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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0225
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Kirchenordnung 1606

kirchenordnung zuwieder, heimlich oder offentlich
eingeführet werde. Und woferne mängel bey einem
oder mehr orten befunden würden, sollen diesel-
ben, wie billich, ernstlich gestrafft und de praesenti
abgeschaffet werden.

Zum dritten sollen sie gute aufsicht haben, das
alle und jede diener, sowol bey kirchen und schulen
als bey den politischen ambtern, in einem christ-
lichen, erbarn leben und Gott behäglichem 22 wesen
ihrem beruff und befohlenen ambte nach sich ver-
halten und also den groben eusserlichen sünden
und lastern wie auch allem ergerniß und unerbar-
keit, soviel müglich und in menschengewalt, ge-
wehret werde.

Zum vierten und letzten, daran nicht wenig ge-
legen, so sollen sich unsere consistoriales und kir-
chenräte in unserm stift Verden aufs fleissigste er-
kunden, ob auch und wie die eltern ihre kinder zur
schulen und neben dem gesinde zum catechismo 23
befürdern und anhalten. Auch sollen sie fleissig
nachforschen haben und eigentlich vernehmen, wie
beydes, kinder und gesinde, in erkäntniß der reinen
christlichen lehr, in wissenschaft und verstand des
heiligen catechismi von jahr zu jahr zunehmen,
und woferne auch hierinne mangel gespüret, es
were dan bey lehrern und zuhörern, so soll alsdan
unsertwegen ernstlich einsehen geschehen und alles
zu einem bessern stand, Gott zu ehren und den ein-
feltigen zu befürderung ihrer seligkeit, angestellet
und vollführet werden.

22 = behaglichem, angenehmem; vgl. Schiller und
Lübben I, 192f.; Lasch und Borchling I, 182.

23 Vgl. oben S. 149 mit Anm. 20.

24 Der Tag Philippi und Jakobi: 1. Mai.

25 Ägidientag: 1. September. - Hl. Ägidius (ca. 640
— 725): Einsiedler in der Provence und später Abt
von St. Gilles, einer der vierzehn Nothelfer; vgl.
Hauck, RE 3 1,202; O. Rühle, RGG 3 1,104;
F. v. Sales Doyé, Heilige und Selige der röm.-
kath. Kirche I. 1929; 18f.; Butler’s Lives of the
Saints, ed., rev. and suppl. by H. Thurston and
D. Attwater, III (1956), 457f.

26 Zur Ämtereinteilung vgl. Einleitung, oben S. 137. —
Der Ort Rotenburg, nach dem das Amt seinen Na-
men hatte, war neben Verden der wichtigste des
Stifts, da hier die dauernde Residenz der Bischöfe
war (vgl. auch Einleitung, oben S. 134). Das bischöf-
liche Schloß, dem der Ort vermutlich seine Ent-

Von järlichen conventibus der pastorn in
unserm stift Verden.

Es sollen unsere pastores und prediger keines-
weges unterlassen, sondern hiemit von uns ernst-
lich bey unser höchsten straff und ungnad dazu ver-
pflichtet sein, jedes jahrs zweymal, nemlich den
Montag nach Philippi und Jacobi 24 und dan Mon-
tags nach Egidii 25, beydes, auß dem ambt Roten-
burg und Verden 26, auf unserm stiftshoffe zu Ver-
den 27 bey der kanzeley zusamenzukommen und
ihre colloquia und synodum halten. Und uber das
sollen sie nach [!] zweymal jährlichs, nemlich, die
unter dem ambt Rotenburg gesessen, an einem be-
sondern orte im selbigen ambte und dan die im
ambt Verden auch an einem dazu gelegenen orte,
zusamenkommen.

Es soll auch der superintendens im ambt Verden
und der specialis im ambt Rotenburg solche con-
ventus fleissig fordern, denselbigen persönlich bey-
wohnen, von fürfallenden sachen mit den pasto-
ribus conferieren und handlen, auch, soviel müg-
lich, entlich schliessen und alles zu ferner ratifica-
tion für das generalconsistorium bringen.

Dieses alles soll zu dem end geschehen, damit die
pastores untereinander in rechter und bestendiger
einigkeit der göttlichen evangelischen lehr, des
glaubens an Christum Jhesum, unsern einigen er-
löser und seligmacher, und demnach in brüder-
licher lieb, eintracht und guter correspondens durch

stehung verdankt, ließ Bischof Rudolf um 1195
bauen (vgl. G.W. Leibnitius,218; C. Spangen-
berg, 71). Der Ort besaß kein Stadtrecht, Fleckens-
gerechtigkeit seit 1403; er gehörte nicht zu den
Landständen. Vgl. H. W. H. Mithoff V, 90ff.; H.
Ruete, 1ff. 239; Kunstdenkmäler der Provinz Han-
nover V, 1, 154ff.; I. Mathiesen, 14; E. Keyser,
312. — Zur Stadt Verden vgl. oben S. 164, Anm. 95.

27 Den Stiftshof in Verden, den alten Königshof, hatte
vermutlich Bischof Iso († 1231) als Bischofsresidenz
reserviert, als er die Norderstadt mit einer Mauer
umziehen ließ (vgl. oben S. 164, Anm. 95). Ein Neu-
bau erfolgte 1380. Im 19. Jh. wurden die Reste des
Gebäudes beseitigt. Vgl. C. Spangenberg, 73;
Kunstdenkmäler der Provinz Hannover V, 1, 113f.;
C. Meyer, Stadtgeschichte, 16; I. Mathiesen, 13;
E. Keyser, 363; E. Weise, 37. 39f.

13 Sehling, Niedersachsen II/l

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