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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0123
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21. Kirchenordnung

Wie soll man die Persohnen unterscheidenb?
Der ewige Vatter ist die erste, Almechtige, ewige
Persohn, die nicht von einer andern Persohn gebo-
ren ist und nicht von einer andern Persohn außge-
het, sondern hat den Sohn, sein wesentlich und vol-
kohmen Ebenbilde, von ewigkeit geborn, sambt
welchem und dem heiligen Geist (so vom Vatter und
Sohn außgehet24) er alles erschaffen und erhelt aller
Creaturen wesen.
Der ewige Sohn ist die ander Almechtige, ewige Per-
sohn, von ewigkeit geborn vom Vatter, dessen we-
sentlich und vollenkohmen Ebenbilde er ist. Und
hatt zu bestimpter zeit menschlich Natur in der
Jungfrawen Maria an sich genommen, daß er ein
Opfer würde für das Menschliche Geschlecht25. Für
welches Menschliche Geschlecht er zum Mitler unnd
Versüner verordnet ist. Und gibt der ewige Vatter
durch ihn und umb seinen |18| willen vergebung der
Sünde, Gerechtigkeit und ewiges Leben.
Der heilige Geist ist die dritte Almechtige Persohn,
die von ewigkeit vom Vatter und Sohn außge-
het26, und ist wesentliche liebe und frewde in Gote
und regung zu allen Tugenden. Und wirdt in der
gleubigen Hertzen durch das Göttlich Wort geben,
trost, leben und heiligung in ihnen zuwircken, das
sie Gottes weißheit und willen gleichformig werden.
Wie S. Paulus spricht: Wir sehen in den Herrn

b Druck: unterschieden.
24 Vgl. den dritten Artikel des Symbolum Nicaeno-Con-
stantinopolitanum und das Athanasianum, s. BSELK,
S. 49f. und 58f. Zum Filioque und seiner Aufnahme in
das Nizänum vgl. Bernd Oberdorfer, Das filioque.
Geschichte und Theologie eines ökumenischen Problems,
Göttingen 2001 (= FSÖTh 96), S. 129-258.
25 Vgl. den zweiten Artikel des Symbolum Nicaeno-Con-
stantinopolitanum, s. BSELK, S. 49.

Christum alß in einem Spiegel und werden in die-
selbige Bildtnuß verwandelt durch den Geist des
Herrn27.
Warumb sol man drey Göttliche Persohnen
erkennen, ehren und anruffen
und nicht mehr und nicht weniger?
Den Gottes wesen und willen sol man also erkennen,
wie er sich selbst geoffenbaret hat. Nun ist diese of-
fenbarung offt in der Schrifft außge-| 19| truckt und
sonderlich in der Tauff Christi, da die drey Persoh-
nen underschiedtlich angezeiget sind28, und im
Sprüch von unser Tauff: Ihr sollet sie teuffen im
Nahmen des Vatters, Sohns und heiligen Gei-
stes29. Item in Symbolis30.
Man sol auch unterricht thun und hören, was der
Verstandt sey in diesem Wort ’Persona’, nemblich,
das nicht erticht ist und ist nicht ein todter ge-
danck, ist auch nicht ein zufellig wandelbar ding,
das an einem andern wesen klebt, und ist nicht ein
Stück oder zertrenlich ding31, sondern ist etwas we-
sentlich, lebendig, nicht in vielen, sondern under-
schieden, einig und vernünfftig, wirdt auch nicht
getragen und erhalten von einem andern mitverei-
nigten wesen, Alß du bist eine Person, aber dein leib
allein ist nicht ein Person. Dann er wirdt getragen
von einer edlern Natur, nemblich von der Seele; und
so die Seele abscheidet, so zerfellet der Leib und ver-
faulet. |20|

26 Vgl. Anm. 24.
27 Vgl. 2Kor 3,18.
28 Vgl. Mk 1,9-11par.
29 Mt 28,19
30 Hier bezieht sich die Ordnung wohl auf den vierten Ar-
tikel des Nicaeno-Constantinopolitanum, s. BSELK,
S. 49.
31 Vgl. den Art. 1 der Confessio Augustana, s. BSELK,
S.92-95.

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