Grafschaft Ostfriesland
So werden wir gezwungen, diese deine unausprech-
liche güte von ganzem herzen zu preisen und
dir vor dieselbige in ewigkeit zu danken. So loben
und v preisen wir denn dich, allen heiligster w Vater,
mit deinem Sone und dem heiligen Geist, xund dan-
ken dir vor deine gabe der waren besserung, die du
f. 97 disem unserm bruder | gegeben hast. Und wir vor
deinen füssen in aller demut zerschlageny ligende,
bitten dich, du wollest uns allen (wenn wir sündigen)
dieselbige gnade geben, auf daß durch unsere be-
schuldigung und schame deine kraft und ehre in
unser schwacheit erkleret z werde. Und auf daß wir
also auß der gewalt der finsternuß genommen und
a Joha. 15 [1ff.] in das reich deines Sohns versetzet, (a) ihm als le-
bendige reben eingepflanzet und durch deinen heili-
gen Geist gereiniget, teglich vil früchten in ihm
durch deine gnade bringen mögen zur ehren deines
heiligen namens und zur erbauung deiner gemeine,
durch denselbigen deinen Son Jesum Christum, un-
sern Herren. Amen.
Nach dieser danksagung fragt der diener den buß-
wirkenden bruder, ob er auch hinfür unter der christ-
lichen straffe stehn wil? Und nachdem er geantwor-
tet hat: Ja!, so verkündiget und bezeuget ihm der
diener warhaftige und volkommene vergebung sei-
a Mat. 16 [19] ner sünden für Gott und der gemeine, (a) nit allein
Joha. 20 [2o] auf erden, sonder auch im himmel, und das durch.
Jesum Christum, der für alle unsere sünden gestor-
ben ist.
Zum letzsten umbfangen und küssen alle diener
und eltesten den bußwirkenden bruder züchtiglich
und geben ihm die hend, darmit zu bezeugen, daß
er nu warhaftig mit der ganzen gemeine versünet sey.
Darnach singt man einen psalmen, nemlich: Auß
tiefer not etc. [Ps 130], und last man die gemeine
gehn mit befelung der armen.
Cap. XXV.
Von der weiß oder ordnung des bans a
oder abschneidung von der gemeine.
Nachdem alle dise staffeln der heimlichen und
offentlichen vermanung uber einen gefallenen bru-
der ordentlich ergangen sind und er dieselbige ver-
achtet und eben halßstarrig in seinen sünden fort-
faret, also daß keine besserung an ihn zu hoffen ist,
so wil es not sein, daß man denselbigen entlich ab-
schneide | und auß der gemeine werfe. Und diese auß- f. 98
werfung sol nicht geschehen durch eines oder
zweien gewalt oder ansehen b, auch nit durch die
autoriteet oder gewalt c der diener und eltesten,
sonder allein durch die bewilligung der ganzen
gemeine 54, (a) welche Paulus wil, daß sie den ab- a1.Cor. 5[2]
geschnitten und außgeworfen bruder beweinen d
soll.
Nachdem nu ein gefallener bruder zweymal offent-
lich mit seinem namen der gemeine verkündiget ist
als ein verspötter und verächter aller christlichen e
vermanungen, so gegen ihm ordentlich gebrauchet
sind, so wird ein gewisser tag seiner abschneidung
(es sey denn, daß er widerkere zur besserung) gestel-
let, und die ganze gemeine wird vermanet, im fall
jemand under ihnen were, welcher meinet, daß man
in diser sache der abschneidung entweder zu schnel
oder auch nicht richtig gnug f procidirte, daß er das-
selbige innerhalbe der acht tagen vor der abschnei-
dung den dienern und eltesten in ihrer gemeine
wochenversamlung oder auch jemand von ihnen
besonder anzeige und ursachen seiner meinung auß
Gottes wort vorbringe.
Wo aber niemand vor dem gestelten tage der ab-
schneidung einige verhinderungg auß dem wort
Gottes fürbringt noch auch der gefahene bruder
einig zeichen h der besserung merken lest, denn helt
Cap. XXV
v) N (loben und)
w) allen heiligster] N: alder heilichste
x) N + Wy aenbidden y) N (zerschlagen)
z) erkleret] N: verclaert
a) des bans] N: der Excommunicatie, Ban
b) gewalt oder ansehen ] N: autoriteit
c) N (oder gewalt) d) N + ende beschreijen
e) N (christlichen)
f) richtig gnug ] N: wettelick ende behoirlick
g) N + der seluer h) N + des leedschaps ende
54 Entsprechend der Große Emder/Londoner Katechis-
mus: Hoe sal de ghemeynte Christi met de boosen
lidtmaten handelen? Antwoorde. Wanneer de boos-
heyt openbaer ende der ghemeinte seer hinderlijck
is, so moet men se (als sy alle vermaninghe verach-
ten) uutsluyten, ende de gansche ghemeynte sal haer
sonderlijc gheselschap scouwen... Item dat de gant-
sche ghemeinte niet scijne de sonde te bewilligen...
(A. Kuyper II, 437).
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So werden wir gezwungen, diese deine unausprech-
liche güte von ganzem herzen zu preisen und
dir vor dieselbige in ewigkeit zu danken. So loben
und v preisen wir denn dich, allen heiligster w Vater,
mit deinem Sone und dem heiligen Geist, xund dan-
ken dir vor deine gabe der waren besserung, die du
f. 97 disem unserm bruder | gegeben hast. Und wir vor
deinen füssen in aller demut zerschlageny ligende,
bitten dich, du wollest uns allen (wenn wir sündigen)
dieselbige gnade geben, auf daß durch unsere be-
schuldigung und schame deine kraft und ehre in
unser schwacheit erkleret z werde. Und auf daß wir
also auß der gewalt der finsternuß genommen und
a Joha. 15 [1ff.] in das reich deines Sohns versetzet, (a) ihm als le-
bendige reben eingepflanzet und durch deinen heili-
gen Geist gereiniget, teglich vil früchten in ihm
durch deine gnade bringen mögen zur ehren deines
heiligen namens und zur erbauung deiner gemeine,
durch denselbigen deinen Son Jesum Christum, un-
sern Herren. Amen.
Nach dieser danksagung fragt der diener den buß-
wirkenden bruder, ob er auch hinfür unter der christ-
lichen straffe stehn wil? Und nachdem er geantwor-
tet hat: Ja!, so verkündiget und bezeuget ihm der
diener warhaftige und volkommene vergebung sei-
a Mat. 16 [19] ner sünden für Gott und der gemeine, (a) nit allein
Joha. 20 [2o] auf erden, sonder auch im himmel, und das durch.
Jesum Christum, der für alle unsere sünden gestor-
ben ist.
Zum letzsten umbfangen und küssen alle diener
und eltesten den bußwirkenden bruder züchtiglich
und geben ihm die hend, darmit zu bezeugen, daß
er nu warhaftig mit der ganzen gemeine versünet sey.
Darnach singt man einen psalmen, nemlich: Auß
tiefer not etc. [Ps 130], und last man die gemeine
gehn mit befelung der armen.
Cap. XXV.
Von der weiß oder ordnung des bans a
oder abschneidung von der gemeine.
Nachdem alle dise staffeln der heimlichen und
offentlichen vermanung uber einen gefallenen bru-
der ordentlich ergangen sind und er dieselbige ver-
achtet und eben halßstarrig in seinen sünden fort-
faret, also daß keine besserung an ihn zu hoffen ist,
so wil es not sein, daß man denselbigen entlich ab-
schneide | und auß der gemeine werfe. Und diese auß- f. 98
werfung sol nicht geschehen durch eines oder
zweien gewalt oder ansehen b, auch nit durch die
autoriteet oder gewalt c der diener und eltesten,
sonder allein durch die bewilligung der ganzen
gemeine 54, (a) welche Paulus wil, daß sie den ab- a1.Cor. 5[2]
geschnitten und außgeworfen bruder beweinen d
soll.
Nachdem nu ein gefallener bruder zweymal offent-
lich mit seinem namen der gemeine verkündiget ist
als ein verspötter und verächter aller christlichen e
vermanungen, so gegen ihm ordentlich gebrauchet
sind, so wird ein gewisser tag seiner abschneidung
(es sey denn, daß er widerkere zur besserung) gestel-
let, und die ganze gemeine wird vermanet, im fall
jemand under ihnen were, welcher meinet, daß man
in diser sache der abschneidung entweder zu schnel
oder auch nicht richtig gnug f procidirte, daß er das-
selbige innerhalbe der acht tagen vor der abschnei-
dung den dienern und eltesten in ihrer gemeine
wochenversamlung oder auch jemand von ihnen
besonder anzeige und ursachen seiner meinung auß
Gottes wort vorbringe.
Wo aber niemand vor dem gestelten tage der ab-
schneidung einige verhinderungg auß dem wort
Gottes fürbringt noch auch der gefahene bruder
einig zeichen h der besserung merken lest, denn helt
Cap. XXV
v) N (loben und)
w) allen heiligster] N: alder heilichste
x) N + Wy aenbidden y) N (zerschlagen)
z) erkleret] N: verclaert
a) des bans] N: der Excommunicatie, Ban
b) gewalt oder ansehen ] N: autoriteit
c) N (oder gewalt) d) N + ende beschreijen
e) N (christlichen)
f) richtig gnug ] N: wettelick ende behoirlick
g) N + der seluer h) N + des leedschaps ende
54 Entsprechend der Große Emder/Londoner Katechis-
mus: Hoe sal de ghemeynte Christi met de boosen
lidtmaten handelen? Antwoorde. Wanneer de boos-
heyt openbaer ende der ghemeinte seer hinderlijck
is, so moet men se (als sy alle vermaninghe verach-
ten) uutsluyten, ende de gansche ghemeynte sal haer
sonderlijc gheselschap scouwen... Item dat de gant-
sche ghemeinte niet scijne de sonde te bewilligen...
(A. Kuyper II, 437).
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