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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0401
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Kirchenordnung 1529

Wo ock ener mit siner suster eder sus nagebaren
frundinne wes fleeschlikes beginnen wurde, der eder
de schoelen mit geliker straffe geboetet 76 weerden

So ock in unsem lande man und wyff buten der
ee byeinander befunden eder sus kinder eder gene
kinder mittenanderen hadden, de schoelen van den
amptluiden und pastoren eder predicanten gestraf-
fet und bröderlick underwyset, und wo se dan nicht
afflaten noch sick tor ee begeven wurden, dem sal,
unse land und waninge in achte dage to ruimen, ge-
baden werden.

Sulches willen wy van allen preesteren, pastoren
und predicanten ock geredet und gebaden hebben.

Ordenunge, in der kercken toe holden.

Wy gebeden, dat nemant vordan belden, kercken-
vinster noch generley anders storme, voerwerpe
noch vorstenige 77; wente so Gade loff iderman wet,
dat de belden nichtes syn noch guedes schaffen kon-
nen, schadet nichtes, dat se dar staenh 78.

Wy willen ock, dat gener dem anderen narope,
schende noch vorachte, mönnick noch anders hete,
besunderen, dat ein dem anderen leve und frunts-
scup bewise und de starke mitten kranken gedult
drage, ock de dar steit, sorge hebbe 79, dat he nicht
valle. Wy hebben genen minsschen ervaren, de mit

g Am Rand: Levi. 18.

h Am Rand: 1. Cor. 8; 1. Cor. 10; Act. 17 und 19. 28.
i Am Rand des Absatzes: 4. Re. 2; Lu. 16; Rom. 14;
Rom. 15. Am anderen Rand: 1. Cor. 10 [12], an-
scheinend von E. Beningas Hand.
k Am Rand des Absatzes: Roma. 14; 1. Cor. 8.

l Am Rand des Absatzes: l.Cor. 10; Rom. 14;

1. Cor. 14.

76 = gestraft; vgl. Lasch und Borchling I,333.

77 = steinige; vgl. Schiller und Lübben V, 461;
Lasch und Borchling I,941.

78 Vgl. Braunschweiger KO und Hamburger KO: „Van
den bilden“ (Sehling VI, 1, 445. V, 513).

79 Meiners: drage.

80 = Drohen, Trotzen; vgl. Schiller und Lübben

III, 383.

81 Die Überschrift ist in der Druckvorlage von anderer
Hand (E. Beningas Hand) dazwischengeschrieben;
vgl. dazu oben Anm. 62.

82 = zapfen; vgl. oben S. 227, Anm. 9.

puchen 80, smahen und lesteren to hemmel kamen
were 1

Van vasten 81.

Todem, dat nemant, de dar vastet eder nicht
vastet, de dar vyret eder nicht vyret, den anderen
vorachte; wente vasten is gudt, eten averst nicht to
vorwerpen, wederumme vasten nicht to vorsmahen.
Wen ein ider sake also gerichtet is, dat se betert eder
tom weinigesten nicht argert, so ist genoech. Alle
dinge temen sick woll, jodoch beteren se nicht alle.
Nu moeten alle werken der Christen also gerichtet
syn, dat se beteren und bouwenk

Dat geen kroger schal tappen 82
undert sarmoen 83.

Wy gebeden ock allen krögeren in unsen lande,
dat gener sinen naburen sal hyr under der prediken
und evangelio ber vorkoepen, oeck genen luiden, id
weren dan frombden, midlertyt man predickt, im
huuse legen, by 10 84 Emder gulden penen 1.

Van doetslage.

Wy gebeden, dat nemant dem anderen sall schimp-
lick eder mit hoenisschen woerden anreken, darut
twist und unlust kumpt, vele weiniger dem anderen
vorletten noch slaen by pena, im lantrechte 85 an-

83 Wie bei Anm. 81. Auch Meiners hat diese Über-
schrift.

84 Meiners: ein.

85 Nach dem ostfriesischen Landrecht (Lib. III; M. v.
Wicht, Land-Recht, 645ff.) standen auf Schmähen,
Schlagen,Verletzen Geldstrafen, je nach der Schwere
des Falles und der Art der Verletzung gestaffelt. —
Das ostfriesische Landrecht Edzards des Gr. von
ca. 1515 liegt in zahlreichen Hss, die z. T. erheblich
voneinander abweichen, vor. V. Wicht hat seiner
Edition eine im Jahr 1562 hergestellte Auricher Hs
zugrundegelegt; vgl. ebd. Vorbericht, 199. Eine sehr
umfangreiche Sammlung von Hss des ostfriesischen
Landrechtes befindet sich in der Niedersächsischen
Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (21
vollständige und 2 unvollständige Abschriften): Cod.
Ms. jurid. 733-752, darunter die schon erwähnte
(vgl. oben S. 326, Anm. 36) Hs, die Eggerik Beninga
1527 herstellen ließ. Diese schon wegen ihres Alters
bedeutende Hs weicht von den übrigen Hss stark
ab. Von ihr heißt es im gedruckten Katalog der
Bibliothek: „Doch ist nicht glaublich, daß diese Hs

24 Sehling, Niedersachsen II/1

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