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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0671
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Microns Ordinancien (1554) 1565

tung derselbigen als ein menschliche tradition und
satzungq verachten, sonder sollen sie vielmehr
wirdiglich aufnemen und fleissig r erhalten.

II. Zum andern, wer derselbigen underworfen sey,

nemlich nit diejenigen, so ausserhalb der gemeine
a 1.Cor.5[12f.] sind, denn Gott wird die richten, (a) wie Paulus leh-
ret, sonder allein die, die vor glieder der gemeine ge-
halten werden 38, wer sie auch sind und was dienst
sie in der gemeine haben oder mit was würde sie
b Rom.l2[4ff.] andere in der gemeine s ubertreffen 39. (b) Denn wir
1. Cor. 12 sind alle glieder eines leibs, wiewol einer den andern
in den gaben ubertrifft.

Zum lesten sollen wir auch merken, daß diser ge-
brauch der christlichen straffe von Christo dem
Herren zu keinen andern ende eingesetzt ist denn zu
der seligkeit und wolfart des ganzen leibs der gemeine
und aller seiner glieder; denn sie ist nicht allein ein
nutzlicher t zaum in diser unser kranken und
gemeinen verderbten natur, daß wir deren nit zu
vil nachlassen, sonder ist auch ein starkes band und
ein speise der gemeinen liebe und christlichen frei-
heit, also daß sie mit recht die sehnader der gemeine
mach geheissen werden.

Wie nützlich aber der gebrauch der christlichen
straffe sey, wird nachmals auß der erklärung aller
ihren stücken klar werden, welche wir nun ordent-
lich einander nach anzeigen wollen.

Cap. XX.

Warin der gebrauch der christlichen
straffe gelegen sey.

Der rechtschaffene gebrauch der christlichen
straffe ist gelegen in einem o[r]dentlichen tun und

anemmen der christlichen vermanungen under den
brüdern und auch in dem außwerfen deren, so die-
selbige vermanung halßstarig in der gemeine ver-
achten. Und dieweil man ein rechte u ordnung dar-
in v nach dem gebot Christi halten muß, so mag
man darauß leichtlich merken, daß zweierley ge-
brauch der christlichen straffe in der gemeine
Christi muß gehalten werden, nemlich ein heimliche
und ein offentliche 40. Und wie diese beide unter den
gliedern x der gemeine geübet und erhalten sollen
werden, wollen wir nu ordentlich anzeigen, welches,
so es getan, | wollen wir von der eigentlichen straffe
der diener unser gemeine handlen.

Matt. 18 [15ff.]

Zweierley ge-
brauch der
christlichen
straffe. w

f. 82

Cap. XXI.

Von dem heimlichen gebrauch
der christlichen straffe
under dem volk.

Der heimliche gebrauch der christlichen straffe ist
gelegen in dem vermanen der gefallenen brüdery
und widerumb in dem entpfangen derselbigen ver-
manungen von andern, so oft, als wir gefallen sind 41.
Aber dieweil in solcher heimlichen vermanung von
den menschen höchlich gesündiget wird, daher es
auch kompt, daß der gebrauch der offentlichen
straffe sehr schwerlich kan erhalten werden, so
müssen wir hie weitleufiger handlen, wie man dise
heimliche vermanung rechtschaffen anrichten solle.
Erstlich, wie man sie tun, und darnach auch, wie
man sie entpfahen solle.

Erstlich soll der, so einen bruder vermanen wil,

q) tradition und satzung] N: insettinghe

r) N (fleissig)

s) N <in der gemeine)

t) ein nutzlicher] N: eenen salichmakenden

Cap. XX u) rechte] N: seker v) darin] N: in de vermaninghen

w) N (Zweierley... straffe.)

x) den gliedern] N: het volck

Cap. XXI y) dem... brüder] N: het doen der christelicker ver-
maninghen totten geuallen broedere

ende satane overghelevert te werden als een verrodt
ledt der ghemeynte (J. M. Reu I, 3, 2, 3, 1165).

38 Vgl. das Konfirmationsgelübde der Kinder oben S.
607, sowie das Aufnahmegelübde der übrigen Erst-
kommunikanten in der Gemeinde oben S. 627. Zur

Kirchenzucht in Emden im Rahmen der Abend-
mahlsgemeinde s. oben S. 491, Anm. 43. Nach Bucers
Gemeinschaftsidee sollte sich die Kirchenzucht über
die Glieder der Gemeinschaft erstrecken; vgl. oben
S. 564 mit Anm. 89.

39 Zur Verpflichtung der Amtsträger zur Unterwerfung
unter die Kirchenzucht s. oben S. 594. 596. 597.

40 Diesen doppelten Gebrauch der christlichen Strafe
(vormanen unde straffen na gelegenheit der sunde,
ynt heimelike edder apenbar gescheen) bezeugt
Gellius Faber für Emden bereits für die Zeit von ca.
1544-1550; vgl. oben S. 323, Anm. 6. — Zur klaren
Sonderung zweier Verfahrensarten bei Calvin s. oben
S. 566 mit Anm. 6.

41 Zur Betonung der Notwendigkeit christlicher und

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