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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0442
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Grafschaft Ostfriesland

gaen 60, darover vele unnutte kostspildunge gescheen
des drunkendrinkendes, wordorch. de kraemfruwen 61
und junge kinder to besorgen, muchten vorsumet
werden und um dat levent kamen, darumme wil
unse gnedyge fruwe, dat nemant mer heneven de
hevemoder, darto nodich, geescheket 62 und gefordert
werden van de negeste frunde und nehesten nabor-
schen, und wan de kraemfruwe erloset, dat se dan
Godt den 63 almechtigen vor de gave und de grote
woldaet laven und danken, den fruwen ene maeltyt
gegeven 64 und dan ein yde tuchtych weder nae sinen
huse gegaen. De 65 darbaven anders befunden wer-
den, de scholen 10 goltgulden yn handen (woe hir-
vor angetagen) vorfallen sin. De dat weet und ver-
swycht, sal 5 gulden breken. De dat anbringet, sal
enen gulden darvan geneten 66.

dich wesen, und wan Got de Here de fruwen van dat
kynt erlosset, dat se dan den Heren myt eyn kne-
fall laven, prisen und danken, dat yd kynt tor war-
relt gekamen ys. Wan dat gescheen, dan densulvi-
gen, de der kraemfruwen yn eren noden hebben bi-
gestaen, eine maeltyt nae enes yderen vormoge ke-
reden, alsdan myt dankseggynge weder nae eren huse
gaen. We nae dussen dage anders wart befunden, de
scholen myt geliker straff als vorgerort, gestraffet
werden und dat half to den gotzarmen (aaO. Bl.
156r).

60 Der „Wivedag“ ist, wie W. Lüpkes (Ostfriesische
Volkskunde 2. 1925,94) ausführt, in Ostfriesland alte
Sitte. Gleich nach der Geburt finden sich zahlreiche
Frauen bei der Wöchnerin ein. Die Hebamme mischt
dann im „Branwienskop“ Branntwein mit Rosinen
und Zucker und reicht ihn herum, damit jede Be-
sucherin daraus löffele; auch die Wöchnerin, womög-
lich sogar der Säugling, erhalten etwas davon [seit
wann Feier in dieser Form?]. Zur Feier des „Wive-
dages“ im 16. Jh. vgl. unten S. 736, Anm. 82.

= Wöchnerin; vgl. oben S. 283, Anm. 70.

62 = gefordert, berufen; vgl. oben S. 392, Anm. 11.

63 Auricher Konzept: „den“ fehlt.

64 Auricher Konzept: geven.

65 Das Auricher Konzept hat hier noch: daer.

66 Schon in der von E. Beninga mitgeteilten Dispu-
tation wird die in diesem Kapitel behandelte Frage
angeschnitten; dort heißt es: ... wan ein kynt ge-
teelt [ = geboren] wurde, dat dan beneven de bade-
moder 4 eder vyf fruwen der negesten frunde eder
de negesten naborschen, dat se alsdan Got almech-
tich tom ersten laveden und dankeden vor de grote
woldaet, de he an der kraemfruwen und dat kind
bewesen hadde... (der Vater des Kindes soll den
Frauen eine Mahlzeit geben; die die Wöchnerin da
behalten will, die sollen bleiben, die anderen sollen
nach Hause gehen usw.; vgl. Bl. 58 rf., auch Bl. 54 v

Van de kyndelberen 67.

Wanneer de kinder gedopet werden, schal nemant
mer dan twe eder dre gefadderen upt hogeste darto
vorderen, daerto de ryken und egenarveden nycht
mer ore 68 frunde, dan up dat hogeste bi twe ver-
kante discke sitten mogen, und de 69 myddelmetigen
yn steden, flecken und dorperen nicht mer als bi
enen disck und nicht mer als 5 eder 6 gerichte. Men
schal ock de geselschup nicht lenger als den enen
dach to gaste noegen noch holden, und den yd moge-
lick to reysen, den avent ein yder weder yn sine be-
husynge sick geve, bi 70 pena 10 goltgulden, als hir-
vor gerort is 71.

aaO.; E. J. H. Tiaden I, 114. 107). — Das Gut-
achten der Räte enthält dann schon fast wörtlich
unseren Text (Bl. 75 v).

67 Ordnung von 1556: Wan de kynderkens ge-
dopet werden. Wi wyllen ock, wan de kynder ge-
dopet scholen werden, dat men dan nicht mer to de
vadderen to gaste lade den rikesten als twe tavelen
und de mydmetigen to enen dische, ock man enen
dach und nicht mer drinken scholen. Und scholen
ock up dat hogeste nicht mer als vyf eder ses ge-
richte hebben, de myddelmetigen nicht mer als ver
gerichte, und befrommet uns nicht weynich, nach-
dem Gades wort enen yderen vorkundiget und de
overflodige drunkenheyt und alle overfloet nicht ge-
metiget, soe besorge wi, dat Got almechtich uns dar-
umme ene gruwelike plage tosenden wart. Darumme
gebeden wi noch enen yderen by 10 gulden pena den
moetwilligen strengelik afftonemen und dat to keren
als vorgescreven, dat wy unsen amptscryveren und
diaken to hulpe der armen erenstliken aftonemen ge-
beden (Bl. 156r).

68 Auricher Konzept: orer.

69 Auricher Konzept: „de“ fehlt.

70 Auricher Konzept: „bi“ fehlt.

71 Mit der Mäßigung bei den Tauffeiern beschäftigt sich
sckon E. Beningas Disputationsbericht (Bl. 54v.
58rf.; E. J. H. Tiaden I,107. 114). Schon dort
wird vorgeschlagen, die Zahl der Paten auf zwei oder
drei für die Reichsten zu beschränken und diesen
zu gestatten, so viele Freunde einzuladen, wie an
zwei Tischen Platz haben, den , ,myddelmetigen hur-
luden“ aber nur einen Tisch Gäste zu erlauben. Den
Reichen sollen fünf, den Mittelmäßigen drei Gerichte
gestattet werden; die Feier möge nur einen Tag
währen usw. Im wesentlichen entspricht das Gut-
achten der Räte (Bl. 75 v) diesen Vorschlägen. Hin-
nerk Grawertz weist in seinem Bedenken auch im
Hinblick auf die Tauffeiern auf die Ordnung der

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