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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0096
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Grafschaft Schaumburg

11. Zuchtmandata
28. April 1576

Dem erbarn, unnserm drosten zum Sachsenhagen
unnd liebenn getrewen Herman von Menger-
senn1.
Otto, graffe zu Holstain, [Schaumburg] unnd Ster-
nenberge, herr zu Ge[men].
Erbar, lieber getrewer, wir erfarn [auch?], das hin
unnd wider in unser graff [ schaft] unter der predigt
des heiligenn, gottlichenn wortts bier unnd branten-
wein geschenckett wirt, das sich dabei viell perso-
nenn aufhaltenn und zur predigt gar nicht oder je zu
spatt komenn.
So kleidenn sich auch die mans personenn so hön-
lich2 unnd kurtz, das es der christlichen zucht unnd
erbarkeitt zuwieder.
Zudeme nimbt das gottslesternn, schwerenn, flu-
chenn unnd scheltenn dermassenn uberhanndt, das
unns uberigkeitt halber3 gar nicht zuverantwort-
tenn, diesem unchristlichem wesenn lenger zuzuse-
henn. Derenntwegenn unnser ernster bevelch ist, du
wollest vonn allenn canntzeln deins anbevolen
ambts lassenn abkundigenn, das, bei vermeidung
ernster straf, keiner sich understehe, bier, brannd-
tenwein oder ander gedrennck zu schenckenn, noch
das sich imands unnter der predigt dabei findenn
lasse, sonder ein iglicher soll in die kirchenn gehenn,
drin pleiben, so lange der Gottes diennst wehrett,
unnd auf den kirchofen nicht spazierenn gehenn.

a Textvorlage (Handschrift): NLA Bückeburg L 1,
Nr. 6332, Bl. 3 (mit starken Beschädigungen des Blat-
tes).

Zu dem soll ein jeg[lich frawens]persone [ein tug]en-
lichs, langes kleid tragenn unnd da[mit in] der ge-
meine Gottes erscheinen.
Sond[erlich] aber soll ein jeglicher, wes standes ehr
ist, des fluchens, schwerens unnd gotslesterns sich
enthaltenn.
Unnd soltu auff dies all[es] vleisich achtung lassenn
gebenn, das dawidder nicht gehandelt werdt. Im fall
aber imandes befunden, der diesem unserm gebott
nicht nachkeme, der soll ohn[e] gnade aufs scherfest
gestraffett werdenn. [Danach] sich ein jeder wisse
zurichtenn. Unnd du [sollst] sie fur schadenn war-
nenn. Daß ist unnse[re] ernstliche meinung. Unnd
wir woltens dir nicht verhaltenn.
Datum Statthagen, den 28. Aprilis anno 76.
Wir kommenn auch in erfarung, das von etzlichen
wucherern ein daler vonn zwelffen oder vonn zwelf-
fenn ein fuder hewes, zwellfe von hundertem unnd
dergleichenn verbotten wucher, genommenn wirtt.
Soll auch vonn allenn canntzelln abgekundett wer-
denn, das sich solcher unchristlichenn hendell men-
niglich4 bei unser högstenn straffe enthalte. Datum
ut in literis.

1 Zu Hermann von Mengersen vgl. Nr. 1, Anm. 3.
2 Schändlich, s. Grimm, DWb 10, Sp. 1729.
3 Als Obrigkeit.
4 Jedermann.

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