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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0397
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Kirchenordnung 1529

ein korochell 46 sall gekledet syn. Nicht dattet sul-
vige kleed beter sy, bisonderen nadem dat teken ein
godtlick teken und van Gade ingesettet, ock einen
ideren Christen to entfangen vannoeden, sulches
deste eerlicher und na insettinge vorgedacht, also
gescheen mögep.

Wo averst de forme im churfurstendom van Sas-
sen geholden, willen wy korz hyrna im druck geven
und in unseren lande gemeyn maken 47.

Wy willen oeck (darmit de joeget nicht vorsuimet
noch in der kunst affneme), dat under dem nacht-
mael Christi beide, latyn und duitsch, na des pre-
dicanten willen und gevallen in der gemein gesungen
weerdeq 48.

War ock in unsen steden eder dorper schoeler be-
funden, dat darsulvest alle Sondage metten und na
gelegenheyt der stadt vesper vry gesungen weerde 49,
darmede de joeget geoeffnet, und dat alsdan de pre-
dicant ein lectio ut dem olden eder nyen testamente
dede r.

Van der doepe.

Wy willen oeck, dat de jungen kinder nicht un-
gedofft bliven noch dattet sacrament der doepe vor-
achtet weerden schall 50, und dat de prediger er-
manen sall, dattet sulve einen ideren Christen vor-
nemelick vannoeden sy to entfangen, so wy alle in
einer christgelovigen gemene gebaren, als de apostel
secht: Ein gelove, ein doepe und ein Here etc. s.

Dat ock de jungen kinder in der kercken vry ge-
doepet werden, dat ock alle collecten nicht ut
dwange noch noet, besunderen dewile se in der hil-

p Ferner am Rand des Absatzes: Luc. 22; 1. Cor. 11;
Acto. 21; Mar. 16.

Am Rand: 1. Corin. 14.

r Am Rand des Absatzes: Ephe. 6; Deut. 4 und 6;
1. Cor. 14.

s Am Rand des Absatzes: Lu. 18; M. 18; Mar. 14;
Ephe. 4 [5].

t Am Rand des Absatzes: Matt. 9.
u Am Rand: Iacobi 2.

46 = Chorrock; vgl. Schiller und Lübben II, 539.

47 Auch die Ostfriesische KO von 1535 zieht Luthers
Deutsche Messe heran; vgl. unten Text Nr. 2.

48 Vgl. Luther, Deutsche Messe (WA 19,74; Sehling
I, 11): Denn ich yn keynen weg wil die latinische
sprache aus dem gottisdienst lassen gar weg komen;
denn es ist myr alles umb die jugent zu tun.

49 Vgl. dazu oben S. 153, Anm. 32; Bugenhagens

ligen schrift gegrundet, mit der modersprake, de
iderman to vornemen hefft, gelesen weerden 51. Jo-
doch werden sick de doeper mit blasen, smeeren 52
und sust woll der geboer weten to holden.

Van der kranken visiteringe.

Dewile dan betheer ock ein groet erdom und laster
under 53 den predicanten erwassen, indem so apent-
lick vorbaden, ock hinderlaten, de kranken mit dem
sacramente nicht to troesten 54 noch se im rechten
wege dorch gotliche schrift nicht to wysen, dewile
dan sulches sunderling vannoeden und christlick, so
is unse beveel, dat alle predicanten sunderling jo
den kranken dat nachtmael Christi, de bicht und
sust christlike vormaninge ut der hillige schrift nicht
weigeren, voernemelick, wan se darto gevordert, to-
dem, dat se, de predicanten, nicht einmael to den
kranken gaen, sunder alle dage, jo aver den anderen
eder drudden dage alderlengst desulven kranken vi-
siteren und underwysent.

Dat ock de predicanten geen underscheit der per-
sonen maken, als wolden se to denjennen, so vor-
hen ere predike nicht gehört, nicht gaen, hebben wy
vor christlick geacht, dat se desulven ock in der
lesten stunde eres dodes mit dem godtlichen woerde
underwesen, und were gelike vele, se kamen lest
eder erst to dem geloven, so allein Christus bekant
weerde u. 55.

Van der bicht.

Soe dan to Marburg beslaten, dat de bicht by
sinen kerckheren eder negesten wol ungedwongen

Braunschweiger KO: „Vam singende unde lesende
der scholekynderen in der kerken“ (Sehling VI, 1,
399 ff.); das entsprechende Kapitel der Hamburger
KO (Sehling V, 516. 522ff.). Dort genauere An-
weisungen über das Mette- und Vespersingen der
Schüler; vgl. dazu oben S. 66, Anm. 25.

50 Vgl. dazu Einleitung, oben S. 315 mit Anm. 27.

51 Vgl. Bugenhagens Braunschweiger KO: „Dat me
dudesch dope“ (Sehling VI, 1, 356ff.).

52 Vgl. dazu oben S. 223, Anm. 9; Braunschweiger KO,
Sehling VI, 1, 357f.

53 Meiners: weder.

54 Vgl. Reses Disputationsthesen, Art. XI, bei E. Mei-
ners II, 359: Het is ingezet der gemeinte tzamen te
nemen, eten ende drincken.

55 Ganz ähnliche Anweisungen gibt Bugenhagen in sei-
ner Braunschweiger und in seiner Hamburger KO,
Sehling VI, 1, 383. V, 508.

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