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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0717
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Marienhafer Kirchenordnung 1593

nen, solche schryften einsteils Gottes wort und war-
heit selbest, einsteils demselben gleichstimmend
und rechtglaubig zu sein, welche auch von unsern
vielgehebten her vater (wolsaelig gedechtnus) ahn-
genohmen 18, bekant und bevordert 19 ist, und wir
auch uns noch heutiges tages durch Gottes gena-
den 20 zur selbigen religionsbekentenus, ubung und
bevorderung bekennen. So aber unter unsern pa-
storn, predigern und kirchendienern jemand wurde
befunden, der ein opinion gefasst, diesen obgerurten
schriften ungemes und nach versuchten bessern
unterricht dennoch dabei verharren wolte, densel-
bigen wollen wir hie zu lande als hoichschaedelich in
kirchendienste nicht leiden etc. 21

Vermahnen aber dagegen die allinge 22 unsere pre-
diger und diener des heilsamen wortes, zu beherzi-
gen und ymmerdar vor augen zu haben die hohe
woirde und swaere burde ihres amptes, das der Sohn
Gottes yn paradys selbst ahngefangen und volgens
durch die heilige, hochbegabte altvater, propheten,
apostelen, martyrer und andere dapfere, recht-
glaeubige menner auf uns gebracht, myt so vielen
wunder und zeichen verehret und 23 so sunderliche
seine heiligen und freunde Gottes darahn gewendet,
damyt das predigampt je recht und woll bedienet
und die reine lehr auf uns kommen mugte etc. Fuh-
ren derohalben zu gemute, wie ernstlich der Sohn
Gottes, unser Herr und heiland, gebotten, das ampt
getreuwlich zu verrichten, darahn das reich Gottes
und der sehelen heil gelegen, und den treuwen die-
nern ym hause Gottes (welchs ist die gemeine, myt
dem tod und bludt Gotts erkauft) so reiche und
herliche belonung verheisen, dagegen aber den fau-
len, nachlessigen, unnutzen bauchdienern schreck-
lichen zorn und ewige verdamnus gedreuet und be-
reitet. Johannis 21 [15 ff.] vraget der Herr dreimal:
Symon Johanna, hastu mich lieb? So wehide meine
schaffe. Und darauf gehet der text 1. Pet. 5 [2 ff.] myt
so sunderlichen worten: Weidet die herde Christi, so

nung an die Hoyasche KO von 1581, Sehling VI, 2,
1131. Von den dort genannten Bekenntnisschriften
ühergeht unsere KO die Schmalkaldischen Artikel.

18 B., entsprechend A.: anno etc. 30 angenommen. —
Vgl. dazu aber oben Anm. 4.

19 Statt „bekant und bevordert“ haben B. und A. „und
zu mehrmalen befurdert“.

20 B., im Wortlaut auch A.,an dieser Stelle außerdem:

euch bevolen ist, und sehet woll zu, 1. nicht gezwun-
gen, sondren williglich, 2. nicht umb schaendlich
gewin, sondren von herzen gehrne, 3. nicht alse her-
schers uber das volk, sondren alse furbilde der herde
etc. So sollen auch die diener des godlichen wordes
ahn die ausbundige vermanung S. Pauli gedenken,
Act. 20 [18 ff.], ahn die eltesten zu Epheso getan,
und wie ehr zum Philipp. ahm 3. [17 ff.] vermanet:
Folget myr, lieben bruder, und sehet auf die, die so
wandelen, als ihr uns habt zum furbilde. Den viel
wandelen, von welchen ich euch oft gesagt habe, nu
aber sage ich auch myt weinen, die feinde des kreu-
zes Christi, welcher ende ist das verdamnuß, welchen
der bauch ihr Godt ist und ihre ehre zuschande wirt,
dere, die irdisch gesinnet sein; unser wandel aber ist
im himel, von dannen wir auch warten des heilandes
Jhesu Christi des Herrn. Derhalben noetig, das die
prediger immerzu des Herrn vermanung eingedenk,
Matth. 25, ihres beruffs und wandels, geleichsam
lehr 24, guten grund und gudt gewissen tragen etc.

Von der christlichen vocation

zum heyligen predigampte etc.

Weil es die ehrfarung gibt, das es bey bestallung
der prediger vast gevaerlich zugehet, also das eigen-
nutz und privataffectus oftmals mehr gefolgt wer-
den den Gottes wort und der godsaeligen lehrer
exempel, so von dem beruff geschriben und recht
damyt umbgangen etc., dadurch dan viele ohne
rechtmessigem beruff umb ihrs bauchs willen mehr
dan umb Gottes ehr und der menschen heil sich yn
das h. predigampt einflicken und eindrengen etc.,
darauß dan erfolgen mus, das sie keine fruchte
schaffen mugen, weil sie nicht von Godt dazu gekant
noch gesant werden, Rom. 10 [15]: Wie sollen sie
predigen, wo sie nicht gesandt werden? Matth. 7
[22. 23]: Viele werden zu mir sagen ahn jenem tage:
Herre, haben wir nicht yn deinem namen geweis-

der Augspurgischen Confeßion, als der heiligen bibli-

schen geschrift gemeß, verwandt,.

21 Der letzte Satz in loser Anlehnung an die Hoyasche

KO von 1581, Sehling VI, 2, 1131.

22 Statt „die allinge“ hat B. „alle“, A. „alle allinge“.

23 A.: „myt so vielen... verehret und“ fehlt.

24 B. und A.: der lehr.

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