Stift Osnabrück
eine gude dudesche biblia 50 in die kercken kopen
to behoff der pastorn, deßglicken ock postillos [!]
Doctoris Martini Luth. 51 Und dusse böke scholen
stedes by der kercken bliven to behoff der pastorn,
de des vermogens nicht sind, solche boker to ko-
pen.
kirche aus dem Mittelalter überkommen). Gleich-
zeitig auf dörfliche Verhältnisse nehmen Bugen-
hagens Pommersche KO von 1535, dann die Wolfen-
büttler KO von 1543 im Kapitel „Librye“ (dort be-
sondere Betonung der Verantwortlichkeit der zu-
ständigen Kirchspielsvertreter für die Bücherei)
Rücksicht; vgl. Sehling IV, 335. 336. VI, 1, 71.
Hinsichtlich der genannten Bücher zeigt unsere KO
starke Ähnlichkeit mit Bugenhagens KO für Schles-
wig-Holstein von 1542; vgl. dort das Kapitel „Van
den böken der kerckhern up den dörpern, der se
nicht entberen können“, Ausgabe von E. Michel-
sen 1920, 93f. Gefordert werden dort als im Besitz
der Pastoren u. a. die Bibel, Luthers Postillen, „darut
se leren, wo se de evangelia handeln unde dem volke
vorholden scholen“, „de Apologia Philippi, darynne
de lere des evangelii vordediget wert, ock angetöget
ys, worumme unde wat men löven unde leren schal“,
die Loci communes Philippi, „darynne etliker der
schrift örde gehandelt werden, de am meisten to
wetende vannöden syn“, „ein boeck, darynne de
catechismus utgedüdet sy mit dem Kleinen Catechis-
mo Lutheri, dat se weten mögen, wo se de jöget ym
anfange christliker lere underwisen scholen“ (wei-
tere Bücherforderungen stimmen mit denen unserer
KO nicht überein). Zur Fürsorge Bugenhagens für
die Pfarrbibliotheken vgl. E. Wolf, Peregrinatio.
1954, 265. Die Anregung zur Einrichtung öffent-
licher Bibliotheken, u. a. „das diejenigen, so uns
geystlich und weltlich fürstehen sollen, zu lesen und
studirn haben...“, gab Luther, An die Ratherren
aller Städte deutsches Lands, daß sie christliche
Schulen aufrichten und halten sollen. 1524, WA 15,
49 ff.
50 Seiner Heimatgemeinde Quakenbrück schenkte Bon-
nus die von Bugenhagen herausgegebene, 1533/34
zu Lübeck gedruckte niederdeutsche Bibel; vgl. Fri-
derici, 302; O. Dökel, 26; F. Flaskamp, Bon-
nus, 11, Anm. 40. - Zur Bibel vgl. oben S. 16f„
Anm. 4.
51 Kirchenpostille: WA 10 I, 1 u. 2; 17 II; 21/22. Die
sog. Kirchenpostille erschien seit 1522, zunächst nur
in Teilpostillen, 1527 erstmals in einer Ausgabe über
die „Episteln vnd Euangelien durchs gantz jar“.
Bibliographie in WA 10 I, 2, XIIIff. (ebd. auch über
niederdeutsche und lateinische Ausgaben).
52 Gemeint ist wohl der Große Katechismus; Bek.
Schr., 545 ff.
53 Loci communes rerum theologicarum seu hypoty-
poses theologicae. 1521; Neubearbeitungen 1535 und
1543; CR 21; MW II, 1, 2. Vgl. auch Sehling VI,
Idt scholen de pastores vor sich tom weinigsten
desse boker hebben: biblia latina, catechismum
Martini Lutheri 52, Locos communes Philippi Me-
lancth. 53, Apologiam 54, postillas Anthonii Corvini 55,
Formulam caute loquendi de rebus sacris Doctoris
Urbani Regii 56 etc.
2, 766, Anm. 9.
54 Gemeint ist vermutlich die Apologie Melanchthons;
Bek. Schr., 141 ff.
55 Antonius Corvinus (geboren 1501 zu Warburg, † 1553
zu Hannover, u.a. Reformator der Grafschaft Lippe,
im Stift Hildesheim und im Fürstentum Calenberg-
Göttingen, Landessuperintendent in Pattensen, Ver-
fasser mehrerer KOO; vgl. im übrigen Sehling VI,
2, 855 mit Anm. 2. VI, 1, 12 mit Anm. 4. VI, 2,
702ff. 919ff.; G. Uhlhorn, Antonius Corvinus.
1892; auch RE 3 4, 302ff.; P. Tschackert; auch
Tschackert, Antonius Corvinus’ Leben und Schrif-
ten. 1900; G. Geisenhof, Corviniana, in: ZnKG 5
[1900], 1-222; Ph. Meyer, RGG 3 I, 1875; H. H.
Harms, Neue deutsche Biographie III [1957], 371f.)
brachte 1535 erstmals eine Evangelienpostille de
tempore heraus, der weitere Teilpostillen folgten,
endlich „Kurtze vnd einfeltige Auslegung der Epi-
stelen vnd Euangelien...“. Wittenberg 1538 u.ö.;
vgl. dazu bes. G. Heintze, Die Bedeutung des An-
tonius Corvinus für die Erneuerung der Predigt des
Evangeliums, in: JbnKG 54 (1956), 1-17. Biblio-
graphie bei Geisenhof, aaO. 17ff. (auch betr. die
zahlreichen Übersetzungen; die große lateinische
Postille zuerst Straßburg 1540). Vgl. auch R. Stup-
perich in: Westfälische Lebensbilder VII (Haupt-
reihe). 1959, 20ff.
56 Urbanus Rhegius (geboren 1489 zu Langenargen/
Bodensee, † 27. Mai 1541 zu Celle, seit 1530 für die
Durchführung und Festigung der Reformation im
Fürstentum Lüneburg tätig, Verfasser mehrerer
KOO; vgl. im übrigen Sehling VI, 1, 633 mit
Anm. 1; 485. 626f. VI, 2, 944 mit Anm. 1; 941;
G. Uhlhorn, Urbanus Rhegius. 1861; G. Uhl-
horn-P. Tschackert, RE 3 16, 734ff.; Ph. Meyer,
RGG 3 V, 1081 f.; Wagenmann, Allgem. deutsche
Biographie 28 [1889], 374ff. - Ausgabe der Schriften
des Rhegius durch seinen Sohn Ernst 1561, 1562 und
1577), Formulae quaedam caute et citra scandalum
loquendi. Das Büchlein erschien zuerst 1535 in latei-
nischer Sprache, aber bereits 1536 in deutscher Über-
setzung (Neuausgabe von A. Uckeley 1908). In
einigen Ländern erlangte es geradezu symbolisches
Ansehen, indem es in die Corpora doctrinae aufge-
nommen wurde (Corpus Wilhelminum von 1576 für
das Fürstentum Lüneburg, Corpus Julium von 1576
für das Fürstentum Wolfenbüttel). Die Oldenburger
KO von 1573 enthält in ihrem Lehrteil einen Auszug;
darüber demnächst Sehling VII, 2. Vgl. auch H.
W. Krumwiede, EKL III, 648; E. Wolf, RGG 3
I, 1013f.
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eine gude dudesche biblia 50 in die kercken kopen
to behoff der pastorn, deßglicken ock postillos [!]
Doctoris Martini Luth. 51 Und dusse böke scholen
stedes by der kercken bliven to behoff der pastorn,
de des vermogens nicht sind, solche boker to ko-
pen.
kirche aus dem Mittelalter überkommen). Gleich-
zeitig auf dörfliche Verhältnisse nehmen Bugen-
hagens Pommersche KO von 1535, dann die Wolfen-
büttler KO von 1543 im Kapitel „Librye“ (dort be-
sondere Betonung der Verantwortlichkeit der zu-
ständigen Kirchspielsvertreter für die Bücherei)
Rücksicht; vgl. Sehling IV, 335. 336. VI, 1, 71.
Hinsichtlich der genannten Bücher zeigt unsere KO
starke Ähnlichkeit mit Bugenhagens KO für Schles-
wig-Holstein von 1542; vgl. dort das Kapitel „Van
den böken der kerckhern up den dörpern, der se
nicht entberen können“, Ausgabe von E. Michel-
sen 1920, 93f. Gefordert werden dort als im Besitz
der Pastoren u. a. die Bibel, Luthers Postillen, „darut
se leren, wo se de evangelia handeln unde dem volke
vorholden scholen“, „de Apologia Philippi, darynne
de lere des evangelii vordediget wert, ock angetöget
ys, worumme unde wat men löven unde leren schal“,
die Loci communes Philippi, „darynne etliker der
schrift örde gehandelt werden, de am meisten to
wetende vannöden syn“, „ein boeck, darynne de
catechismus utgedüdet sy mit dem Kleinen Catechis-
mo Lutheri, dat se weten mögen, wo se de jöget ym
anfange christliker lere underwisen scholen“ (wei-
tere Bücherforderungen stimmen mit denen unserer
KO nicht überein). Zur Fürsorge Bugenhagens für
die Pfarrbibliotheken vgl. E. Wolf, Peregrinatio.
1954, 265. Die Anregung zur Einrichtung öffent-
licher Bibliotheken, u. a. „das diejenigen, so uns
geystlich und weltlich fürstehen sollen, zu lesen und
studirn haben...“, gab Luther, An die Ratherren
aller Städte deutsches Lands, daß sie christliche
Schulen aufrichten und halten sollen. 1524, WA 15,
49 ff.
50 Seiner Heimatgemeinde Quakenbrück schenkte Bon-
nus die von Bugenhagen herausgegebene, 1533/34
zu Lübeck gedruckte niederdeutsche Bibel; vgl. Fri-
derici, 302; O. Dökel, 26; F. Flaskamp, Bon-
nus, 11, Anm. 40. - Zur Bibel vgl. oben S. 16f„
Anm. 4.
51 Kirchenpostille: WA 10 I, 1 u. 2; 17 II; 21/22. Die
sog. Kirchenpostille erschien seit 1522, zunächst nur
in Teilpostillen, 1527 erstmals in einer Ausgabe über
die „Episteln vnd Euangelien durchs gantz jar“.
Bibliographie in WA 10 I, 2, XIIIff. (ebd. auch über
niederdeutsche und lateinische Ausgaben).
52 Gemeint ist wohl der Große Katechismus; Bek.
Schr., 545 ff.
53 Loci communes rerum theologicarum seu hypoty-
poses theologicae. 1521; Neubearbeitungen 1535 und
1543; CR 21; MW II, 1, 2. Vgl. auch Sehling VI,
Idt scholen de pastores vor sich tom weinigsten
desse boker hebben: biblia latina, catechismum
Martini Lutheri 52, Locos communes Philippi Me-
lancth. 53, Apologiam 54, postillas Anthonii Corvini 55,
Formulam caute loquendi de rebus sacris Doctoris
Urbani Regii 56 etc.
2, 766, Anm. 9.
54 Gemeint ist vermutlich die Apologie Melanchthons;
Bek. Schr., 141 ff.
55 Antonius Corvinus (geboren 1501 zu Warburg, † 1553
zu Hannover, u.a. Reformator der Grafschaft Lippe,
im Stift Hildesheim und im Fürstentum Calenberg-
Göttingen, Landessuperintendent in Pattensen, Ver-
fasser mehrerer KOO; vgl. im übrigen Sehling VI,
2, 855 mit Anm. 2. VI, 1, 12 mit Anm. 4. VI, 2,
702ff. 919ff.; G. Uhlhorn, Antonius Corvinus.
1892; auch RE 3 4, 302ff.; P. Tschackert; auch
Tschackert, Antonius Corvinus’ Leben und Schrif-
ten. 1900; G. Geisenhof, Corviniana, in: ZnKG 5
[1900], 1-222; Ph. Meyer, RGG 3 I, 1875; H. H.
Harms, Neue deutsche Biographie III [1957], 371f.)
brachte 1535 erstmals eine Evangelienpostille de
tempore heraus, der weitere Teilpostillen folgten,
endlich „Kurtze vnd einfeltige Auslegung der Epi-
stelen vnd Euangelien...“. Wittenberg 1538 u.ö.;
vgl. dazu bes. G. Heintze, Die Bedeutung des An-
tonius Corvinus für die Erneuerung der Predigt des
Evangeliums, in: JbnKG 54 (1956), 1-17. Biblio-
graphie bei Geisenhof, aaO. 17ff. (auch betr. die
zahlreichen Übersetzungen; die große lateinische
Postille zuerst Straßburg 1540). Vgl. auch R. Stup-
perich in: Westfälische Lebensbilder VII (Haupt-
reihe). 1959, 20ff.
56 Urbanus Rhegius (geboren 1489 zu Langenargen/
Bodensee, † 27. Mai 1541 zu Celle, seit 1530 für die
Durchführung und Festigung der Reformation im
Fürstentum Lüneburg tätig, Verfasser mehrerer
KOO; vgl. im übrigen Sehling VI, 1, 633 mit
Anm. 1; 485. 626f. VI, 2, 944 mit Anm. 1; 941;
G. Uhlhorn, Urbanus Rhegius. 1861; G. Uhl-
horn-P. Tschackert, RE 3 16, 734ff.; Ph. Meyer,
RGG 3 V, 1081 f.; Wagenmann, Allgem. deutsche
Biographie 28 [1889], 374ff. - Ausgabe der Schriften
des Rhegius durch seinen Sohn Ernst 1561, 1562 und
1577), Formulae quaedam caute et citra scandalum
loquendi. Das Büchlein erschien zuerst 1535 in latei-
nischer Sprache, aber bereits 1536 in deutscher Über-
setzung (Neuausgabe von A. Uckeley 1908). In
einigen Ländern erlangte es geradezu symbolisches
Ansehen, indem es in die Corpora doctrinae aufge-
nommen wurde (Corpus Wilhelminum von 1576 für
das Fürstentum Lüneburg, Corpus Julium von 1576
für das Fürstentum Wolfenbüttel). Die Oldenburger
KO von 1573 enthält in ihrem Lehrteil einen Auszug;
darüber demnächst Sehling VII, 2. Vgl. auch H.
W. Krumwiede, EKL III, 648; E. Wolf, RGG 3
I, 1013f.
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