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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0715
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22. Marienhafer Kirchenordnung 1593 1 .

Wir Edzardtt, graffen und herrn zu Oistfreeß-
landt etc., entbieten den wirdigen unsern lieben,
andechtigen pharherrn, predigern und dienern des
h. godlichen woirdes yn dieser unser graffschaft, auch
allen andren unsern untertanen, wes standes, wesen-
des oder condition dieselben sein, unseren genedigen
und geneigten willen und fugen euch saemptlich und
sonderlich hiemyt zu wissen:

Nachdem durch Gottes genade, des allmechtigen,
sein saeligmakend wort auch yn diesen unsern lan-
den, wie yn vielen andren evangelischen landen, ein
geraume zeit nach abschaffung des bapstumbs myt

1 Druckvorlage: Zeitgenössische Handschrift aus
dem Norder Kirchenarchiv (z.Z. Ephoralarchiv),
28 zusammengeheftete Bll. in Folio. Verglichen
sind die Abschriften aus der Universitätsbibliothek
Tübingen, Depot der ehem. Preuß. Staatsbibliothek:
Ms. germ. fol. 1294 (ca. Anfang 17. Jh.), und aus dem
Staats-A. Aurich: Rep. 135 Nr. 146 (späteres 17.
Jh.), zitiert: B. (Berlin) und A. (Aurich). Doch geben
wir, inshesondere bei der offenbar z.T. sehr flüchtig
hergestellten Auricher Abschrift, nicht alle Varian-
ten, sondern nur solche an, die sinn- und bedeu-
tungsvoll erscheinen oder den Text verdeutlichen.
Besondere Beachtung verdienen die sachlichen
Varianten und Zusätze, die B. und A. gemeinsam
haben. — Die Überschrift ist von uns hinzugefügt.
Auffallend ist das häufige Auftreten von „etc.“ in
der Druckvorlage (dort jeweils abgekürzt angege-
ben). Die Abschriften, inshesondere die Auricher
Abschrift, sind darin zurückhaltender. Gelegentlich
gewinnt man den Eindruck, daß dieses „etc.“ Zierat
und Schnörkel ist; doch soll wohl auch der Entwurf-
charakter der KO zum Ausdruck gebracht werden.
Wh geben dieses „etc.“ daher in der Regel in der
Edition wieder, es sei denn, daß es ganz sinnlos er-
scheint. - Zur hochdeutschen Sprache unserer KO
vgl. oben S. 673, Anm. 1. — Zu beachten ist, daß es
sich bei unserer KO um den Entwurf bzw. den Ver-
such einer kirchlichen Rechtssetzung für die
ganze Grafschaft handelt.

2 B. und A.: der.

3 Am Rand der Druckvorlage: = Enno II.

4 Bek. Schr., 44 ff. - Graf Enno hatte 1530 seinen Ge-

sandten Tido von Knyphausen zu Augsburg; vgl.

E. J. H. Tiaden III, 284. Aber erst durch den Ver-
trag von 1534 mit dem Herzog von Geldern und die
daraufhin aufgestellte KO von 1535 konnte die

Augsburgische Konfession als in Ostfriesland an-
genommen gelten; vgl. Einleitung, oben S. 318 f. mit
Anm. 62-64, und S. 331 mit Anm. 54; dazu Gegen-
bericht A VII. B VII. B VIII. C II. C III (H. Gar-

reiner lehr und rechtem gebrauch des 2 h. sacramen-
ten yn godsaeliger ubung gewest, dafür der goed-
lichen guticheit lob, ehr und dank gesagt wirt, und
der wollgeborner unser vielgeliebter h. vatter 3 (woll-
saehger gedechtnus) dasselbige myt der Auspur-
gische Confession anno 1530 4 und volgens myt der 5
lunenburgische kirchenordnung anno 1535 6 offent-
lich und beharlich angenohmen und befurdert, dazu
auch die staende und landschaft dieser unser graff-
schaft yn zutragenden religionsbezwaerung sich
jederzeit bekent und beruffen 7, und aber von etz-
lichen viel jaren und aus vielen ursachen allerley

relts, 104. 115. 119. 120). Auch die Reformierten er-
kannten an, daß die Augsburgische Konfession durch
den Geldrischen Vertrag angenommen worden war,
und hetonten, sich nicht davon abgesondert zu ha-
ben, „wenn se na der schrift erkleret, wo folgends
van den ryckssteden und Philippo Melanchtone (by
Lutheri levend), de se gestellet in synen lesten schrif-
ten mehr und mehr wedder den mißbruck des pa-
westdomes und der Flaccianer, gescheen is“ (vgl.
dazu oben S. 421 f. mit Anm. 10 u. 11). Danehen be-
riefen sich die Emder auf die gleichfalls in Augsburg
übergebene Confessio Tetrapolitana und verwahrten
sich gegen den Vorwurf, vom Geldrischen Vertrag ab-
getreten zu sein, „dewyle sowol der vörgemelten
veer steden alse anderer evangelischen chur- unde
försten kerckenlehre unde -ordnung togelaten“
(Schreibweise der Zitate in den Amnerkungen in
Angleichung an die Schreibweise unserer Texte).
Vgl. Bericht, 104 f. Zur Confessio Tetrapolitana u.
ihrer Geschichte s. E. F. K. Müller, RE 3 19, 559ff.;

R. Stupperich, RGG 3 I, 1860f. (Lit.).

5 In der Druckvorlage sind die Worte „anno 1530 und
volgens myt der“ am Rand nachgetragen, in B. und
A. stehen sie im Text. Die Druckvorlage hat hinter
„Confession“ im Text ein durch die Nachtragung
überflüssig gewordenes „und“.

6 Oben S. 373 ff.

7 Gedacht ist offenbar insbesondere an die Abwen-
dung der drohenden Rekatholisierung durch den
Herzog von Geldern 1534 und an die Zurückweisung
des kaiserlichen Interim 1550; vgl. Einleitung, oben

S. 318 und S. 331 mit Anm. 54. Im Gegenbericht, C II
(H. Garrelts, 119) heißt es: Bey der Augßpurgi-
schen lutherischen Confession und darauf folgenden
lünenburgischen ordinantie sind unsere vorväter in
den sectarischen schwermereyen, in dem geldrischen
betrang und in des interims nöten so bestendig ge-
blieben. - Zur Kritik dieser Darstellung s. Einleitung,
oben S. 320 ff.

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