Grafschaft Ostfriesland
[II.]
Wy willen, dat hynfort neen predicant eder ker-
ckendener togelaten weerde in jeniger kercken unses
landes, he sy dan tovoren vlitich examineert wor-
den to Emden voer unsen vorordenten superatten-
denten und examinatoren und als genoechsam er-
kant, darto van uns mit schriftliken bewise nage-
laten 22.
[III.]
Welcke in unsen landen wes leren eder predigen,
dat den twolf articulen unsers hilligen christliken 23
geloven 24 entjegen, eder de de gotheit efte mensch-
eit Christi Jesu, unsers enigen heilandes, vor-
saken 25, vorachten eder dat hoge vordenst sines hil-
ligen, bitteren lidens vornichten eder smalen 26 und
sick an den eintfoldigen vorstant gotliches woerdes
nicht benuegen 27 laten, desulvige willen wy in unsem
lande nicht liden. Und dar se nicht uphoeren, oere
erdome to seyen, willen wy se an oeren live und gudt
straffen.
[IV.]
Welcke dat hillige woert Gades, in biblisscher
schriften begrepen, de hilligen sacramenten der
doepe und des lives und blodes unses Heren Jesu
Christi vorachten eder vorspotten, willen wy also
straffen, dat wy de vorspotter deß gotliken woerdes
unse lande vorbeden willen 28.
22 Vgl. hierzu das Gutachten, oben S. 383 f. Das eigent-
liche Pfarrbestellungsrecht, das das Gutachten ein-
gehend behandelt, wird vom Mandat ganz außer acht
gelassen. Vielleicht hielt man es für klüger, den
schwehenden Zustand vorläufig bestehen zu lassen
und ihn mehr unter der Hand zugunsten der Obrig-
keit auszuwerten. Vgl. J. Weerda II, 7.
23 Meiners: geesteliken.
24 Vgl. dazu oben S. 375 mit Anm. 30.
25 = bestreiten, abstreiten, verleugnen; vgl. Schiller
und Lübben V, 428; Lasch und Borchling I,
909; Doornkaat Koolman 1,460.
26 = herabsetzen; vgl. Schiller und Lübben IV,
257.
27 Meiners liest irrig: bewegen.
28 Vgl. zu den letzten beiden Artikeln Reichspolizei-
ordnung von 1530, Tit. I, § 2: ... so jemands... hin-
füro Gott zumessen wird, das seiner göttlichen ma-
jestät und gewalt nicht bequem, oder mit seinen wor-
ten dasjenig, so Gott zusteht, abschneiden wolt, als
ob Gott ein ding nicht vermöcht oder nicht gerecht
wäre, Gott seine heilige menschheit oder darin flu-
chet oder sonst dergleichen freventliche, verächt-
[V].
Welcke averst dat sacrament der doepe also vor-
achten, dat se sulches, den jungen kinderen mede-
todelen, vorbeden efte vorhinderen, eder de, so in
der joeget gedoepet, sick in oeren older ut dorichten
wane weder de warheit gotlicher schrift wederumme
doepen laten eder, dat to doen, prediken, leren und
de sulche predigen in dem velde, winkelhuiseren
hoeren, annemen und sick dusser sekten der wed-
derdoeper anhengich maken wurden 28a, dusse alle,
nömlick de wederdoeper, so sick in oeren older heb-
ben doepen laten, eder de den wederdoep leren und
den kinderdoepe vorbeden, sampt denen, so oere
kinder vormenen, ungedofft to holden, und de sulcke
lere annemen eder dersulvigen lerer behuusen und
herbergen, willen wy gefenklich annemen laten, mit
water und broet spisen und dar 29 nae gelegenheit
pynlick mit oer handelen und straffen 30.
[VI.]
Welcke dat hoichwerdige sacrament des lives und
blodes Christi Jesu, wan desulvige im aventmael
nach dem bevele Christi gehandelt weerden, slicht
broet und wyn efte noch vorachtliker ein gebacken
brodt und dergeliken spottlick noemen 31, de willen
wy an oeren lyff und levent straffen; wente wy
können und willen nicht liden, dat de hilligen teke-
liche lästerwort, ohn mittel, in oder wider Gott, sein
allerheiligste menschheit oder das göttliche sacra-
ment des altars... redet, daß der oder dieselbe durch
die oberkeit des orts... gestrafft (Koch-Sencken-
berg, aaO. 2. Th.,333f.); auch Ausschreiben durchs
chur- und furstenthumb zu Sachsen. 1531, Seh-
ling I, 179. Vgl. auch Gutachten, oben S. 392 (Van
warsscuppen und kindelberen.).
28 a Vgl. dazu Einleitung, oben S. 315; KO von 1529
mit Anm. 11, oben S. 361.
29 Meiners: dan.
30 Vgl. dazu Anm. 2 zur KO von 1529, oben S. 360;
auch oben S. 19, Anm. 9.
31 In den 1526 von Aportanus zusammengestellten
Artikeln (vgl. Einleitung, oben S. 314) heißt es: 16.
Dat utwindige broedt eten und den utwindigen kelck
drinken, ys anders nicht gewest, dan vor allen Chri-
sten utwendich betuegen, wat wy ynwendich ge-
loven, eten und drinken... 20. Dan dat utwendige
broedt und wyen ys uns neen Christus vlesck ofte
bloedt, dan allene gewisse waaraftige und unbedrech-
licke teken und segel des rechten, waeraftigen brodis,
dat ut dem himmel gekamen ys, und des bloedes,
394
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Wy willen, dat hynfort neen predicant eder ker-
ckendener togelaten weerde in jeniger kercken unses
landes, he sy dan tovoren vlitich examineert wor-
den to Emden voer unsen vorordenten superatten-
denten und examinatoren und als genoechsam er-
kant, darto van uns mit schriftliken bewise nage-
laten 22.
[III.]
Welcke in unsen landen wes leren eder predigen,
dat den twolf articulen unsers hilligen christliken 23
geloven 24 entjegen, eder de de gotheit efte mensch-
eit Christi Jesu, unsers enigen heilandes, vor-
saken 25, vorachten eder dat hoge vordenst sines hil-
ligen, bitteren lidens vornichten eder smalen 26 und
sick an den eintfoldigen vorstant gotliches woerdes
nicht benuegen 27 laten, desulvige willen wy in unsem
lande nicht liden. Und dar se nicht uphoeren, oere
erdome to seyen, willen wy se an oeren live und gudt
straffen.
[IV.]
Welcke dat hillige woert Gades, in biblisscher
schriften begrepen, de hilligen sacramenten der
doepe und des lives und blodes unses Heren Jesu
Christi vorachten eder vorspotten, willen wy also
straffen, dat wy de vorspotter deß gotliken woerdes
unse lande vorbeden willen 28.
22 Vgl. hierzu das Gutachten, oben S. 383 f. Das eigent-
liche Pfarrbestellungsrecht, das das Gutachten ein-
gehend behandelt, wird vom Mandat ganz außer acht
gelassen. Vielleicht hielt man es für klüger, den
schwehenden Zustand vorläufig bestehen zu lassen
und ihn mehr unter der Hand zugunsten der Obrig-
keit auszuwerten. Vgl. J. Weerda II, 7.
23 Meiners: geesteliken.
24 Vgl. dazu oben S. 375 mit Anm. 30.
25 = bestreiten, abstreiten, verleugnen; vgl. Schiller
und Lübben V, 428; Lasch und Borchling I,
909; Doornkaat Koolman 1,460.
26 = herabsetzen; vgl. Schiller und Lübben IV,
257.
27 Meiners liest irrig: bewegen.
28 Vgl. zu den letzten beiden Artikeln Reichspolizei-
ordnung von 1530, Tit. I, § 2: ... so jemands... hin-
füro Gott zumessen wird, das seiner göttlichen ma-
jestät und gewalt nicht bequem, oder mit seinen wor-
ten dasjenig, so Gott zusteht, abschneiden wolt, als
ob Gott ein ding nicht vermöcht oder nicht gerecht
wäre, Gott seine heilige menschheit oder darin flu-
chet oder sonst dergleichen freventliche, verächt-
[V].
Welcke averst dat sacrament der doepe also vor-
achten, dat se sulches, den jungen kinderen mede-
todelen, vorbeden efte vorhinderen, eder de, so in
der joeget gedoepet, sick in oeren older ut dorichten
wane weder de warheit gotlicher schrift wederumme
doepen laten eder, dat to doen, prediken, leren und
de sulche predigen in dem velde, winkelhuiseren
hoeren, annemen und sick dusser sekten der wed-
derdoeper anhengich maken wurden 28a, dusse alle,
nömlick de wederdoeper, so sick in oeren older heb-
ben doepen laten, eder de den wederdoep leren und
den kinderdoepe vorbeden, sampt denen, so oere
kinder vormenen, ungedofft to holden, und de sulcke
lere annemen eder dersulvigen lerer behuusen und
herbergen, willen wy gefenklich annemen laten, mit
water und broet spisen und dar 29 nae gelegenheit
pynlick mit oer handelen und straffen 30.
[VI.]
Welcke dat hoichwerdige sacrament des lives und
blodes Christi Jesu, wan desulvige im aventmael
nach dem bevele Christi gehandelt weerden, slicht
broet und wyn efte noch vorachtliker ein gebacken
brodt und dergeliken spottlick noemen 31, de willen
wy an oeren lyff und levent straffen; wente wy
können und willen nicht liden, dat de hilligen teke-
liche lästerwort, ohn mittel, in oder wider Gott, sein
allerheiligste menschheit oder das göttliche sacra-
ment des altars... redet, daß der oder dieselbe durch
die oberkeit des orts... gestrafft (Koch-Sencken-
berg, aaO. 2. Th.,333f.); auch Ausschreiben durchs
chur- und furstenthumb zu Sachsen. 1531, Seh-
ling I, 179. Vgl. auch Gutachten, oben S. 392 (Van
warsscuppen und kindelberen.).
28 a Vgl. dazu Einleitung, oben S. 315; KO von 1529
mit Anm. 11, oben S. 361.
29 Meiners: dan.
30 Vgl. dazu Anm. 2 zur KO von 1529, oben S. 360;
auch oben S. 19, Anm. 9.
31 In den 1526 von Aportanus zusammengestellten
Artikeln (vgl. Einleitung, oben S. 314) heißt es: 16.
Dat utwindige broedt eten und den utwindigen kelck
drinken, ys anders nicht gewest, dan vor allen Chri-
sten utwendich betuegen, wat wy ynwendich ge-
loven, eten und drinken... 20. Dan dat utwendige
broedt und wyen ys uns neen Christus vlesck ofte
bloedt, dan allene gewisse waaraftige und unbedrech-
licke teken und segel des rechten, waeraftigen brodis,
dat ut dem himmel gekamen ys, und des bloedes,
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