19. Anweisung an die beiden Superintendenten zu verschiedenen Gegenständen
19. Anweisung an die beiden Superintendenten
zu verschiedenen Gegenständena
4. März 1609
Ann beide superintendenten, M [ agister] Jo [ ann]
Jacobum Bernhardi1 und M[agister] Johann Mi-
chelbach2.
1. Das angehende pastores zuvor publice disputiren
sollen.
2. Das die reichen pfarren den armen mugen zu-
leggen3.
3. Das der pfarhern witwen mugen versorget
werden.
4. Das nach gehaltener predigt ein offen beicht
abgelesen werde4. |69v|
An M [ agister] Bernhardt und M[agister] Michel-
bach, superintendenten der graffschafft Schaum-
burgh.
|70r| Unser freundtlich dienst zuvor, erwirdige, wol-
gelerte, insonders gute freunde. Ihr wißet euch guter
maßen zuerinnern, das hiebevor auß hochwichtigen
und durchdringenden uhrsachen uff sonderbaren be-
a Textvorlage (Handschrift): NLA Bückeburg F 3,
Nr. 1101, Bl. 69r-72v (das Blatt 69v ist leer).
b Gestr.: sollen.
1 Johann Jakob Bernhardi, * 1579 in Marburg, Studium in
Gießen, † 1615 in Stadthagen, wurde 1610 als Nachfolger
von Johann Heinecke Pastor primarius an der Martini-
kirche in Stadthagen. Zugleich war er auch Professor der
Theologie am Gymnasium illustre in Stadthagen. Von
ihm stammen der Liber unus [...] de fractione panis in
media coenae non necessario adhibenda, Wittenberg
1608 (VD 17, 23:647526Z) und die Disputatio theologica
et scholastica in vocationi sanctorum papisticae opposi-
ta, Gießen 1610 (VD 17, 23:328669V).
2 Johann Michelbach, * 1559, † 1625, bezeichnet sich in
seiner „Außlegung über das Buch der Richter [...] in acht
und achtzig Predigten abgehandelt“ als Gräfflichen
Schaumburgischen Hofprediger und Superintendenten an
der Weser und in Holstein. Von ihm erschienen mehrere
velch des hoch- und wolgebornnen, unsers gnedigen
grafen und hern heilsamlich verordnet, das allemall,
wan eine pfar erleddiget und competitorn5 sich an-
geben6, die offentlich eine materiam theologicam
disputiren und dardurch ihr progreß erkundiget und
einen unterscheidt unter den angegebenen competi-
torn solten gemacht werden, inmaßen auch das je
biß weilen gehalten. Ob |70v| nun woll solch noth-
wendige probe etzliche mahl außgelaßen wurden, so
stellet ih[re] g[naden] solchs dahin. Darmit aber
solchs kunfftig in keine folge gezogenn oder auch
unterlaßenn werde, alß7 haben hochgedacht ih[re]
g[naden] nochmalß auß sonderlichem eifer, den sie
zu tuchtigen personen, welche der kirchen Gottes
furstehenb, tragen, ernstlich bevohlen, das ihr diese
ordnung wieder einfuhren und allemahl zu werck
richten und darvon nimmermehr, es sei die person,
so der pfar soll vorgesetzet werden, wie sie wolle, ab-
|71r| weichen und berurte disputation, bei vermei-
dung ih[rer] g[naden] ernsten ungnade, laßen furge-
Leichenpredigten im Druck, darunter auch die zwei
beim Tod des Fürsten Ernst gehaltenen Predigten (Exe-
quiae Ernestinae, Oder zwo christliche predigten [...], die
eine [...] den 17. Martii in der Schloßkirchen zu Bücken-
burg [...], die ander am 21. Martii zu Stadthagen, da die
fürstliche Leich in ihr Ruhkämmerlein ist gesetzet wor-
den, Rinteln 1622, VD 17, 23:273653L). Am 5. Dezem-
ber 1625 wurde Michelbach in der Neuen Kirche in
Bückeburg bestattet (s. Christliche Leichpredigt, bey
volckreicher begräbnüß des [...] Johannis Michelbachii
[...], Rinteln 1626, VD 17 1:037360C). Vgl. Pastoren der
Landeskirchen 1, S. 137.
3 Unterstützen, s. Grimm, DWb 32, Sp. 512f.
4 Dieses Blatt mit der Inhaltsangabe des folgenden Briefes
an die Superintendenten stammt von einer anderen
Hand als das Schreiben.
5 Bewerber, s. Sleumer, KlWb, S. 226.
6 Sich melden, s. FWb 1, Sp. 1123.
7 Also.
93
19. Anweisung an die beiden Superintendenten
zu verschiedenen Gegenständena
4. März 1609
Ann beide superintendenten, M [ agister] Jo [ ann]
Jacobum Bernhardi1 und M[agister] Johann Mi-
chelbach2.
1. Das angehende pastores zuvor publice disputiren
sollen.
2. Das die reichen pfarren den armen mugen zu-
leggen3.
3. Das der pfarhern witwen mugen versorget
werden.
4. Das nach gehaltener predigt ein offen beicht
abgelesen werde4. |69v|
An M [ agister] Bernhardt und M[agister] Michel-
bach, superintendenten der graffschafft Schaum-
burgh.
|70r| Unser freundtlich dienst zuvor, erwirdige, wol-
gelerte, insonders gute freunde. Ihr wißet euch guter
maßen zuerinnern, das hiebevor auß hochwichtigen
und durchdringenden uhrsachen uff sonderbaren be-
a Textvorlage (Handschrift): NLA Bückeburg F 3,
Nr. 1101, Bl. 69r-72v (das Blatt 69v ist leer).
b Gestr.: sollen.
1 Johann Jakob Bernhardi, * 1579 in Marburg, Studium in
Gießen, † 1615 in Stadthagen, wurde 1610 als Nachfolger
von Johann Heinecke Pastor primarius an der Martini-
kirche in Stadthagen. Zugleich war er auch Professor der
Theologie am Gymnasium illustre in Stadthagen. Von
ihm stammen der Liber unus [...] de fractione panis in
media coenae non necessario adhibenda, Wittenberg
1608 (VD 17, 23:647526Z) und die Disputatio theologica
et scholastica in vocationi sanctorum papisticae opposi-
ta, Gießen 1610 (VD 17, 23:328669V).
2 Johann Michelbach, * 1559, † 1625, bezeichnet sich in
seiner „Außlegung über das Buch der Richter [...] in acht
und achtzig Predigten abgehandelt“ als Gräfflichen
Schaumburgischen Hofprediger und Superintendenten an
der Weser und in Holstein. Von ihm erschienen mehrere
velch des hoch- und wolgebornnen, unsers gnedigen
grafen und hern heilsamlich verordnet, das allemall,
wan eine pfar erleddiget und competitorn5 sich an-
geben6, die offentlich eine materiam theologicam
disputiren und dardurch ihr progreß erkundiget und
einen unterscheidt unter den angegebenen competi-
torn solten gemacht werden, inmaßen auch das je
biß weilen gehalten. Ob |70v| nun woll solch noth-
wendige probe etzliche mahl außgelaßen wurden, so
stellet ih[re] g[naden] solchs dahin. Darmit aber
solchs kunfftig in keine folge gezogenn oder auch
unterlaßenn werde, alß7 haben hochgedacht ih[re]
g[naden] nochmalß auß sonderlichem eifer, den sie
zu tuchtigen personen, welche der kirchen Gottes
furstehenb, tragen, ernstlich bevohlen, das ihr diese
ordnung wieder einfuhren und allemahl zu werck
richten und darvon nimmermehr, es sei die person,
so der pfar soll vorgesetzet werden, wie sie wolle, ab-
|71r| weichen und berurte disputation, bei vermei-
dung ih[rer] g[naden] ernsten ungnade, laßen furge-
Leichenpredigten im Druck, darunter auch die zwei
beim Tod des Fürsten Ernst gehaltenen Predigten (Exe-
quiae Ernestinae, Oder zwo christliche predigten [...], die
eine [...] den 17. Martii in der Schloßkirchen zu Bücken-
burg [...], die ander am 21. Martii zu Stadthagen, da die
fürstliche Leich in ihr Ruhkämmerlein ist gesetzet wor-
den, Rinteln 1622, VD 17, 23:273653L). Am 5. Dezem-
ber 1625 wurde Michelbach in der Neuen Kirche in
Bückeburg bestattet (s. Christliche Leichpredigt, bey
volckreicher begräbnüß des [...] Johannis Michelbachii
[...], Rinteln 1626, VD 17 1:037360C). Vgl. Pastoren der
Landeskirchen 1, S. 137.
3 Unterstützen, s. Grimm, DWb 32, Sp. 512f.
4 Dieses Blatt mit der Inhaltsangabe des folgenden Briefes
an die Superintendenten stammt von einer anderen
Hand als das Schreiben.
5 Bewerber, s. Sleumer, KlWb, S. 226.
6 Sich melden, s. FWb 1, Sp. 1123.
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