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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0120
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Grafschaft Schaumburg

gefahren etc. und gibt gaben den Menschen, Apo-
stelen, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer.
Er ist vor und vor der ewige Priester6 und erhalter
des Ministerii und erhelt zu allen Zeiten ein offent-
liche, ehrliche Versamblung. |5|
Darumb er auch die Regiment erhelt und erwek-
ket bißweiln selbst Prediger nicht durch Menschen,
alß die Propheten und Aposteln, dabey aber hat er
der Kirchen bevohlen, das sie selb Persohnen beruf-
fen und Ordiniren soll. Darumb gehören zu erhal-
tung des Ministerii Erstlich Ordinatio der Prediger,
daß das Predig Ambt tüglichen Persohnen bevohlen
werde, Dazu erkündigung von sitten, beruff und
von der Lehre gehöret. Zum andern gehören zum
Ministerio Kirchen gericht, das solche Lehre nicht
gedüldet und sonsten offentliche Laster gestrafft
und abgewand und Christliche zucht erhalten wer-
den. Dazu gehören hernach Synodi und Visitatio.
Das dritte Stück ist Ehrliche, Nützliche, Eusserli-
che Ceremonien in Kirchen mit Lection, gesang,
Festen in rechtem Christlichen Verstandt ohne ver-

blendung des Glaubens und ohne strick des Gewis-
sens, das dannoch offentliche, ehrliche Versamblun-
ge seind, wie es Gott gefellig ist.
Das vierdte Stück ist Erhaltung Christli- |6| cher
Schulen und Studien, den dieses gewißlich Gottes
wille, das etzliche Leute also aufferzogen und un-
derwiesen werden, das sie der Propheten und Apo-
steln Schrifft lesen, lehrnen und hernach andern für-
lesen künnen. Dazu verstandt der sprachen und
mehr Künste dienen, Wie S. Paulus Timotheo ge-
beut7: Er sol anhalten mit lesen, lehren und trö-
sten8. Das kann nicht seyn, wo nicht recht bestelte
Schulen seind.
Das fünffte Stück ist verordnung gewisser guter und
einkommen, damit die Prediger in Kirchen und Leh-
rer in Schulen gepürliche unterhaltung haben, Wie
offt in Götlichen Geboten gemeldet wirdt Und S.
Paulus mit außgedruckten Worten spricht 1. Cor. 9
[14]: Also hat es der Herr geordnet, daß diese, so das
Evangelium verkündigen, vom Evangelio leben. |7|

Vom ersten Stück, nemblich von der Lehre9

Der Almechtige, Warhafftige Gott hat gewißlich
Engel und Menschen geschaffen mit wunderbarli-
chem Rath, daß er Creaturen habe, welchen er seine
weißheit und gütigkeit mittheile und von ihnen da-
gegen erkandt und gepreyset werde. Und hatt dazu
nach dem fall Adams und Eva auß grosser Barm-
hertzigkeit umb seines Sohns willen die Menschen
wiederumb gnediglich angenommen und wil ihm für
und für ein ewige Kirche im Menschlichen Ge-
schlecht samlen. Hatt sich darumb mit claren, ge-
wissen Zeugnussen und mirakeln geoffenbaret, hatt
seinen Sohn gesandt und ein gewisse Lehre geben,
dadurch wir ihn erkennen, recht anruffen und mit
rechtem gehorsamb ehren sollen.

Diese Lehre hat er in der Propheten unnd Apostel
schrifften fassen lassen und hat Zeugnuß dazu ge-
geben und bindet die Kirche also an diese |8| einige
Lehre, das gewißlich keine Kirche und keine Erben
ewiger Seligkeit sind, wo diese Lehre nicht ist, alß
bey den Heiden, Mahometischen, Jüden und der-
gleichen. Denn also spricht S. Paulus: Es kann kein
ander grundt gelegt werden denn dieser, der gelegt
ist, der da ist Jesus Christus10. Item Johan. 17 [3]:
Dieses ist das ewige Leben, das sie erkennen dich
einigen, warhafften Gott und Jesum, den du gesandt
hast, daß er sey Christus.
Dagegen auch, wo reine Christliche Lehre gepredigt
wirdt, da ist gewißlich Gottes Kirche. Denn da

6 Vgl. auch Hebr 7,17.21.24.
7 Gebietet.
8 Vgl. 1Tim 4,13.
9 Zum ersten Teil vgl. Melanchthons „Examen ordinan-

dorum“, Melanchthon, Werke in Auswahl 6, S. 168-
259, und die Mecklenburgische Kirchenordnung von
1552, Sehling, EKO V, S. 161-190.
10 1Kor 3,11.

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