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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0411
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Kirchenordnung 1535 (Agende)

und eyn lyff, dewyle wy alle synt eynes brodes deel-
aftich [1. K 10, 17] und ut eynem kelcke drinken.

Na der vermanynge kere sick de prester na dem
altar und synge dat Vader unser 62. Und na dem
Pater noster singe averluyt 63 de woerde des avent-
mals alzo:

Unser Heer Jesus Christus in der nacht, do he vori-
raden 64 wart, nam he dat brot, dankede und brack
idt und gaff idt synen jungeren und sprack: Nemet
hennen und etet, dat ys myn lyff, de vor juw ge-
geven wert, dat doet, so vaken gi idt doet, to myner
gedechtnisse. Na dussen woerden gifft de prester
denen, so communicern willen, den lyff des Heren,
den menner vor, den frouwen na 65.

Wen se nu alle communicert hebn den licham 66
des Hern, so singet de prester de woerde des Heren,
dem kelck angaende, alzo:

DessuIvenglyken nam he ock den kelck na dem
aventmal und dankede und gaff oen und sprack 67:
Drynket alle darut, dat ys myn bloet des nyen
testaments, dat vor juw vorgaten wert tor vor-
gevynge der sunden. Solcks doet, so vaken gi idt
drinkt, to myner gedechtnisse. Na dessen woerden
entfangen, de communicern, den kelck des Heren
und gaen darna eyn yder an syne stede.

Dar vele communicanten jegenwordich synt und
eyn dyacon vorhanden is, de helpen kan to der ut-
deylinge, mach de prester de woerden der consecra-
tien des brodes und kelcks an den andern syngen
und dele alzo de eyne dat licham, de ander dat bloet
des Heren ut.

62 Unsere KO folgt jetzt wieder mehr Luthers Deut-
scher Messe. Brandenburg-Nürnberg (aaO.196 f.) hat
erst die Einsetzungsworte, dann das Vaterunser.

63 = sehr laut; vgl. Schiller und Lübben III, 269f.

64 In der Druckvorlage folgte noch „hefft“, das jedoch
gestrichen ist. Sehling druckt es mit.

65 Die Unterbrechung der Einsetzungsworte durch Aus-
teilung des konsekrierten Brotes hält auch Luther
für besser. Vgl. dazu unten S. 678 f., Anm. 22.

66 = Leib; vgl. oben S. 93, Anm. 8.

67 In der Druckvorlage folgt zunächst „alle“, darauf
ein offenbar verschriebenes halbes Wort, etwa
„dynck“, das aber gestrichen ist. Sehling schreibt:
alle drynckt daruth.

68 Vgl. oben S. 161, Anm. 77.

69 Vgl. oben S. 161, Anm. 78.

70 Vgl. dazu oben S. 377 mit Anm. 49.

71 Zur Kollekte vgl. oben S. 161 f., Anm. 81.

72 1. Januar. 73 6. Januar.

Under dem, dat dat volk communicert wort, so
moegen de scholer im choer syngen dem sank Jesus
Christus 68 effte Gadt sy gelavet 69 effte dat duedsche
lam Gads unschuldich 70.

Darna kere sick de prester tom volke und synge:
Der Heer sy myt juw! und darna dusse edder eyn
ander christlicke collecte.

Laet uns bidden 71!

Wy danken dy, almechtige Godt, dat du uns dorch
dusse heylsame gave heffst erquicket, und bidden
dyne barmherticheit, dat du uns solcks gedyen la-
test to starken loven jegen dy und to hittiger leve
under uns allen, umme Jesus Christus, unsers Heren
willen. Amen.

Darna kere he sick to dem volke und synge dus-
sen segen.

De Here segene dy und behode dy. De Here er-
luchte syn angesichte aver dy und sy dy gnedich.
De Here erluchte syn angesichte aver dy und sy dy
gnedich[!]. De Here heve syn angesichte aver dy und
geve dy synen frede [Num 6, 24-26]. Amen.

In den kercken, dar scholer synt und vele prester,
dar schal men ock de gude introitus, alze de men
Sondages, item am Paschdach, nativitatis Christi,
circumcisionis Domini 72, epiphanie Domini 73 plecht
to syngen, latine in latinischer spraken syngen, der-
glyken ock Kyrieleyson, Gloria in excelsis und der-
glyken christlichen gesengen, de der godtlicken
schrifte gemete, alze de sequencie 74 Grates nunc

74 Bei Sehling steht: Sequemini. — Vgl. Luther, For-
mula missae 1523 (WA 12, 210f.; Sehling I, 5):
... sequentias et prosas nullas admittimus, nisi epi-
scopo placuerit illa brevis in nativitate Christi: Gra-
tes nunc omnes. Neque ferme sunt, quae spiritum
redoleant, nisi illae de Spiritu sancto: Sancti Spi-
ritus. Et: Veni, sancte Spiritus... - Die Sequenzen,
in der Messe zwischen Epistel und Evangelium ge-
sungene Dichtungen, gehen ihrer Art nach beson-
ders auf Notker den Stammler von St. Gallen († 912)
zurück, dessen Verfahren, die im Anschluß an das
Halleluja gesungenen Jubelmelodien syllabisch mit
Texten zu unterlegen, Nachahmung und Verbreitung
fand. Neben dem streng syllabischen Gesang ist das
Charakteristikum der eigentlichen Sequenz die for-
male Gliederung, meistens mit Wiederholung von
Melodienabschnitten. Später schuf man erst die
Texte, dann die Melodien und näherte die Sequenz-
der Hymnusform. Vgl. P. Wagner, Einführung in

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