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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0420
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Grafschaft Ostfriesland

Nu wy willen dit nicht angetagen hebben, alse
wolden wy hyr eine disputationn anstellen mit den
gueden luiden der geistlichen gueder halven, welck
unse wille und menunge nicht nu is, sunder teen idt
darumme an, dat se sick sulvest bedenken schoelen
in oere conscientien und oer sulvest richter syn,
nemen dusse fragen voer sick alse utrum iuste acci-
piat beneficium, qui non facit offitium, item, ofte
dat billick 57, ut qui vivit in ocio, vivat de bonis
ecclesie, qui autem servit offitio, esurire cogetur,
indicet 58 hic eorum conscientia, legant cap. 3. 2. ad
Tessa. [6ff.], item in den decreten dis. 14, q. 5, ca.
Imolans 59, ca. Penale 60, in 16, q_. 1, ca. Quoniam 61
quicquid 62, item ex. 63 de cle. non resideret in 1, q. 1,
ca. Clericos 64, ca. Pastor 65, ca. Si quis 66 ss., Non
est 67. Dar se dusse angetagene oerde mit uprichten
gemoete leesen, weerden se woll befinden, offt ohne
oeck gehoere, hyr wes to doen eder nicht. Dar se
desulvigen nicht bewegen, laten wy idt gescheen und
bevelen se dem gerichte Gades und erer overicheyt.

Wy willen averst unse g. h. overicheit dusses lan-
des demoetichlick bidden und groetlick vormanen,
dergelike alle junkheren, dat se alle dusse sake christ-
lick bedenken willen und de geistlichen lenen und
guederen beter vorhegen 68 dan etliche jaer heer ge-
scheen und nicht also erflick vorgeven und van den
kercken alieneren 69.

57 Bei Meiners folgt hier noch „is“.

58 Meiners: judicet (auch möglich!).

59 Corp. iur. can., Decr. Grat. II, caus. XIV, quest. V,
c. 2; Friedberg I,739.

60 AaO. caus. XIV, quest. V, c. 13; Friedberg 1,741.

61 Meiners liest irrig statt „Quoniam“: „opus“. - Er

verkennt die Bezugsstellen im kanon. Recht.

62 Corp. iur. can., Decr. Grat. II, caus. XVI, quest. I,
c. 68; Friedberg I, 784f.

63 Meiners löst auf: exempl.

64 Corp. iur. can., Decr. Grat. II, caus. I, quest. II,
c. 6; Friedberg I,409.

65 AaO. caus. I, quest. II, c. 7; Friedberg I, 409f.

66 AaO. caus. I, quest. II, c. 8; Friedberg I, 410.

67 Corp. iur. can., Decr. Grat. II, caus. I, quest. I, c. 27;
Friedberg I, 369f.

68 Druckvorlage: beth he vorhegen. Meiners: bether
verheghen. —Vorhegen= schützen, in Obhut nehmen,
pflegen; vgl. Schiller und Lübben V, 363; Lasch
und Borchling I, 831.

69 Über die Einziehung von Kirchengütern unter Graf
Enno II. s. Einleitung oben S. 316. Im 1572 begin-
nenden Rechnungsbuch der Großen Kirche in Em-
den ist unter dem 14. Oktober 1593 ein Zeugnis ein-

Item, dat se de kercken und ander ecclesiastica
beneficia so lichtferdichlick vorlenen indignis et inu-
tilibus personis, nomlick denen, an welken affent-
lick spoeret, dat se nicht eins denken, de kercken
mit noetigen und plichtigen densten 70 denen. Be-
denken in dussem valle de grote noet der christliken
kercken, wo groet geleerde luide vannoeden in dus-
sen geferliken tiden, welck men ane groten kosten
nicht bekamen, ock nicht erholden mach.

Und des duivels ernstige muehe is dat 71 itzundes
dorch de ganze werlt, dat he muchte vorhinderen,
dat nene geleerde luide mer in der werlt gefunden
worden. Dar bruket he alle liste to, dar erwecket he
einen tyrannen, de doedet welcke, dar maket he
heren und fursten unsinnich und blinde, dat se oer
beneficia geven lichtferdigen luiden (wo voer an-
getagen), welchs dan vele mensschen vortwivelen
doet, dat nemand sine kinder tor scholen sendet,
dewile se sehen, dat by den heren nene gnade und
troest is, darmede ein geleert man muchte upgetagen
und erholden weerden, und sulvest de macht nicht
hebben.

Idt werden de heren in kortes den kop daraver
kleyen 72, dat se mit den geistliken 73 lenen, insunder-
heit mitten kercken, de curam animarum heb-
ben 73a, so unbedacht gehandelt hebben.

Malum hoc commune est apud omnes gentes, non

getragen, dem zufolge der Graf in den ersten Jahren
der Reformation zur Erledigung kommende Pfrün-
den der Kirche entfremdet und an sich gezogen hatte.
Später wurden auf Bitten der Gemeinde etliche Gü-
ter zurückgegeben. „Dartuschen de evangelische
predigern groten armoet geleden, also dat de predi-
kanten sind lange jaren van den borgeren, so dem
evangelio togedaen gewesen, gevoedet und under-
holden worden“. Vgl. J. Weerda II, 18; Abdruck
des Protokollauszugs bei Weerda, Entstehung, 44f.,
Anm. 20. A Lasco fertigte im Auftrag der Gräfin
Anna ein Register der veräußerten Kirchengüter für
die Gegend um Emden an, das E. F. Harkenroht
zu E. Beninga, Chronyk, 808f., veröffentlicht hat.
Das von Babucke publizierte Norder Register von
1553 (vgl. Anm. 53), im Auftrag der Gräfin von ih-
rem Sekretär Wilhelm Gnapheus aufgestellt, führt
die veräußerten Güter auch mit auf.

70 Meiners hat noch: tho. 71 Meiners: „dat“ fehlt.

72 = kratzen, krauen; vgl. Schiller und Lübben
II, 476; Doornkaat Koolman II,249.

73 Meiners: christlichen.

73a In der Druckvorlage ist „hebben“ gestrichen. Mei-
ners setzt es jedoch gleichfalls in den Text.

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