Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0328
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4. Superintendenten- und Predigerordnung 1610.

[Auszug] 1

Als 2 vor etlichen abgewichenen jaren wir, bürger-
meistere und ratt der stadt Ossnabrügk, sambt un-
sern freunden, mit zü rate gehorig, zu schuldiger
furtpflanzung, erweiterung und erhaltung reyner
und wahrer evangelischer lehre, der nunmehr in die-
sen ganz gefehrlichen leufen und zeiten je lenger je
mehr, heftiger und eiferiger von den wiedersachern
zugesetzt wurt, dan auch richtiger administration
der hochwurdigen, heiligen sacramenten, einhelliger
und gleichformblicher ubung der eußerlichen cere-
monien in unsern kirchen, guten friedens und ein-
mütiger verständnuß unter den bestälten predigern
gottlichs worts und auß andern mehren redtlichen
und erheblichen ursachen unter unsern predigern
den erwurdigen, erbarn und wohgelarten herrn Ma-
gistrum Andream Dithmarum, pastorn unser kir-
chen zu St. Catharinen 3, zum superiorn oder super-
intendenten anzuordnen und zu bestellen bewogen
worden, welcher dan sulch ambt auf- und angenom-
men, auch etliche jahr bedienet, nun aber fur einem
vierteil jahrs daß licht dieser welt verlaßen und in
daß ewige abgescheiden, derwegen dan sulch ambt
biß hieher vacirt:

Dweiln nün all unser tün und wamit wir umb-
gehen, uff die ehre Gottes und zu seinem dienste und
gehorsamb gerichtet sein soll, und dan sulches fur

1 Druckvorlage: Handschriftliches Original aus
dem Staats-A. Osn.: Dep. 3b IV Fach 44 Nr. 1a,
Bl. 14-22r. — Die Überschrift ist von uns hin-
zugefügt. - Der Auszug läßt die den Superinten-
denten betreffenden Teile, die im wesentlichen mit
der Ordnung von 1596 übereinstimmen, fort. Auf
Abweichungen dieser Teile von der Superintendenten-
ordnung, soweit sie den Wortlaut (nicht die Ortho-
graphie) betreffen, ist in den Anmerkungen unter
Text Nr. 3 verwiesen.

2 Die ersten beiden Absätze lehnen sich eng an den
ersten Absatz der Ordnung von 1596 an; vgl. oben
S.290.

3 Vgl. oben S. 290 mit Anm. 2.

4 Magister Wolfgang Helvicus (vgl. Einleitung, oben

S. 244 mit Anm. 17), 1610-1628 1. Pastor an der

Katharinenkirche und Superintendent in Osnabrück,
1628 durch die Katholiken vertrieben, danach Pa-

stor in Aerzen(?), wo er auch starb; vgl. Th. Röling,

128f. 152. 164; Bestallung (Konzept), datiert vom

29. September 1610 (1610 ist zu 1617 korrigiert, wo-

dießmall auch bey unß in keinen verpleib gestel-
let, sondern, waß zu befurderung reyner evangeli-
scher lehre und der ehre Gottes gereicht, soviel die
mehr furtgesetzt werden muge, so haben wir auf vor-
gehabten radt und reiflich bedenken nunmehr den
auch erwurdigen, erbaren und wollgelarten herrn
Magistrum Wolffgangum Helvicum, itzigen pasto-
rem der kirchen zu St. Catharinem 4, in des abver-
storbenen stelle zum superintendenten wiederumb
bestalt und angenommen... 5

Waß 6 nun zufurderst sein, des bestalten super-
intendentis, ambt anlangt, haben wir unß mit dem-
selben vereinbart und vergleichen, er auch angenom-
men und sich verpflichtet, daß er uber die andern
prediger beider unser stadtpfarren kirchen, sowoll
zu St. Marien 7 alß St. Catharinen, fleißige aufsicht
haben solle und wolle:

Lex 1] 8 Daß sie nemblich und furirst in ihren pfar-
kirchen reyne und gesunde lehre führen nach dem
corpore doctrinae alter, unveranderter Außpurgi-
scher Confession, wie die der römischen kay[ser-
lich]en may[este]tt Carolo quinto, hochsähligsten an-
gedenkens, ufm reichstage zu Außpurgh anno tau-
sentfunfhundertunddreißig uberreicht worden, da-
zu wir und unser gemaind unß bekennen, in dem
verstand, wie sie in der darauf erfolgten Apologia 9,

zu jedoch später bemerkt ist, daß 1617 vermutlich
falsch sei; ,,uff Michaelis archangeli“ ist später korri-
giert zu „15. Febr.“), zum Pastor an St. Katharinen
und Superintendenten im Staats-A. Osn.: Rep. 120
I A Nr. V 15 a Nr. 1, Bl. 11f.; Originalurkunde vom
15. Febr. 1617 ebd. Dep. 3a 1 V B Nr. 88c 3; Ph.
Meyer, Pastoren II, 237. Vgl. dazu noch Ch. G.
Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexicon II (1750),
1482; W. Schäfer, 42f. (danach wäre die Bestallung
von 1610 1617 wiederholt worden).

5 Das weitere s. oben S. 290 nach Verweisziffer 3.

6 Dieser Absatz lehnt sich eng an den entsprechenden
der Ordnung von 1596 an; vgl. oben S. 290f.Wir wie-
derholen ihn hier um des Textzusammenhangs willen.

7 Zur Marienkirche vgl. oben S. 249, Anm. 27.

8 „Lex 1“ steht in der Druckvorlage am Rand. Ebenso
ist auch weiterhin verfahren. — Der folgende Absatz
ist gegenüber dem entsprechenden in der Ordnung
von 1596 erweitert, besonders hinsichtlich der Be-
kenntnisschriften; vgl. oben S. 291.

9 Bek. Schr., 141 ff.

296
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften