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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0075
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2. Einschärfung der Kirchenordnung

2. Einschärfung der Kirchenordnunga
10. Mai 1560

An hern Johann Costgen, probst zu Obernkir-
chen1.
Otto, grave etc.
Wirdiger, lieber, andechtiger, ir habtb chiebevor ver-
nomenc, waßgestalt wir auß ßonderlichend bewegen-
den ursachene in unßer herschaft, zubefurderung
gotlicher eheren, den pastorn unnd seelßorgern eine
christliche ordnung zugestelt haben2, wie es hinfort
in den pfarkirchen mith den ceremonienf, verrei-
chung3 der heiligen sacrament unnd ßonstg ßolt ge-
halten werden. Unnd ob uns woll pillich zuversiehen
gehabt, das soliche ordnung in allen pfarren einhel-
liglich gehalten unnd unßerm hdarauf gegebenh be-
velich von menniglichem4 gehorsamet werhe, so ge-
langet uns aber an, das in den pfarren, idern ihr

a Textvorlage A (Handschrift): NLA Bückeburg F 3,
Nr. 1101, Bl. 25 (Entwurf). Textvorlage B (Hand-
schrift): NLA Bückeburg L 0 (Capaunsche Sammlung),
Nr. 366 (spätere Abschrift). Überschrift: Rescript des re-
gierenden grafen Otto zu H.-S. an den probst Johann
Costgen zu Obernkirchen, d. d. Stadthagen, 10. May
1560. Abdruck: Heidkämper, Schaumburg-Lippische
Kirchengeschichte 1, Anh. Nr. 2, S. 64f.
b Korr. in A aus: wisset.
c-c Erg. am Rand in A.
d Gestr. in A: uns.
e Gestr. in A: hiebevor.
f Gestr. in A: unnd.
8 Erg. am Rand in A.
h-h Erg. am Rand in A.
i-i Erg. am Rand in A.
j Gestr. in A: unnd.
k Gestr. in A: unnd.
l Erg. über der Zeile in A.
m Gestr. in A: unß.

1 Johannes Kostken (Kostgen), * in Blomberg (Lippe),
1479 Immatrikulation an der Universität Rostock (dort
1480/81 Bacc. art.). 1497 besaß er ein Kanonikat am
Stift St. Bonifatius in Hameln, ab spätestens 1517 auch

zuthun habt undi die euch zuconferirn mugen ge-
burnj 5, solicher christlichen ordnung nicht allein
nicht gelebet, sonder auch, was derßelbigen am ho-
hesten zuwider, von der cantzel teglich gepredigt,
tractirt, gelernetk 6, dem gemeinn man vorgetragen
unnd mith verreichung der hoichwirdigen, heiligen
sacrament gebaret7 werde.
Wan dan solichs zu minnerung gotlicher eheren
unnd verlust fieler armenl christen ßeelen heill unnd
selicheit gelanget unnd uns auß tragendem ambt
von obirigkeith wegen, demßelbigen zuzeßiehen,
nicht allein nicht gebürth, sonder auch des almech-
tigen straff, |25v| da außm unßer nachlessigkeith ei-
nigh unraith8 erwachssen solte, fehigh9 ßein musten,
demnach wolten wir hiemith gnedig unnd ernstlich
begert haben, ihr wolleth hirin notdurftige versie-

ein solches am Stift St. Martin in Minden; darüber hin-
aus hatte er noch eine Kommende an St. Katharina in
Hildesheim inne. Im Jahr 1534 wurde er zum Propst von
Obernkirchen gewählt (das Protokoll seiner Wahl ist er-
halten). Die Propstei versah er bis zu seinem Tod Ende
des Jahres 1564 (er muß fast 100 Jahre alt geworden
sein). Nach Kostkens Tod zog Graf Otto IV. die Propstei
ein und ließ sie durch einen Amtmann verwalten. Vgl.
Niedersächsisches Klosterbuch 3, S. 1110 und 1114;
Brosius, Stift Obernkirchen, S. 63-79 sowie die Einlei-
tung, S. 38f.
2 Vgl. die Weisung Ottos IV. an die Drosten und Amts-
leute, den Pfarrern der Grafschaft die Mecklenburgische
Kirchenordnung zu übergeben (Nr. 1).
3 Austeilung, s. Nr. 1, Anm. 7.
4 Jedermann.
5 Zu den von Kostken als Propst von Obernkirchen zu be-
setzenden Pfarreien sowie zu seiner Tätigkeit als Archi-
diakon vgl. die Einleitung S. 32f.
6 Gelehrt, s. FWb 6, Sp. 745.
7 Gebaren - in einer bestimmten Weise handeln, s. FWb 6,
Sp. 208f.
8 Schaden.
9 Gewärtig.

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