Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0778
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Harlingerland

richtet soll werden. Wo aber jemandß hiewieder tnen
wird, soll unser straffe gewerdig sein. Und dewiele
wir befinden, daß etzliche unsere kirchen eine gerin-
ge, zu unterhaltung notwendigem gebeue, upkombst
haben, wollen wir, daß unsere beambten an unsere
statt uff suchent der kirchenvorsteheren oder tem-
pellerers sambt ihrem pastori solch gebeue besehen
und eine verordnung machen sollen, daß die ker-
spellßleute so viele beleggen, domit de kirche, deß
pastorn und kösterß behusinge in zimblichen gebeue
erhalten werden muge. So auch etwas von der kir-
chen guttern alieniret, solche soll dobey wiederumb
gebracht werden, auch daß kirchenland, so zu der
pastorey gehöret und andere gebrauchen, sollen die
pastoren selbst zue ihrem underhalt ohne eininge
verhinderung an sich nehmen muegen, wie wir auch
wollen, daß unsere beambten auf ihre bitte sie darzu
sollen verhelfen 50.

Der XXI. articull.

Von wiederwillen und uneinigkeit
des pastorn und kusterß.

So sich irrungen zwischen den pastoren, kustern
und gemeinen kaspelßleuten zutragen möchte[!], ord-
nen wir, daß niemandß seine pastorn und köstern
vor gerichte ziehen, sondern vor den ordentlichen
superintendenten und visitatorn beklagen und nach
gelegenheit der hendel von derselben justificiret und
entschieden werden sollen, wo dan sodan gebrauch

50 Ähnliche Bestimmungen enthielt vermutlich die
Verdener KO von 1572 (hetr. Pfarrhäuser und Kir-
chengüter); vgl. dazu oben S. 139. 195 mit Anm. 36.
39. 40; Einleitung, oben S. 358.

51 Vgl. dazu Sehling VI, 2, 1196 mit Anm. 26. Corp.
iur. can., Decr. Grat. II, caus. XI, quest. I, c. 46
(Friedberg I, 640 f.): Item ex concilio Calcedonensi
[c. 9]: Si clericus adversus clericum habet negotium,
non relinquat suum episcopum et ad secularia iudicia
concurrat, sed prius negocium agitetur apud episco-
pum proprium; vel certe si fuerit negocium ipsius
episcopi, apud arbitros ex utraque parte electos
audiatur negocium. Si quis vero contra hoc fecerit,
canonum subiaceat correctionibus. Et si clericus ad-
versus suum seu alium episcopum habeat causam,
apud audientiam sinodi provinciae conqueratur. Si
vero contra ipsius provinciae metropolitanum epi-
scopum episcopus sive clericus habeat controversiam,
pergat ad ipsius diocesis primates, aut certe ad Con-
stantinopolitanae civitatis regiae sedem, ut eorum

von alterß her in der christlichen kirchen gewesen
und de canones der hilligen synodi bezeugen, vide
canonem Calcedonensis synodi 51. Wo aber jemandß
zu klagen hette gegen unsern superintendenten,
solche soll geschehen auf unsere verordnung vor der
gemein, den wir solches werden committeren, idoch
hiemit, waß in unsere, alß der hohen obrigkeit, ge-
richte gehöret, furbehalten.

Der XXII. artic.

Vom nachjahr, wan die pastorn absterben.

Daß die nachgelaßen wittib und kindere nach ab-
sterben der pastorn nit alsobald trostloß außgewie-
sen werden, wollen wir, daß sie nach solchem tödt-
lichen abgang annum gratiae oder nachjahr sambt
der abnutzung behalten sollen, doch daß dengennen,
denselben wir de kirchen wederumb conferirn wer-
den, mit notturft eßens und drinkens auß der up-
kumbst der pastorey uff unser beambten und super-
intendentz gutachten und verordnung unterhalten
werden 52.

Der XXIII. articul.

Von den kirchschwaren und upkumpst
der kirchen.

Ordnen wir, daß dieselben am nechsten Sontag
post Martini episcopi 53 alle jahr auf erfodern vor
unsern beambten in mitbeysein ihres pastorn, in-
maßen solches vor etzlichen jahren bevohlen und

ibi negotium terminetur. - Zur Geschichte der geist-
lichen Gerichtsbarkeit vgl. J. B. Sägmüller, aaO.
311 ff. ;W. M. Plöchl, aaO. I. 1953, 88ff. 221ff. 374 ff.
II. 1955, 305 ff.; H. Barion, RGG 3 II, 1425 f.; Erik
Wolf, Ordnung der Kirche. 1961, 254.

52 Vgl. oben S. 728 f. Dazu vgl. H. Reimers in: Frie-
sen-Almanach 1922, 35 f. Reimers berichtet, daß die
Witwe des am 27. April 1583 verstorbenen Berdu-
mer Pastors Lübbert Alphusius durch eine beson-
dere Verfügung des Grafen Enno ein volles Gnaden-
jahr erhielt, mit der Bedingung, daß sie, wie ge-
bräuchlich, die Kirche durch die benachbarten
Pastoren versehen lassen sollte. David Gallus, bis-
her Rektor in Esens, der schon am fünften Tag nach
Alphusius’ Tod um die Stelle eingekommen war,
mußte sich noch einige Zeit gedulden. Die Praxis
weicht hier also etwas ab von der Bestimmung der
KO. Vgl. dazu Hoyasche KO von 1581 (Sehling VI,
2, 1195).

53 11. November.

746
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften