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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0109
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17. Ordnung für das Stift Obernkirchen

Monat einmahell außbeten20 unnd durchlesen,
welchs leichtlich kan geschehen, wen sie zu jeder
zeitt des tages nur zwen psalmen lesen.
2. Darnach ein capittell auß den Propheten lesen
oder zwei ihrs gefallens, vom propheten Jesaia an-
hebende.
3. Darauf das Magnificat zu teudtsch oder Nunc
dimittis: Her, nun lest du deinen Diener21.

4. Hirauf eine collecten vor gemeinen friede zu
erhaltend.
5. Endtlich das heilge Vatter unser gesprochen
unnd dan mit den Benedicamus beschloßen.
Den Sontagk aber soll das gewonliche evangelion
mit der außlegung Lutheri zur mittags unnd abends
maelzeitt die epistola mit einer kurtzen außlegung,
so lange die maelzeitt wehrett, verlesen werden. |49v |

Von auß- und einlauffen dero personen, so nicht
ins Closter gehorenn etc.

Ob wir uns woll auß Gottes wort erinnern, das
Christliche zusambkunfte erlicher leute auch in clo-
stern nicht verbotten, auch so gar die closter junfern
von der welt nicht abghesondert sein sollen, das sie
sich gar aller menschen sollen endtschlahen22, je-
doch, weill bey angestalter visitation von einem
theill ihres mittels23 geklagt, das nicht allein mans
personen sich im closter finden laßen, sondern auch
etzliche junckfrawen ihrs gefallens unnd gewerbs
darauß sich begeben, weill dan dieses ein großer
ubelstandt unnd an ihm selbst ergerlich unnd zu al-

lerhandt verdacht ursach gibt, alß wollen wir solchs
hiemit gentzlich verbotten unnd der domina be-
vholen haben, das sie solchs hinfuro nicht mehr solle
gestatten, sondern in deme diese anordnung thun,
da jemandts mit einer mans personen, so nicht ver-
wandt, zureden, das solchs uf dem remter24 |50r| oder
uf den gemeinen stuben beschehe unnd keine jungk-
frawe hinfuro ohne der dominae erlaubnuß herauß
gehe. Da nun eine oder andere dawieder handlen
wirt, soll die derowegen darumb von uns geburlich
gestraffet werden.

Von zulegung25 jherlicher rechnung unnd welcher gestalth
damit zuverfharen

Nachdem hiebevor durch nachleßigkeitt unser clo-
ster in schuldt gerathen unnd dahero die rechnung
in einen abgangk gekohmen, nunmehr aber diesel-
ben beschwerung außerhalb eines geringen abgetra-
gen26, unnd vor sich rechtens, das von allen verwal-
tungen rechnung furgenohmen werden, auch billig,
das wir wißen, wie es umb die außgabe unnd ein-
nahme beschaffen, die jungkfrawen auch nachrich-

h Gestr.: sein.
i Korr. aus: beschehen.

20 Zu Ende beten, s. FWb 2, Sp. 902.
21 Vgl. Lk 2,29-32.
22 Meiden, s.Grimm, DWb 3, Sp. 602f.
23 Aus ihrer Mitte, aus ihren Reihen.
24 Refektorium, s. oben Anm. 9.
25 Ablegung.
26 Von den 1596 bestehenden Schulden in Höhe von 900

tung haben konnen, wie haußgehalten, so soll dem-
nach die domina unnd ihre nachfolgerinnen
schuldigh unnd verbunden sein, jherlich uf die weiß,
wie |50v | in unserm closter Vißbeck beschichti 27, vor
unsern rethen einem, dem patri zu Mollenbeck unnd
einem auß der landtschafft rechnung zuthun. Unnd
was jherlich erobert28, soll dem closter zu gutem hin-
terlegt, außgethan29 oder angewendet unnd, damit

Talern waren bis zum Jahr 1603 insgesamt 800 Taler ab-
getragen worden. Vgl. Brosius, Stift Obernkirchen,
S. 172.
27 Das Stift Fischbeck hatte sich in dem 1602 mit Graf
Ernst abgeschlossenen Vergleich zu einer regelmäßigen
Rechnungslegung verpflichten müssen. Vgl. Niedersäch-
sisches Klosterbuch 1, S. 411; Brosius, Stift Obernkir-
chen, S. 173.
28 Erworben, s. DRW 3, Sp. 260.
29 Auf Zinsen ausgegeben.

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