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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0539
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Emder Kirchenordnung 1594

Alle maent, des Donderdages vor dem nacht-
mahl 25, doen de underdiaken den hövetdiaken van
entfank unde utgave in bysyn eines predigers gude
rekenschop 26, unde werd solcke rekenschop, in der
vorsamlinge gedan, van dem prediger underschreven.

Dar werd ock in ordentlicke bedeninge nemand
angenahmen ahne rat und vorweten der hovetdia-
ken, de vorordnen, wat men einem jedern to syner
notdrufft geven, wenn de almissen möhten vormeh-
ret, na der tydt unde not vormindert effte na ge-
legenheit ganz affgesecht werden. Se dragen ock
sorge, dat de stadt mit frembden hedlern nicht werde
erfüllet und also den ingeseten armen de almosen
entagen, dewyle nicht mögelick, dat eine stadt alle
armen, de anderswor herkamen, underholden könde.

Und up dat se solckes alles desto trouwlicker vor-
richten mögen und van der armen gelegenheit eigent-
licke wetenschop hebben, ys vorordnet, dat se up
ehre armen flytige acht hebben unde de in den hü-
sern, tom weinigsten alle maent, mit den underdia-
ken, by dem de bedeninge ys, besoecken 27, ehr an-
liggen unde gelegenheit erkündigen, den notdrüff-
tigen helpen, de starken tom gadesdenst, erbarheit
unde arbeit vormahnen unde anholden, de unordent-
licken tor beteringe wysen edder affschaffen und mit
hülpe der overicheit torechte-edder tor stadt henut-
brengen.

Se möten ock den sommer allerley vorrat van wül-
len unde linnen laken, van rogge, torf und anders
towegebrengen, up dat den armen mit kleidern unde
notdrufft den winter möge werden geholpen.

Hyrut is licht afftonehmen, dat der underdiaken
ampt sy, den hövetdiaken tor handhave und under-
holdige der ordnung de trüwelicke hand to beden,
ehr entfank, solange de bedeninge by ehnen is, fly-
tich uttospenden, darvan maentlick gude reken-
schop to doen, de armen in den huseren to besoecken,
unordninge by densülven to wehren, und wat ehnen
sonst in der vorsamlinge upgelecht und nütlick er-
achtet würde, ungespartes flytes to vorrichten.

Idt is ock ein gewisser boeckholder den sampt-

17, oben S. 454; Armenordnung von 1576 und Aus-
führungsbestrmmungen von 1577, oben S. 457. 460;
Geschäftsordnung für die Sitzungen der Haussitzen-
den-Armen-Diakonie, oben S. 464.

25 Vgl. oben S. 457. 460. 464.

26 Vgl. Geschäftsordnung, Art. 3, oben S. 464.

licken hövetdiaken togeordnet 28, so van ehrem ent-
fank unde utgave richtige rekenschop holdet, ut der
upkompsten unde legaten boeckeren jedertydt up-
teckent, wat vorfallen, und den hövetdiaken into-
forderen tostellet, wat darin unde in anderen com-
missionsaken vorrichtet, in der negesten vorsam-
hnge erforschet unde mit den hövetdiaken alle jahr,
im anfank des nyen jahres, vor den predigeren, olde-
sten, diaken unde andern börgeren, so in gemein van
den kanzelen darto gebeden 29, de rekenschop aller
inname unde utgave vorklaret, welcker alsobalde
van vorgedachten predigeren unde oldesten sampt
anderen gegenwordigen getügen underschreven
werd 30. Und wenn solckes alles vorrichtet, werden
de diaken samptlick ehres getrüwen denstes halven
bedanket unde mit einer hertliken danksegginge und
gebedt to Godt de ganze action beslahten.

Endlick hefft disse ordnunge noch twee andere
dener, welcke armenvögede genöhmet, so van den
diaken mit consent der overicheit angenahmen wer-
den. Unde dewyle ehr denst is, dat bedelen der
frembden effte inwahnenden unordentlicken armen
by der straten to wehren, de dorchreisenden im Gast-
huse tor herberge brengen, ehnen by den hövetdiaken
teergelt vorschaffen und forthelpen, den diaken in
allen, darto men ehrer bedarf, to denste syn und
sonst aller armen und der ordnung mede upsicht
dragen, werd de eine ut dem Gasthuse, de ander van
den hövetdiaken belahnet 31.

Darmit averst in der bedenunge der fremden,
dorchreysenden armen gude richticheit geholden
werde, hebben de samptlicke hövetdiaken vorordnet,
dat ehrer einer jedertydt ein verndel jahres dersül-
ven sick vor andern annemen schal und se na ge-
legenheit der personen vorsorgen und vorthelpen.
Und werd to beter narichtinge na vorloep eines je-
deren quartals van den kanzelen der borgerschop an-
gemeldet, by welckem hövetdiaken der frembden
bedeninge sy, unde darby begeret, dat ein jeglicker
de frembde inkamende armen to demsülven wysen
wolde unde de inwahnende, so vor ehre dören kamen

27 Vgl. Armenordnung von 1576, oben S. 455 f.

28 Vgl. Greschäftsordnung, Art. 6, oben S. 464.

29 Vgl. Armenordnung von 1576, oben S. 457.

30 Vgl. ebd. Anm. 28.

31 Vgl. Armenordnung von 1576, oben S. 458 f. mit

Anm. 38, 40 und 46.

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