Grafschaft Schaumburg
Welche Person ist Mensch worden?
Die ander Person, Nemblich der ewige Sohn Gottes,
der des ewigen Vatters Ebenbildt ist32, hatt mensch-
liche Natur an sich genommen in der Jungfrawen
Maria. Und sindt also beide Naturen, die Göttlich
und Menschlich, wunderbarlich vereiniget, Daß die-
ser Heilandt Jesus Christus ist ein einige Person,
Gott und Mensch, und werden diese Naturen in ihm
nicht von einander getrennet33.
Denn das hohe Werck unser Erlösung hat also durch
diese Person Gott und Menschen geschehen sollen.
Dieweil die Menschen gesündiget hatten, hat ein
Mensch die Straff tragen sollen34; und darmit diese
Straff ein gleiche bezahlung wehre, ist dieser Versüh-
ner auch Gott.
Auch hette keine Creatur dieß leiden zutragen ver-
mocht. Item, dieweil er der Schlangen den Kopff
zertrit35, Sünd und Todt wegnimpt und Gerech-| 21|
tigkeit und leben wiedergibt, ist er Gott. Unnd die-
weil er menschliche Natur an sich nimbt, hilfft er
den Menschen, wirckt in ihnen Gerechtigkeit und
leben und ist also Immanuel: Gott mit uns36. Und
sollen die Verstendigen davon weiter sich und an-
dere erinnern, diesen wunderbarlichen Rath und die
grosse Barmhertzigkeit Gottes und die liebe im
Sohn gegen uns elenden Menschen zubetrachten.
Von unterschiedt Christlicher Anruffung und
der Heidnischen
Furnemblich sind zwey grosse unterschied: Der eine
von Gottes Wesen, Der ander von Gottes Willen.
32 Vgl. Kol 1,15.
33 Vgl. das Athanasianum (BSELK, S. 59f.) und Art. 3 der
Confessio Augustana (ebd., S. 96-99).
34 Vgl. Jes 53,5.
Wenn gleich die Heiden, Türcken, Jüden unnd an-
dere Irrige Secten rühmen, sie ruffen Gott an, der
Himmel und Erden erschaffen hat, wie sie viel da-
von reden und schreiben, so sein doch diese ihre Ge-
dancken eitel Lügen unnd Abgötterey. Denn sie
sprechen nicht den War- |22| hafftigen Gott an, son-
dern tichten etwas, das nicht Gott ist. Denn sie wol-
len diesen Gott nicht haben, der da ist der Vatter
Jesu Christi und der sich also in seiner Lehre ge-
offenbaret hatt, daß der Almechtige, Warhafftige
Gott sey der ewige Vatter, der einige Sohn Jesus
Christus und der heilige Geist. Darumb ist gesagt
Johan. 4 [22] von den Heiden: Ihr wisset nit, waß ihr
anruffet; wir aber wissen, waß wir anruffen. Da wer-
den wir erinnert, daß wir ernstlich betrachten, was
und wen wir in unser anruffung ansprechen, und
daß wir unsere Anruffung von der Heidnischen,
Türckischen weit absonderen etc. Und soll das
Hertz mit Glauben den Warhafftigen Gott an-
schawen, der sich durch den Herrn Christum geof-
fenbaret hat.
Zum andern wissen die Heiden nichts vom Mitler,
ob Gott die elenden Menschen erhören wil und wor-
umb er sie erhöret, so sie doch Sünder sindt, schrey-
en in die Lufft mit zweiffel und ungedult wieder
Gott. Das alles ist lesterung und nicht beten. Wir
aber sollen den Mitler Je- |23| sum Christum37, den
Sohn Gottes, anschawen und fleissig gleuben, das
uns Gott umb dieses Mitlers willen gewißlich gnedig
sein will, unnd will uns umb desselben willen erhö-
ren und helffen etc. In diesem glauben und ver-
trawen auff den Mitler sol das Gebett zum warhaff-
tigen Gott gerichtet seyn.
35 Vgl. 1Mos 3,15.
36 Vgl. Mt 1,23.
37 Vgl. 1Tim 2,5-6; Hebr 9,15.
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Welche Person ist Mensch worden?
Die ander Person, Nemblich der ewige Sohn Gottes,
der des ewigen Vatters Ebenbildt ist32, hatt mensch-
liche Natur an sich genommen in der Jungfrawen
Maria. Und sindt also beide Naturen, die Göttlich
und Menschlich, wunderbarlich vereiniget, Daß die-
ser Heilandt Jesus Christus ist ein einige Person,
Gott und Mensch, und werden diese Naturen in ihm
nicht von einander getrennet33.
Denn das hohe Werck unser Erlösung hat also durch
diese Person Gott und Menschen geschehen sollen.
Dieweil die Menschen gesündiget hatten, hat ein
Mensch die Straff tragen sollen34; und darmit diese
Straff ein gleiche bezahlung wehre, ist dieser Versüh-
ner auch Gott.
Auch hette keine Creatur dieß leiden zutragen ver-
mocht. Item, dieweil er der Schlangen den Kopff
zertrit35, Sünd und Todt wegnimpt und Gerech-| 21|
tigkeit und leben wiedergibt, ist er Gott. Unnd die-
weil er menschliche Natur an sich nimbt, hilfft er
den Menschen, wirckt in ihnen Gerechtigkeit und
leben und ist also Immanuel: Gott mit uns36. Und
sollen die Verstendigen davon weiter sich und an-
dere erinnern, diesen wunderbarlichen Rath und die
grosse Barmhertzigkeit Gottes und die liebe im
Sohn gegen uns elenden Menschen zubetrachten.
Von unterschiedt Christlicher Anruffung und
der Heidnischen
Furnemblich sind zwey grosse unterschied: Der eine
von Gottes Wesen, Der ander von Gottes Willen.
32 Vgl. Kol 1,15.
33 Vgl. das Athanasianum (BSELK, S. 59f.) und Art. 3 der
Confessio Augustana (ebd., S. 96-99).
34 Vgl. Jes 53,5.
Wenn gleich die Heiden, Türcken, Jüden unnd an-
dere Irrige Secten rühmen, sie ruffen Gott an, der
Himmel und Erden erschaffen hat, wie sie viel da-
von reden und schreiben, so sein doch diese ihre Ge-
dancken eitel Lügen unnd Abgötterey. Denn sie
sprechen nicht den War- |22| hafftigen Gott an, son-
dern tichten etwas, das nicht Gott ist. Denn sie wol-
len diesen Gott nicht haben, der da ist der Vatter
Jesu Christi und der sich also in seiner Lehre ge-
offenbaret hatt, daß der Almechtige, Warhafftige
Gott sey der ewige Vatter, der einige Sohn Jesus
Christus und der heilige Geist. Darumb ist gesagt
Johan. 4 [22] von den Heiden: Ihr wisset nit, waß ihr
anruffet; wir aber wissen, waß wir anruffen. Da wer-
den wir erinnert, daß wir ernstlich betrachten, was
und wen wir in unser anruffung ansprechen, und
daß wir unsere Anruffung von der Heidnischen,
Türckischen weit absonderen etc. Und soll das
Hertz mit Glauben den Warhafftigen Gott an-
schawen, der sich durch den Herrn Christum geof-
fenbaret hat.
Zum andern wissen die Heiden nichts vom Mitler,
ob Gott die elenden Menschen erhören wil und wor-
umb er sie erhöret, so sie doch Sünder sindt, schrey-
en in die Lufft mit zweiffel und ungedult wieder
Gott. Das alles ist lesterung und nicht beten. Wir
aber sollen den Mitler Je- |23| sum Christum37, den
Sohn Gottes, anschawen und fleissig gleuben, das
uns Gott umb dieses Mitlers willen gewißlich gnedig
sein will, unnd will uns umb desselben willen erhö-
ren und helffen etc. In diesem glauben und ver-
trawen auff den Mitler sol das Gebett zum warhaff-
tigen Gott gerichtet seyn.
35 Vgl. 1Mos 3,15.
36 Vgl. Mt 1,23.
37 Vgl. 1Tim 2,5-6; Hebr 9,15.
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