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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0525
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Emder Kirchenordnung 1594

vele mögelick, vorkamen möge, dat dat hillige avend-
mahl van nemand unwerdich to synes sülvest und
der ganzen gemein nadeel 56 unde ergernisse ge-
brucket werde. Dar dan nene mangel angetöget wer-
den, darumme solcke billick afftoholden, kamen se
des folgenden Saterdages 57 vor dem middach in der
kercken tosamen unde doen vor der gemeine ock
öpentlicke bekentenisse ehres gelovens und der böte,
und werden de, so den catechismum gelehret und
sonst de frymödicheit hebben, ut dem catechismo
gefraget van den vornemesten stücken christlicker
lehr mit, korter erklerunge der tein gebaden und der
artyckel christlickes gelovens 58.

Wenn dat examen vollendiget, fraget der dener
vor der gemeine, effte se de lehre der kercken, im
catechismo vorfatet, vor recht erkennen und darby
vormittelst godtlicker gnade vorhapen to blyven.
Und im fall se mangelhaftich im geloven und wandel
möchten werden, effte se sick ock christlicken vor-
maningen, disciplyn und ordnunge underwerpen wol-
len? Und wenn se solckes vor Godt und syner ge-
meine bekennen unde annehmen, werden ehre na-
men na dem gebedt, darvan ock dat examen an-
gefangen, öpentlick upgeschreven 59 und de gemeine
dimitteret unde, to der namiddagespredige wedder
to erschynen, vormahnet, darinne dann de överige
stücke des catechismi, als van den sacramenten, ker-
ckentucht und gebedt, wydtlöpiger erkläret. Und

56 = Nachteil; vgl. oben S. 247, Anm. 9.

57 = Sonnabendes; vgl. Doornkaat Koolman III,
86; Schiller und Lübben IV, 31. - Nach Gel-
lius Fabers Bericht (Einleitung, oben S. 344) wurde
die Prüfung damals noch im Anschluß an den Beicht-
gottesdienst, den unsere KO für den Sonntagmorgen
vorsieht, abgehalten; vgl. J. Weerda I, 87ff.; Ent-
stehung, 38.

58 Besondere Examensfragen für die Kommunikanten
bot für Ostfriesland der „catechismus minimus“ des
Micron von 1554; vgl. Einleitung, oben S. 331 f.,
Anm. 63, und den Text unten S. 618 ff. zu den ent-
sprechenden Fragestücken in Microns Ordinancien.
Ob man ihn in Emden benutzte? Für die Zeit eines
Gellius Faber scheint dies schon im Hinblick auf die
Formulierung der Abendmahlslehre in diesem Kate-
chismus schwer vorstellbar. Im übrigen scheint Mi-
crons Kleinstkatechismus, nach seiner spärlichen
Verbreitung und Bezeugung zu schließen, kaum Be-
deutung erlangt zu haben; darüber J. Weerda I,
Beilage. S. auch unten S. 577. Herr Professor D.
Weerda teilt mündlich mit, daß für die Zulassung
zum Abendmahl später im Vorbereitungsgottes-

werd also de ganze summa christlicker lehre alle
Saterdage vor dem nachtmahl wedderhalet und der
gemeine to sterkinge des gelovens vorgedragen. Na
geendigter predige werden vor dem gebedt de namen
der nyen communicanten der gemeine vorgelesen
mit begeren, so jemand einige rechtmetige hinder-
nüsse wüste, darumme solcke lüde nicht togelahten,
he desülve einem prediger edder oldesten noch an-
denen wolde, darmit ergernisse vormeden werden.
Im fall averst nene mangel vorhanden, dat de ge-
meine dann henferner vor se bröderlicke sorge dra-
gen, Godt ehrenthalven danken und umme wydere
gnade bidden, de bröderlicke leve an se bewysen und
to dem guden se stedes anreizen unde vormahnen
wolde.

Des Sondagen morgens, als dat hillige avendmahl
schal geholden werden, werd de lehre van der prove
unde rechtem gebruck in der predige gehandlet, dar-
na eine öpentlicke bekentnüß van der ganzen ge-
meine gefordert, nömlick, effte se ehre sünde und
ein hertlickes leedwesen dersülven voele und vor
Godt, ehrem Heren, bekenne? Effte se an den Sohne
Gades, Christum Jesum, van herten gelöve, vor-
gevinge der sünden, gerechticheit und ewiges levend
allein van ehm unde dorch syn vordenst im wahren
geloven hope und vorwachte 60? Effte se vor dem an-
gesicht des Heren mit uprichtigen herten anlöve,
dat se vor solcke godtlicke genade sick dankbar be-

dienst ein Fragencorpus benutzt worden ist, das sich
im Augenblick frühestens für Groningen 1659 nach-
weisen läßt (vgl. A. Ypeij en I. J. Dermout, Ge-
schiedenis der Nederlandsche Hervormde Kerk I.
1819, Aanteekeningen, 235ff.), für Emden in: Orde
en Bediening van Doop en Avondmaal en der
kerkelijke bevestiging van nieuw aangenomene lede-
maten in der Nederduitsch-Gereformeerde Gemeente
te Emden. Emden 1820, 20.

59 Ein Namensverzeichnis der Zugelassenen kannte
man auch in der Londoner Gemeinde (vgl. Microns
Ordinancien, cap. XVI, unten S. 627). - In Emden
ist von der Anfertigung eines Registerbuches, „dar
men alle namen der gemene inscriven“ soll, bereits
im Kirchenratsprotokoll vom 12. Juli 1563 (Band 2,
Bl. 97 v) die Rede: „dar de broderen in bewilliget
hebben, unde ein jeder broder scal in syn nabuerscap
se inbringen, de be dar kan vinden“. Wie J. Weerda
II, 224f., vermutet, handelt es sich hier auch um die
Aufzeichnung der Namen der zum Abendmahl Zu-
gelassenen.

60 = erwarte; vgl. Schiller und Lübben V, 495;
Lasch und Borchling I, 961.

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