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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0552
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Grafschaft Ostfriesland

27.

Ut ad harum legum observationem tam praecep-
tores, quam discipuli excitentur, semestria examina
cum distributione praemiorum, ut consuetum est,
in posterum observabuntur.

Die latinsche ordnung verdütschet.

1.

Idt sol niemand to einem latinischen scholmeister
angenomen werden, ehr hebbe dan tovoren den pre-
digeren, scholarchen syne bekentenisse der waren
und reiner lehre gedaen, und bekennet, dat se mit
der kercken im gebruicke der sacramenten enich.

2.

Alle scholmeisteren sollen dem rectori gehorsam
unde underdenich sein. Dan ihme obligt, den pre-
digeren, scholarchen van der scholmeisteren nerstig-
keit 18 und lerend rede und antwort to geven.

3.

Der rector soll alleine mate und macht hebben,
de discipulen, so van oiren olderen tor scholen ge-
bracht, antonemen, doch meister Frerich und syne
duitsche schole hiermit nicht gemeinet.

4.

Er sol nene kinderen ahnnemen to leren, de sich
nicht allen und jederen scholenordnungen, sowol
religionssachen alß der tucht belangende, willich
underwerpen willen.

5.

Der rector sol alle lexen, nebens den anderen
scholmeisteren, up den klockenslach in der schole
sein, deß morgens mit den gebedt anfangen und des
avendes endigen.

6.

Bald darna sol ein jeder sich in sinem classe ver-
fögen, die lexen, den dissipulen to lehren ingesettet,

dert, sint erschenen, welcken wy de schollordninge,
welcke gedrucket is, hebben vorgeholden, unde tor
flytigen underholdinge dersulven se vermanet, deren
ein jeder vor sick, Godt dem Heren unde uns, mit
hand unde munde angelovet, dat he solcke articulen
alle, sovele em mögelick, mit flyte underholden
wolde. - Unde nadem meister Fredrick up der con-
dition sick to der latinschen scholen ingelaten, dat
he van dem inslach unde scholgelt syner kindern

flitich affhören und sie anwennen 19, langsam unde
bescheidentlich 20 to spreken; und sollen darna to
oiren ordentlichen lexen un arbeide treden.

7.

Im lesende sollen alle meisteren, der rector udt-
genomen, sich beflitigen, dat sie alle latinsche wor-
den am eygentlichsten, sovole mögelich, ohne einige
erklerung mit merder worden, up düdesch geven
mogen.

8.

Wat gelesen und upgesecht is, sollen sie mit aller
nerstigkeit repetiren, ock wat sie der jöget van bu-
ten 21 to leren ingesettet, ganz opseggen und wol pro-
nunciiren, ock dersulvigen dorchudt gen müsigkeit
und stillstehung van der arbeit vorgunnen und to-
laten.

9.

Im repetierende und fragende sollen sie die ganze
regulen udt der grammatica der jöget afforderen.

10.

Sollen ock im antwordende en nicht vorgan und
dat wort udt dem munde nemen, sunderen densul-
vigen to antworden gestaden, wat sie im sinne ge-
fatet hebben, den twivelhaftigen overst helpen und
de unwetende leren.

11.

Die overste drie praeceptores sollen die en ver-
trouwede jöget darben holden, dat sie des Sondages
so froe in der scholen komen, darmit desulvige in die
froepredige in goeder ordnung geföret worde und dat
gesank mit der gemeine helpe beforderen. Unde sol-
len alle praeceptores, nevens dem chormeister, dar-
sulvest jegenwordich sein.

12.

Nach geendigtem gesank, gebet unde vorlesung
des texts sollen sie ere discipulen wedderumb in de

dem rectori nichtes sol geven, is dem rectori tor er-
stadinge desses, alle halve jaren eine verehringe to
don, van den scholarchen angelovet.

18 = Eifer, Fleiß, Sorgfalt; vgl. Schiller und Lüb-
ben III, 176.

19 = ihnen angewöhnen; vgl. Doornkaat Koolman
I, 45.

20 = deutlich; vgl. oben S. 76, Anm. 92.

21 = auswendig; vgl. oben S. 222, Anm. 3.

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