Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0677
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Microns Ordinancien (1554) 1565

a Rom.ll[32]
Gal.3[22]

b Rom.3[22ff.]

c Joh.3[ 18-20]

d Heb.6 [4ff.]
et 10 [26 ff.]

e Gen.6[5]
et 8 [21]
Rom.7[5ff.]
Gal.5[15ff.]

f. 91

gemeine erzürnet hat) offentlich zu bekennen, wol zu
seiner schanden, aber doch zu der ehren Gottes und
besserung f unser gemeine, und begeret widerumb
mit euch allen versünet zu werden und für ein
christlicher bruderghinfurter gehalten zu werden.

So wil mir nu gebüren, daß ich euch alle euwers
ampts h gegen ihn auß Gottes wort erinnere, auf daß
ihr wissen möget, was ihr von der sünde dieses bru-
ders und unser aller sünden gedenken sollet.

Wir finden aber zwey ding in der heiligen i schrift
von der sünde, das erste, (a) daß wir alle under die
sünde beschlossen sind, das ander, daß wiewol wir
alle under die sünde beschlossen sind, so werden wir
dennoch (b) selig und behalten durch die geschenkte
barmherzigkeit Gottes in Christo (sovil ihn belangt),
(c) es were denn, daß wir diese seine woltat verach-
teten, uns selbs in unsern sünden sterkten (d) und
endlich also darin durch das gerechte urteil Gottes
verstocket wurden. Und auß diesem werden wir
geleret, was wir von unsern eignen und der anderen
sünden gedenken sollen. Denn wenn wir hören, daß
wir alle under die sünde beschlossen sind, so ver-
stehn wir leichtlich, (e) daß wir alle von natur zu
allerley sünden geneigt sind. Darumb sollen wir uns
auch nit verwundern von dem fall anderer und sol-
len alweg vilmehr uns selbs denn unsern bruder be-
schuldigen und verachten; den dieweil wir alle under
der sünde beschlossen sind, so mögen wir nicht vor-
uber, sonder müssen bekennen, daß wir in dassel-
bige fallen mögen, darinnen wir einen andern sehen
ge|fallen sein, es sey denn, daß wir durch die grosse
gnad Gottes davor bewaret werden, und wir sollen
auch dem Herren danken, daß er uns in dieselbe
sünde k nicht hat lassen fallen, darin wir sehen, daß
andere gefallen sind, und sollen derhalben eintrech-
tig bitten, daß er uns hinfüro vor dem fall behütten
wolle. Derhalben sündigen wir schwerlich, wenn wir
einen andern mehr denn uns selbs umb der dingen
will beschuldigen oder richten, die wir mit ihnen
(sovil unser natur belangt 1) gemein haben.

Widerumb, nachdem wir hören, daß wir under

die sünde beschlossen sind, nicht, daß wir darin ver-
derben sollen ([a] sintemal Gott unsern tod und ver-
derben m nicht wil), sonder (b), daß wir allein durch
barmherzigkeit Gottes in Christo ohn einige unsere
wirdigkeit zur ehren seines namens behalten werden,
so müssen wir gedenken, daß sich nicht gebüren wil,
daß wir in unsern sünden bleiben, sonder daß wir
unsere schuld bekennen und unsere zuflucht nem-
men zu der barmherzigkeit Gottes, durch welche er
uns in seinem einigen Sone angenommen hat, (c) auf
daß er ihme n unser aller sünden auflegte und zu-
rechnete, sofern wir uns in unsern sünden mißfallen
und nit ihn, sonder uns selbs beschuldigen und seine
gnade von ganzem herzen one einiges vertrauen auf
uns selbs anruffen.

Es ist auch Gott, unser Herr, hierin nit streng
oder unwillig, also daß es nit not ist, vil wort zu
machen, zu seiner gnaden zu kommen. Er sicht das
herz an und nit die gestalt der worten. So wir denn
ein warhaftig mißfallen in unsern herzen an uns
selbs haben und seine gnade demüttiglich mit einem
festen vertrauen auf Christum anruffen, warlich, so
erhöret er uns.

Ja, er begegnet unso, (a) ehe wir uns selbs an-
fangen zu p beschüldigen, und legt uns auf die
achselen seines Sohnes, auf daß er uns widerumb zu
seinem schaffstal bringe, und machet mehr freuden
in seinem reich uber einem sünder, der sich bekeret,
denn uber neunundneunzig gerechten.

Dieweil nun dem also ist, so lasset uns, lieben brü-
der, uns selbs beschüldigen und auf die barmherzig-
keit Gottes vertrauen und eintrechtig den Herren
anruffen, auf daß diser unser bruder seine schuld
warhaftigq bekennen mög zu der ehren Gottes, zu
seiner seelen heil und besserung r der ganzen ge-
meine. I

a Ezec. 18 [2 1ff.]

b Rom. 11 [bes.
32]

c Esa. 53 [4ff.]
2. Cor. 5 [21]

a Luc.15[20.5.7]

Gebet uber dem gefallenen bruder f. 92

vor seiner offentlichen bekentnuß.

O almechtiger, ewiger Gott und barmherziger
Vater, (a) der du durch den mund deines s propheten a Ezec.18 [21 ff.]

f) besserung] N: stichtinghe

g) für ein christlicher bruder] N: in uwe broederschap

h) ampts] N: schults i) N <heiligen>

k) sünde] N: oft ooc in swaerder sonden

l) sovil... belangt] N: so verre als in ons is

m) unsern tod und verderben] N: onse verderffenisse

n) N + de schult

o) begegnet uns] N: comt ons te ghemoete [= kommt
uns entgegen] p) N (anfangen zu) q) N + hier

r) besserung] N: stichtinghe s) N + heilighen

645
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften