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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0682
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Grafschaft Ostfriesland

macht der excommunication nit gelegen sey an
einem sonderlichem diener der gemeine allein, auch
nicht bey allen dienern in gemein, sonder das darzu
vonnöten sey die einheilige bewilligung der gemeine,
wie man das in der epistel Pauli an die Corinth.
merken mag. Nichtsdestoweniger aber ist das ampt
der diener die abschneidung der halßstarrigen, daß
ist die execution des bans, b in der gemeine ordent-
lich zu tun, wie oben gnugsam gemelt ist. Hierin
wird auch vornemlich in der römischen kirchen von
den bisschoffen gesündiget, welche die macht der
excommunication allein an sich gezogen haben 55.

Zum vierten, auf daß es von niemand für gering
geachtet werde, auß der gemeine durch die auf-
rechte abschneidung geworfen zu werden, so wird
die gemeine vermanet, das die abgeschnitten men-
a 1. Cor. 5 [5] schen (a) kommen in gewisse verderbung der seelen
und des leibs, es sey den, das sie sich bessern c. Denn
sie so gewiß von der kirchen Christi und der gemein-
schaft der heiligen, item von der verheissung des
ewigeri lebens außgeschlossen und dem teufel uber-
geben werden, als sie von der außwendigen versam-
lung d der gemeine abgeschnitten sind. Ja, die ge-
meine tut hie auf erden nichts durch die aufrechte
a Mat. 16 [19] excommunication, (a) daß Gott nicht zuvor im
himmel getan habe. Darumb hat auch Christus, da
er von der excommunication redet, sie e mit einem
eide bestetiget (auf daß man sie nicht verachte), in-
b Mat. 18 [18] dem er spricht: (b) Warlich sage ich euch, alles, was
ihr auf erden binden werdet, soll auch im himmel
gebunden sein, und alles, was ihr auf erden auflösen
werdet, das sol auch im himmel aufgelöset sein.

Zum letzten wird bewiesen, daß die excommuni-
cation der liebe nit zuwider seie, dieweil sie ein-
gesetzt ist, nicht zur verderbnuß des abgeschnitnen
menschen, sonder vielmehr zu seiner und der ganzen
gemeine seligkeit. Denn darumb wird der bruder
(der ein verechter aller christlichen vermanungen

b) N (,daß ist... des bans,) c) bessern] N: bekeeren

d) versamlung] N: ghemeinschap

e) sie] N: haer autoriteit

f) den brauch] N: t’ rechte ghebruyck

g) des außschluß oder] N: der

h) nehren... wölle] N: is voedende oft sterckende:
mer veel meer straffende ende wtroyende

i) wird... gerichtet] N: is de straffinghe Gods ont-

uliedende k) N (action oder)

ist) auß der gemeine geworfen und dem (c) teufel c l.Cor. 5 [5]
ubergeben zur verderbung des fleisches, auf daß
sein geist am tag des Herren selig werde. Neben|dem f. 101
wird auch durch den brauch f des außschluß oderg
excommunication klärlich bewiesen, daß die gemeine
Christi die boßheit der menschen nicht nehren noch
sterken, sondern vielmehr außrotten wölle h, und
das nach der macht, so ihr von Gott gegeben ist.

Die hinlessigen und faulen werden auch dardurch

zur gottsfurcht beweget, (a) die bösen an ihren a Mar. 9[42ff.]

schendlichen werken verhindert, die ganze gemeine

wird von vielen ergernussen erlöset, und indem sich

die gemeine selbs also (b) urteilet und straffet, wird b l.Cor.ll[31]

sie von dem Herren nicht gerichtet i.

Die action oder k ubung des bans oder abschnei-
dung.

Nachdem diese und dergleichen stück erkleret
sind, kompt der diener zu der abschneidung des un-
bußfertigen und halßstarrigen bruders. Und wenn
alle diener im angesicht der ganzen gemeine stehen,
redet der diener des worts 1 zu der m gemeine diese
nachfolgende stücklein ordentlich.

Zum ersten, wie daß die diener nach inhalt n ihres
ampts diesen o bruder heimlich und offentlich, wie-
wol vergeblich, biß anher vermanet haben und ihn
gesucht, zur besserung zu bringen, darumb sie auch
numehr gezwungen werden, zu seiner excommuni-
cation zu tretten.

Zum andern, auf daß niemand von der aufrechten
sachep seiner excommunication zweifele, so beweist
der diener, warin daß der bruder wider das gesetz
Gottes gesündiget hat, und wie er alle christliche
vermanung biß hieher halßstarrighch verachtet hab.

Wenn diß durch den dienerq aufs kürzest angezeigt
ist, so fragt er die andere diener alle offentlich, ob
die sache nicht also ergangen sey, wie sie von ihm er-
zelet r ist.

1) diener des worts] N: Predicant m) N +gansche
n) inhalt] N: den heysch o) diesen] N: den geuallen
p) sache] N: oorsake q) diener] N: predicant
r) N + ende verclaert

55 Vgl. dazu P. Hinschius, Das Kirchenrecht der Ka-
tholiken und Protestanten in Deutschland V. 1895,

278ff.; H. Barion, RGG 3 III, 1598; E.Wolf, Ord-
nung der Kirche. 1961, 172.

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