-
richtung des gottesdienstes kein brantwein- oder
ander wein- und bierzeche noch dergleichen schwel-
gerey, wie auch spazierengehen auf den kirchhöffen,
gestattet werde. Es soll auch die wage und kramer-
buden unter der predigt geschlossen bleyben und
alle andere kaufmanschaft mitlerweile zu treiben
verboten 98 und die toren und pforten unter der pre-
digt zugeschlossen sein.
Solches 99 alles sollen sie nicht allein ernstlich ge-
bieten, sondern von unsertwegen auch darüber hal-
ten und dieses männiglich zur nachrichtung von
der kanzel in allen kirchen abkündigen und nach-
gehendes oftmals wiederholen lassen. Da aber uber
zuversicht von jemanden hirwieder freventlich ge-
handelt würde, wer die oder derselbe auch immer
sein möchten, die sollen ohne ansehen der person,
der oder die wirtin mit den gästen, aufgenommen
oder sonst in gebürliche straff, auch wo die ver-
vom 19. Juli 1667 im Stadt-A. Verden: A XI 1, 2).
Vgl. H. W. H. Mithoff V, 128; v. Ortenberg,
4 ff.; Kunstdenkmäler der Provinz Hannover V, 1,
19. 24; C. Meyer, Stadtgeschichte, 14ff. 19. 25.
28ff. 74ff.; Geschichte der Stadt Verden, 9. 12. 21;
I. Mathiesen, 13f. 17; E. Keyser, 363; J. Spöh-
ring, Verden und seine Stadtbefestigung vor 750
Jahren, in: Stader Jb 1960, 102 ff.
95 Das nördliche Verden wurde schon um 1210 mit einer
Ringmauer umgeben; sein erstes Stadtprivileg er-
hielt es 1259 (Originalurkunde im Stadt-A. Verden:
A XII 1), war aber schon 1192 als „civitas“ bezeich-
net worden. Vgl. C. Spangenberg, 73. 81; Ch. G.
Pfannkuche, Die ältere Geschichte, 107; v. Or-
tenberg, 4; Kunstdenkmäler der Provinz Hanno-
ver V, 1, lSff.; C. Meyer, Geschichte der Stadt,
9f.; I. Mathiesen, 14; E. Keyser, 362. - An der
Spitze der Stadt standen zwei Bürgermeister und
zehn Ratsmänner, von denen die Hälfte ein Jahr um
das andere die Gewalt in Händen hatte; vgl. Ver-
dener Statuten von 1582 im Stadt-A. Verden: A
XIII 1, 2, abgedruckt bei F. E. v. Pufendorf,
Observationes juris universi I. 1744, App. Nr. III,
77 ff., dazu v. Ortenberg, aaO.; C. Meyer,
Stadtgeschichte, 61; Geschichte der Stadt Verden,
16; Keyser, 364; E. Weise, 39ff. - Über die recht
brechung darnach, in gefängniß gelegt werden, da-
mit andere daran ein exempel und abscheu haben
und entlich solch ungeschickt, unchristlich wesen
abgestelt werde.
Von ordnung der communion und predig-
ten auf den dörfern an Sontagen und
hohen festen 1.
Das officium missae oder communion soll der
pfarherr und custos, wenn es ihnen alleine den in-
troitum lateinisch zu singen zu schwer fürfallen
wolte, mit einem deutschen psalmen anfahen, dar-
auf ein kurz deutsches Kyrie mit dem Allein Gott
in der höhe sey ehr 2 singen 3. Darauf folgt die col-
lecta oder gebet zusambt der lection und epistel,
wie die auf die Sontag und feste verordnet seind.
Wenn die collecta gegen dem altar und die epistel,
wie gebreuchlich, gegen dem volk gelesen oder ge-
sungen, so singet man abermal darauf einen deut-
schen psalmen, der auf die zeit oder aber auf das
evangelium und die predigt gerichtet ist.
Darnach, wenn der psalm geendiget, so wird
das evangelium gleichßfals gegen dem volk gesun-
gen.
ärmlichen Verhältnisse der Stadt im 16. Jh. unter-
richtet ein Brief des Bischofs Georg vom 28. 9. 1562,
im Auszug mitgeteilt bei C. Meyer, Alt-Verden, 27f.
96 = gesetzmäßige Entschuldigung, rechtsgültige Ver-
hinderung; vgl. oben S. 38, Anm. 25.
97 Entsprechend der Lüneburger KO und der Wolfen-
büttler KO, Sehling VI, 1, 550. 151, abgesehen
von der Berücksichtigung der Verdener Verhält-
nisse. Ähnlich auch die Oldenburger KO, Bl.Ee II v.
98 Vgl. Einleitung, oben S. 141; dazu auch die Anm. 97
genannten KOO, aaO.
99 Folgendes sachlich etwa entsprechend der Lünebur-
ger KO und der Wolfenbüttler KO, aaO. Ganz ähn-
lich auch die Oldenburger KO, aaO.
1 Folgendes im wesentlichen sachlich entsprechend
der Lüneburger KO und der Wolfenbüttler KO, S eh -
ling VI, 1, 552f. 155f. Vgl. noch Mecklenburger KO
von 1552, Sehling V, 202.
2 Vgl. oben S. 56, Anm. 98.
3 Die Lüneburger KO und die Wolfenbüttler KO las-
sen hier die Salutatio folgen; vgl. Sehling VI, 1,
553. 155. Ebenso verfahren die Mecklenburger KO,
die KO für Lippe, Spiegelberg und Pyrmont, Bl. E
III v, und die Oldenburger KO, Bl. Cc Iv. Fehlen der
Salutatio entsprechend Luthers Deutscher Messe;
vgl. auch oben S. 156 mit Anm. 50.
164