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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0211
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Kirchenordnung 1606

gen, damit diese angefangene ehe nicht möchte für
sich gehen, das er beyzeiten spreche oder schweige
hernachmals.

Taceat paulisper, postea pergat.

Demnach sonst lange keiner gefunden, auch noch
zur zeit nicht vorhanden, der einige einrede hat, da-
durch diese ehe zwischen jetztgenanten personen
möchte verhindert werden, so soll auch hernach
keiner zugelassen werden, besondern, was allhie
volnzogen wird, soll sich kein mensch unterstehn
zu verendern.

Darnach soll die vertrauung geschehen mit vol-
genden oder dergleichen worten:

Hans, ihr stehet allhie und begeret, gegenwertige
Margareten zu nehmen zu euer ehelichen hauß-
frauen, mit ihr nach Gottes befehl und willen zu
leben, euch auch von ihr nicht zu scheiden, es sey
dann, das euch der todt scheide. Ist solches noch
euers herzen wille und meinung, so bekennets all-
hie für Gottes angesicht und in gegenwertigkeit der
gemeine und saget: Ja.

Dicat: Ja.

Margareta, ihr stehet allhie und begeret, gegen-
wertigen Hansen zu nemen zu euerm ehelichen
manne, mit ihme nach Gottes bevelch und willen
zu leben, euch auch von ihme nicht zu scheiden,
der todt scheide euch denn. Ist solches euers her-
zen wille und meinung, so bekennets allhie und
saget: Ja.

Dicat: Ja 68.

Hie lasse er sie ein dem andern die trauringe
geben und füge ihrer beyder rechte hände zusam-
men und spreche:

Was Gott zusammenfüget, sol der mensch nicht
scheiden [Mt 19, 6].

Darnach spreche er vor allen in gemein:

Weil Hans N. und Margareta N. sich unterein-
ander zur ehe begeren und solchs allhie offentlich
für Gott und dieser christlichen gemeine bekennen,
sich auch darauf unter andern die hende und trau-
ringe gegeben haben, so spreche ich sie ehelich zu-

Fassung weicht stärker ab. Vgl. zum Formular
Luthers Traubüchlein, Bek.Schr., 530 ff. Weiteres bei
Höfling, 173ff. Zur Geschichte von Aufgebot und
Trauung unten S. 371f., Anm. 96; S. 285, Anm. 72.

sammen im namen des Vaters, des Sohns und des
heiligen Geistes. Amen.

Nach solchem soll der prediger die neuen ehe-
leute lassen vor dem altar niederknien und nach-
folgendes uber sie lesen [Gen 2, 18. 21-24]:

Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, das
der mensch alleine sey, ich wil ihm ein gehülfen
machen, die umb ihn sey. Da ließ Gott der Herr
einen tiefen schlaff fallen auf den menschen, und
er entschlief, und nam seiner rieben eine und schloß
die stedte zu mit fleisch. Und Gott der Herr bauet
ein weib aus der riebe, die er von dem menschen
nam, und brachte sie zu ihm. Da sprach der mensch:
Das ist doch bein von meinen beinen und fleisch
von meinem fleisch. Man wird sie mennin heissen,
darumb das sie vom manne genommen ist. Dar-
umb wird ein man seinen vater und seine mutter
verlassen und an seinem weibe hangen, und sie
werden sein ein fleisch.

Darnach wende er sich zu ihnen beyden und rede
sie 69 an also:

Weil ihr euch beyde in den ehestand begeben
habt in Gottes namen, so höret aufs erste das ge-
bot Gottes uber diesen stand.

So spricht S. Paulus [Eph 5, 22ff.]:

Die weiber sein untertan ihren mennern als dem
Herrn; denn der man ist des weibs haupt, gleich
wie auch Christus das haupt ist der gemeine, und
er ist seines leibes heyland. Aber wie nun die ge-
meine Christo ist untertan, also die weiber ihren
mennern in allen dingen.

Ihr menner, liebet eure weiber, gleich wie Chri-
stus geliebet hat die gemeine und hat sich selbs für
sie gegeben, auf das er sie heiliget, und hat sie ge-
reiniget durch das wasserbadt im wort, auf das er
sie ihm selbs zurichtet, eine gemeine, die herrlich
sey, die nicht habe einen flecken oder runzel oder
des etwas, sondern das sie heilig sey und unstrafflich.

Also sollen auch die menner ihre weiber lieben
als ihre eigene leibe. Wer sein weib liebet, der liebet
sich selbs; denn niemand hat jemals sein eigen

68 Zum folgenden vgl. auch die KO für Lippe, Spiegel-

berg und Pyrmont, Bl. C c Ilvff.

69 Druckvorlage: se.

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