Microns Ordinancien (1554) 1565
in die gemeinschaft des leibs desselbigen deines lie-
a Joha.6 [27 ff.] ben e Sohns angenommen und (a) ihn uns zu einer
seligmachenden speiß unserer seelen gegeben hast.
Wir bitten dich, verleihe uns, daß wir diser grossen
woltat nimmer vergessen, sonder truck dieselbigen
dermassen in unsere herzen, daß wir in der uber-
legung derselbigen woltat durch die sterkung des
heiligen Geistes mehr und mehr zunemmen, und
b Luc. 17 [5] (daß der (b) glaube täglich in uns gemehret werde, (c)
cGal.5[6.13ff.] [Mat .5] auf daß er allerley gute werk fortbringe und wir
unser ganzes leben zur ehren deines namens und
besserung f deiner gemeine richten mögen, der du
lebest und regierest mit demselbigen deinem Sohn
und dem heiligen Geist, ein einiger, ewiger Gott,
gepriesen in ewigkeit. Amen 32.
Nach dieser danksagung wird die gemeine ver-
f. 79 manet, sich dankbarlich gegen | Gotts zu erzeigen,
und solche vermanung wird vornemlich genommen
auß den elementen des nachtmals und den eigen-
schaften derselbigen, welche grosse geheimnuß in
sich begreifen. So wird denn die gemeine vermanet,
daß uns durch das element des brots bezeichnet
wird die versamlung der gemeine, welche zu der ge-
a 1. Cor. 10 meinschaft des nachtmals (a) (nach der lere Pauli)
[16 f.] zusammenkompt, und das darumb von uns gefor-
dert wird alles, was das brot für eigenschaft hat.
Zum ersten, gleich wie kein brot sein kan, denn
durch vil körnlein zusammen versamlet und mit der
mülen gebrochen, also lasset uns auch gedenken,
daß wir nicht ein brot des Herren können sein, es
sey denn, daß wir als glieder eines leibs unter unserm
haupt Christo zusammen verbunden werden und uns
selbs mit allen lusten unsers fleisches in der mülen
des göttlichen worts lassen malen. Und hie wird ur-
sach gegeben, die gemeine zu vermanen zu einigkeit
der herzen und gedult im kreuz.
Weiter, gleich wie man die gemalen körnlein
reutern muß, rein brot darvon zu machen, also
müssen wir auch die grobe kleien durch den gebrauch
der christlichen straffe außreutern, so wir anders
ein rein brot im angesicht Christi sein wollen. Hie
mag auch gesagt werden von dem (a) fliehen der ab-
göttischen versamlung, von der gemeinschaft der
bösen und vom absterben des fleisches.
Uber das, gleich wie die gebrochne und gereu-
terte körnlein in einen teig mit wasser zusammen ver-
menget müssen werden, so man brot darauß wil
machen, also müssen auch wir, so wir ein brot Gottes
sollen werden, das lebendigmachend wasser in uns
gegossen haben, (b) nemlich den heiligen Geist,
durch welches band wir dermassen vereiniget werden,
(c) daß in uns allen ein gemüt, wille und glaube sey
in Christo Jesu. Hie mag man auch wol auß allen
stücken der ubung des nachtmals ein vermanung
tun zu christlicher einigkeit, brüderlicher liebe und
zu der bekentnuß des namens Christi.
Zuletzt, gleich wie der teig zu einer form des brots
gewirket und in einen feurigen ofen muß getan wer-
den, daß es gebacken werde, also müssen auch wir
unser ganzes leben gewirket werden zu dem eben-
bild Christi, daß seine (d) gleichnuß oder h gestalt
teglich mehr und mehr in uns gesejhen werde. Wir
mtissen auch zu allerley kreuz i und verfolgung be-
reit sein und als in einem feurofen in dieser welt ge-
übet und gebacken k werden. Hie mag man auch zu
der erhaltung der christlichen straffe und zu einem
christlichen leben vermanen 33.
Es werden auch die armen der gemeine 1 ernstlich
e) N (lieben) f) besserung] N: stichtinghe
g) N + allesins h) N (gleichnuß oder)
i) zu allerley kreuz] N: tot alle verdruckinghe
k) N (und gebacken) 1) N (der gemeine)
Sön gesent hefft, up dat he ein opfer vor uns worde
... dat he desse woldaden dorch syn hillich evan-
gelium unde sacramente allen botverdigen mededei-
let.
32 Das ganze Gebet lehnt sich eng an die entsprechende
Danksagung in Calvins Liturgien (CR 34, 180 ; COpp
II, 25f. 49), bzw. Poullains Liturgia sacra (Bl. 11) an.
33 Die hier wiedergegebenen Betrachtungen über die
„ Geheimnisse des Nachtmahls“ entstammen im
wesentlichen a Lascos Epitome doctrinae ecclesia-
rum Phrisiae Orientalis von 1544 (vgl. dazu oben
S. 325, Anm. 24): Quemadmodum enim panis con-
fici non potest nisi collectis in unum multis granis,
neque vinum item, nisi e multis botryonibus, ita
docemur nostri officii esse, ut qui de eodem pane
edimus, unius nos panis grana in unum collecta at-
que unius corporis membra esse per mutuam invicem
dilectionem declaremus. Docemur item satis non
esse, ut nos humano quodara affectu mutuo diliga-
mus. Quemadmodum enim in pane conficiendo satis
non est, grana multa in unum quocunque modo
collegisse, sed poni sub mola adeoque et conteri
oportet omnia, si bonus panis esse debeat, ita in
a 1. Cor. 10
[bes. 20 f.]
b Joh. 4 [23 f.]
7 [38 f.]
c Ephe. 4
d Phil. 2 [5ff.]
f. 80
637
in die gemeinschaft des leibs desselbigen deines lie-
a Joha.6 [27 ff.] ben e Sohns angenommen und (a) ihn uns zu einer
seligmachenden speiß unserer seelen gegeben hast.
Wir bitten dich, verleihe uns, daß wir diser grossen
woltat nimmer vergessen, sonder truck dieselbigen
dermassen in unsere herzen, daß wir in der uber-
legung derselbigen woltat durch die sterkung des
heiligen Geistes mehr und mehr zunemmen, und
b Luc. 17 [5] (daß der (b) glaube täglich in uns gemehret werde, (c)
cGal.5[6.13ff.] [Mat .5] auf daß er allerley gute werk fortbringe und wir
unser ganzes leben zur ehren deines namens und
besserung f deiner gemeine richten mögen, der du
lebest und regierest mit demselbigen deinem Sohn
und dem heiligen Geist, ein einiger, ewiger Gott,
gepriesen in ewigkeit. Amen 32.
Nach dieser danksagung wird die gemeine ver-
f. 79 manet, sich dankbarlich gegen | Gotts zu erzeigen,
und solche vermanung wird vornemlich genommen
auß den elementen des nachtmals und den eigen-
schaften derselbigen, welche grosse geheimnuß in
sich begreifen. So wird denn die gemeine vermanet,
daß uns durch das element des brots bezeichnet
wird die versamlung der gemeine, welche zu der ge-
a 1. Cor. 10 meinschaft des nachtmals (a) (nach der lere Pauli)
[16 f.] zusammenkompt, und das darumb von uns gefor-
dert wird alles, was das brot für eigenschaft hat.
Zum ersten, gleich wie kein brot sein kan, denn
durch vil körnlein zusammen versamlet und mit der
mülen gebrochen, also lasset uns auch gedenken,
daß wir nicht ein brot des Herren können sein, es
sey denn, daß wir als glieder eines leibs unter unserm
haupt Christo zusammen verbunden werden und uns
selbs mit allen lusten unsers fleisches in der mülen
des göttlichen worts lassen malen. Und hie wird ur-
sach gegeben, die gemeine zu vermanen zu einigkeit
der herzen und gedult im kreuz.
Weiter, gleich wie man die gemalen körnlein
reutern muß, rein brot darvon zu machen, also
müssen wir auch die grobe kleien durch den gebrauch
der christlichen straffe außreutern, so wir anders
ein rein brot im angesicht Christi sein wollen. Hie
mag auch gesagt werden von dem (a) fliehen der ab-
göttischen versamlung, von der gemeinschaft der
bösen und vom absterben des fleisches.
Uber das, gleich wie die gebrochne und gereu-
terte körnlein in einen teig mit wasser zusammen ver-
menget müssen werden, so man brot darauß wil
machen, also müssen auch wir, so wir ein brot Gottes
sollen werden, das lebendigmachend wasser in uns
gegossen haben, (b) nemlich den heiligen Geist,
durch welches band wir dermassen vereiniget werden,
(c) daß in uns allen ein gemüt, wille und glaube sey
in Christo Jesu. Hie mag man auch wol auß allen
stücken der ubung des nachtmals ein vermanung
tun zu christlicher einigkeit, brüderlicher liebe und
zu der bekentnuß des namens Christi.
Zuletzt, gleich wie der teig zu einer form des brots
gewirket und in einen feurigen ofen muß getan wer-
den, daß es gebacken werde, also müssen auch wir
unser ganzes leben gewirket werden zu dem eben-
bild Christi, daß seine (d) gleichnuß oder h gestalt
teglich mehr und mehr in uns gesejhen werde. Wir
mtissen auch zu allerley kreuz i und verfolgung be-
reit sein und als in einem feurofen in dieser welt ge-
übet und gebacken k werden. Hie mag man auch zu
der erhaltung der christlichen straffe und zu einem
christlichen leben vermanen 33.
Es werden auch die armen der gemeine 1 ernstlich
e) N (lieben) f) besserung] N: stichtinghe
g) N + allesins h) N (gleichnuß oder)
i) zu allerley kreuz] N: tot alle verdruckinghe
k) N (und gebacken) 1) N (der gemeine)
Sön gesent hefft, up dat he ein opfer vor uns worde
... dat he desse woldaden dorch syn hillich evan-
gelium unde sacramente allen botverdigen mededei-
let.
32 Das ganze Gebet lehnt sich eng an die entsprechende
Danksagung in Calvins Liturgien (CR 34, 180 ; COpp
II, 25f. 49), bzw. Poullains Liturgia sacra (Bl. 11) an.
33 Die hier wiedergegebenen Betrachtungen über die
„ Geheimnisse des Nachtmahls“ entstammen im
wesentlichen a Lascos Epitome doctrinae ecclesia-
rum Phrisiae Orientalis von 1544 (vgl. dazu oben
S. 325, Anm. 24): Quemadmodum enim panis con-
fici non potest nisi collectis in unum multis granis,
neque vinum item, nisi e multis botryonibus, ita
docemur nostri officii esse, ut qui de eodem pane
edimus, unius nos panis grana in unum collecta at-
que unius corporis membra esse per mutuam invicem
dilectionem declaremus. Docemur item satis non
esse, ut nos humano quodara affectu mutuo diliga-
mus. Quemadmodum enim in pane conficiendo satis
non est, grana multa in unum quocunque modo
collegisse, sed poni sub mola adeoque et conteri
oportet omnia, si bonus panis esse debeat, ita in
a 1. Cor. 10
[bes. 20 f.]
b Joh. 4 [23 f.]
7 [38 f.]
c Ephe. 4
d Phil. 2 [5ff.]
f. 80
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