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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0254
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Die Kirchenordnungen

1. Kerckenordnunge vor de landkercken des stifts Osenbrugge, uffgerichtet und
verordnet a r[everendissi]mo et ill[ustrissi]mo d[omino], d[omino] Francisco, epi-
scopo Monast[eriensi], Osnab[rugensi] et Paderbor[nensi], comite a Waldeck, durch
M. Herm. Bonnum, superint[endentem] Lubec[ensem].

[1543] 1

Vorerst scholen sich de pastorn und kappellane
beflitigen, dat se den catechismum 2, dat is, de teine
gebadt, de articul des gelovens, dat Vader unse,
van der dope und van dem hilligen sacramente,
recht dem gemeinen volke leren, mit korter und
eintfoldiger uhtlegginge.

Des Sondages na der uhtlegginge des evangelii
scholen se allewege de worde des catechismi dem
volke aver de kercken langsam und vorstendigen
vorlesen uht dem boeke oder van buten 3 vorseggen.

In der bicht scholen se alletidt de lude fragen
von dussen viff stucken des catechismi. Sie scholen
ock vermanen dat volk, dat de eine den anderen
in den husen will vermanen, den catechismum to
leren, de oldern den kindern, knechten und mege-
den etc.

Des Sondages up den vormiddag schal de pastor
dat evangelium predigen. Up den namiddag to
twolfen schal de kappellan den catechismum pre-
digen oder, so dar nen kappellan iß, de pastor sul-

1 Druckvorlage: Msc. 112 (Abschrift aus der zwei-
ten Hälfte des 16. Jh.s) aus dem Staats-A. Osn. —
Franz von Waldeck war nicht Bischof von Pader-

born, wohl aber sein Vorgänger und seine beiden
Nachfolger; vgl. Einleitung, oben S. 213. Die Über-
schrift des Münsterschen Exemplars der KO
(vgl. Einleitung, oben S. 216) enthielt die richtigen
Titel des Bischofs: Kerkenordeninge vor de stade-

und landkerken der stifte Münster, Ossenbrugk und

Mynden, gestellet dorch den ehrwerdigen und der

hilligen schrift hoch- und wolgelerten hern Magi-
strum Hermannum Bonnum, Quakenbrugensem,
superintendenten to Lübeck und ordinario [!] ob-
gedachter stifte, ut bevele deß hochwerdigen hoch-
vormogenden fürsten und heren Frantzen, bisschopf
to Münster und Osenbrugk, administrator to Myn-
den, grave to Waldegk, anno 1543 (so nach B. Spie-

gel,Bonnus, 182, Anm. 1; vgl. auch F. Flaskamp,

Bonnus, 15, Anm. 58). - In seiner Edition der KO

nach der Osnabrücker Hs (vgl. Einleitung, oben
S. 216) hat Spiegel in der Überschrift die etwas
schwer lesbaren und abgekürzten Worte „r[everen-
dissi]mo et ill[ustrissi]mo“ ausgelassen. — Hermann
Bonnus, geboren 1504 zu Quakenbrück, besuchte
die Domschule zu Münster, wurde 1523 in Witten-

ven eine halve stunte.

Idt scholen ock suß 4 tor wecken 5 de dorpkerck-
hern einmal predigen up gelegene tidt, als idt ene
werd gudt dunken, na gelegenheit des kerspels 6.

Am stillen Freidage schal die historie vam lidende
Christi uht den veer evangelisten 7 affgelesen wer-
den, mit einer korten vermanunge etc.

Up Paschen-, Pinxten- und Wihenachtendag
schal tweimal gepredigt werden, de andern dage
einmal etc.

Van der döpe 8.

De döpe schal up dudesch geschehen, up dat de
paden und de andere ummestaende lude mogen
verstahn, wat de hillige döpe sy, up dat se desto
vlitiger vor dat kind bidden, dat idt Godt wull an-
nemmen.

De kinder, in dem huse gedöpet, scholen in der
kercken nicht andermal gedöpet werden, sondern
idt schal de dope confirmirt werden, dwile se recht

berg immatrikuliert, später Lehrer an der Univer-
sität Greifswald, 1528 Prinzenerzieher bei der däni-
schen Königsfamilie in Gottorp, 1530 Rektor in
Lübeck, seit 1531 dort Superintendent, † 12. Februar
1548 zu Lübeck, u. a. Verfasser eines niederdeutschen
Katechismus und eines niederdeutschen Gesang-
buches; vgl. B. Spiegel, Bonnus; F. Flaskamp,
Bonnus; Kawerau, RE 3, 313f.; W. Jannasch,
RGG 3 I, 1361; H. Rothert, Bonnus; W. Schäfer,
Effigies Pastorum. 1960, 13 f.; O. Ahlers, Neue
deutsche Biographie II (1955), 448f.

2 Es handelt sich hier, ebenso wie in der StadtKO,
sicher um Luthers Kleinen Katechismus (Bek. Schr.,
501 ff.); vgl. J. M. Reu I, 3, 1, 2, 1038 * ff. 1045 *f.

3 = auswendig; vgl. Lasch und Borchling I, 381.

4 = sonst; vgl. Schiller und Lübben IV, 479.

5 Wecken = Woche; vgl. Schiller und Lübben
V, 658f. 6 = Kirchspiels; vgl. oben S. 22, Anm. 28.

7 Möglicherweise ist hier an eine Passionsharmonie,
vermutlich an die Bugenhagens, gedacht; vgl. oben
S. 57, Anm. 8a. Der erste niederdeutsche Druck er-
schien 1531; vgl. G. Geisenhof, Bibliotheca Bu-
genhagiana. 1908, Nr. 109.

8 Vgl. das entsprechende Kapitel der StadtKO mit
den Verweisen auf Bugenhagens KOO unten S. 252.

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