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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0455
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Konkordaten 1599

schende, schmehe oder sonsten verfolge und belei-
dige, kein teil deß andern religion, kirchengebreuche
und ceremonien, alß ob dieselbe der Augspurgißchen
Confession ungemeeß und deß religionfriedens un-
fehig, praegravire und anziehe, sondern ein jeder bey
dem andern friedlich und ruhig wohne, mit guetter,
rechter freundschaft und christlicher liebe treuwlich
meine 15 und mit absagung alleß deßjennigen miß-
trauwens, so etwa auß dieser spaltung erwachßen,
jedes teil den andern kraft dieses landtages ein-
mütigen schlußes bey seiner religion, glauben, kir-
chengebreuchen, ordnungen und ceremonien, auch
allen andern zur geistlicheit gehörenden guettern
und rechten geruhiglich und friedlich bleiben laße.
Und alß mehrgemeltem religionfrieden unter andern
auch dieses einvorleibt, daß die streitigkeiten, so in
religionsachen furfallen, anders nicht alß durch
christliche, freundliche, friedliche mittel und wege
zu einhelligen, christlichen consens, verstand und
vergleichung mögen gebracht werden 16, deßwegen
unsere getreuwe landstende diß mittel vorgeschla-
gen, do je wegen dero zwißchen den kyrchen der
Augspurgißchen Confession vorgefallenen streitig-
keiten in unserer grafschaft keine endliche verglei-
chung getroffen werden konte, daß dannoch uf eine
ordnung zum weinigsten gedacht werde, wornach
sich alle praedicanten in phrasibus et ceremoniis zu
achten.

Alß haben wir unß dahin erklärt, daß wir mit er-
ster gelegenheit die vornembsten theologen unserer
grafschaft, so der einen oder der andern meinung
verwandt, in gleicher anzall zusamen verschrieben
und ihnen gewiße politißche personen, auch beider
meinungen in gleicher anzal zugetan, zuordnen wol-

15 = liebe; vgl. oben S. 127, Anm. 6.

16 Vgl. Augsburger Religionsfrieden, Art. 3: .. .und soll
die streitig religion nicht anderst, dann durch christ-
liche, freundliche, friedliche mittel und wege zu ein-
helligem, christlichem verstand und vergleichung
gepracht werden... (K. Brandi, aaO. 37; A. v.
Druffel-K. Brandi, aaO. 727; Koch-Senk-
kenberg, aaO. 17f.). Der Passus bezieht sich auf
die Reichsstände und auf die beiden im Religions-
frieden anerkannten Religionsgruppen, die Katho-
liken und die Verwandten der Conf. Aug.

17 In den Vorverhandlungen hatten die Stände sich
mit der Einrichtung eines „collegium theologicum“
einverstanden erklärt, jedoch dafür Theologen und
Politiker, die in gleicher Anzahl beiden Richtungen

len 17, in welcher beisein und kegenwart sie sich de
articulis controversis fried- und freundlich unter-
reden und versuchen, auch unß getreuwlich referi-
ren sollen, ob und wie sie sich daruber zu vergleichen,
daß ein gewiß corpus doctrinae, darnach sich alle
prediger im lande in lehr und ceremonien zu achten,
zu verfaßen. Do sie aber uber verhoffen hirein kei-
nen einhelligen consens treffen wurden, uf solchen
fall sollen sie gleichwoll befeligt sein, unß ihre mei-
nung zu ubergeben, wie etwa in phrasibus et cere-
moniis eine solche moderation gefunden werden
konte, welche, wan sie uf allen kanzelen und kyr-
chen gebraucht, daß offentliche ergernuß der zu-
hörer einstellete und zu mehrer einigkeit anlaß und
ursache gebe. Und was sie unß also uf einen oder den
andern fall zu erkennen geben werden, daß wollen
wir mit unsern land- und hoffräten in fernere not-
turftige beratschlagung ziehen, die notturft daruf
verfuegen, und was zu der ehere Gottes, erbauwung
seiner kyrchen und zu abschaffung deß ergerlichen
gebeißes, unzeitigen lesterns und verbannens uf den
predigstuelen nutzlich befunden, soviele unß mög-
lich, fortsetzen und befordern.

Eß gehe nun dis colloquium fort und man vor-
gleiche sich oder nicht, so soll dennock demjennigen,
waß hiebevor des freyen exercitii religionis halber
verordnet ist, sein stracker lauf gelaßen und hier-
auf das religionwesen gaar nicht gegrundet werden.

Waß dan ferner die bestellung kyrchen- und schuel-
diener anlanget, darinne gibt die keys. resolution
diese maße, daß diejennigen, welche daß ius patro-
natus haben, daßelbe geruhiglich behalten, sonsten
aber in allem dem religionfrieden gemeeß solle vor-
faren werden 18. Weil eß dan dißfals mit deren van

zugetan wären, gefordert. Vgl. E. R. Brenneysen
Tom. II,155.

18 Vgl. E. R. Brenneysen Tom. II, 85. - Dazu vgl.
die Vorstellung Graf Edzards II. an den kaiserlichen
Kommissar vom 8. Januar 1596; Brenneysen
Tom. II, 93ff. Ebd. 95: ...daß S. G. diesfals der
untertanen gewissen zu astringiren sich niemals an-
gemasset noch denjenigen communen und gemeinen,
welche das ius vocandi, nominandi et praesentandi
kirchen- und schuldiener kündlich hergebracht (deren
gleichwol keine, wie fleissig man auch darnach wird
inquiriren, in der warheit können specificiret wer-
den), einige hinder- und insperrung zugefüget habe,
daß aber S. G. sotanes ihr ius patronatus, welches
sie von ihren wolseeligen vorfahren und von zeit des

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