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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0389
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Harlingerland.

Als geldrisches Lehen erhielt die Herrlichkeit Esens 1532 einen geldrischen Statthalter, Bernhard
von Hackfort, der auch in Esens blieb, nachdem Balthasar von Esens wieder in den Besitz des ganzen
Harlingerlandes gekommen war, und sich maßgeblich in die inneren Angelegenheiten des Landes ein-
mischte. Erst nach dem Tod des Herzogs Karl von Geldern gewann Balthasar wieder freie Hand. 1540
kam Harlingerland nach einer Fehde mit der Stadt Bremen und der Herrschaft Jever in den Besitz der
Bremer. Noch während dieser Fehde starb Balthasar. Die Bremer belehnten 1541 seine Schwester Onna,
Gräfin von Rietberg, und deren Sohn Johann mit Harlingerland; die Lehnsherrschaft zog 1547 der
Kaiser als Herzog von Geldern an sich. Johann von Rietberg geriet 1556 in Gefangenschaft und starb 1562;
Onna starb 1559. Bis 1571 führte Agnes von Bentheim, die Gattin Johanns, die Regierung, seit 1562 für
ihre unmündigen Töchter Armgard und Walpurga. Armgard verheiratete sich 1571 mit dem Grafen Erich
von Hoya und Bruchhausen, der dann bis zu seinem Tod 1575 die Regentschaft in Harlingerland inne-
hatte. Ihm folgte als Regent Otto von Hoya und Bruchhausen als Vormund der rietbergischen Töchter,
bis sich 1581 Walpurga, der Harlingerland eigentlich zum Erbteil bestimmt war, mit Enno III. von
Ostfriesland verheiratete. Enno wurde erstmalig im Jahr seiner Vermählung mit Walpurga, aufs neue
1584 nach dem Tod Armgards, die inzwischen den Grafen Simon von der Lippe geheiratet hatte, zum
drittenmal 1586 nach dem Tod seiner Gemahlin Walpurga als Vormund seiner Töchter von Philipp II.
von Spanien als Herzog von Geldern mit Harlingerland belehnt. Die Regierung Harlingerlands über-
nahm er 1582 nach dem Tod Ottos von Hoya. Im Vergleich zu Berum 1600 wurden die Töchter der
Walpurga entschädigt und die dauernde Verbindung Harlingerlands mit Ostfriesland gesichert 65.

Über den Beginn der Reformation in Harlingerland gibt es nur wenige Nachrichten. Schon um
1525 sollen der Prediger zu Burhafe, Magister Fisbeck 66, der Prediger zu Dunum, Richard Hicco 67,
und der Prediger zu Ardorf, Mammo Folkard 68, einig geworden sein, das Wort Gottes rein zu lehren 69.
Während Graf Enno im Besitz der Herrlichkeit Wittmund war, ließ er dort durch einen evangelischen
Prediger die reformatorischen Gedanken ausbreiten. Auch Junker Balthasar trat zur evangelischen Lehre
über. Aber der geldrische Statthalter Bernhard von Hackfort versuchte, das Land wieder gänzlich der
katholischen Kirche zu gewinnen. Magister Fisbeck, von ihm aus Burhafe vertrieben, dann Pastor in
Werdum, wurde von ihm abermals seines Amtes enthoben und wandte sich nach Dithmarschen. Nach
dem Tod Karls von Geldern 1538 rief Junker Balthasar Fisbeck zurück und ernannte ihn zum Super-
intendenten des Landes mit dem Sitz in Esens 70. Zusammen mit dem Pastor Johann Plückerus von
Wittmund 71, den er erst in einem Religionsgespräch für die evangelische Lehre gewonnen hatte, hielt

65 Vgl. T. D. Wiarda II, 397ff. III, 1ff. 60ff. 160ff.; H. Reimers, Esens als Grafenresidenz, in: Friesen-Alma-
nach 1922, 10f.; Esens als Mittelpunkt Harlingerlands. 1924, 14ff.; Balthasar Arends Zeit-, Jahr- und Tag-
weiser, 5ff.; B. Arend, 48f. mit Anm. 1 des Herausgebers; J. König, 253; G. Ohling, Denkwürdigkeiten, 55f.
(Regenten- u. Stammtafeln) u. ö.

66 Magister Johann Fisbeck (auch Viesbeck oder Visbeck) war bis 1534 Pastor in Burhafe, dann eine Zeitlang Pastor
in Werdum, 1538 wurde er Superintendent in Esens; als solcher ist er noch 1541 bezeugt; vgl. P. F. Reershe-
mius, 407. 381f. 365; O. G. Houtrouw II, 374. 330. 359; Ph. Meyer, Pastoren I, 154. II, 489. I, 273;
G.Ohling, Denkwürdigkeiten, 39. 54.

67 Pastor zu Dunum 1525-1533; vgl. P. F. Reershemius, 386; O.G. Houtrouw II, 341; Ph. Meyer, Pastoren
I, 219.

68 Pastor zu Ardorf vor 1525-1537, geboren 1498 in Middoge, 1537-1576 Pastor in Asel; vgl. P. F. Reershemius,
112. 419; O. G. Houtrouw II, 122f. 387f.; Ph. Meyer, Pastoren I, 30. 34.

69 Vgl. auch Ch. Funck II, 3, 33.

70 Vgl. H. Hamelmann, 792ff.; T. D. Wiarda II, 329; O. G. Houtrouw II, bes. 374; Reimers, Einführung,
10ff.; Th. Cöster, 9ff.

71 Johannes Plückerus, frühestens seit 1511 katholischer Geistlicher in Wittmund, war anfangs ein heftiger Gegner
der Reformation. † 1540. Vgl. B. Arend, 149; P. F. Reershemius, 398f.; O. G. Houtrouw II, 383; Th. Cö-
ster, 8. 10. 13; Ph. Meyer, Pastoren II, 523.

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