21. Kirchenordnung
schied und gerechten Zorn erkennen, hat er auch die
leiblichen Plagen, die nicht gering sindt, auff die
Menschen gelegt.
Zum andern, Gott will durch diese leibliche Plagen
eusserliche zucht und frieden erhalten und die Got-
tes lesterer, eidtbruchige, Mörder, Reuber, Ehebre-
cher und andere, befleckt mit bludtschanden, weg
reumen. Und helt Gott selb fest auff dieser Regel,
das uber eusserliche sünden auch in diesem Leben
gewißlich leibliche straffen folgen, wie geschrieben
ist: Der das Schwert nimpt, wird mit dem Schwerdt
umbkommen etc.52 Item, von Bludtschanden hütet
euch, daß euch daß Landt nicht außspeye von we-
gen der Bludtschanden, wie es die Cananeer außge-
spien hatt53. Gott wil eusserliche Zucht haben, hat
dazu das Gesetz |31| gegeben. Nun wehre das Gesetze
ohn Execution und straffen nur ein schwache Stim-
me und gedön54. Darumb helt Gott selb darob ernst-
lich und schrecklich, wie die grossen Zerstörung in
der Weldt für und für beweisen.
Die dritte ursach ist, daß viel Menschen durch sol-
che straffen erinnert werden, das sie wiederumb zu
Gott seufftzen und bekert werden. Item, daß die
Heiligen für und für mehr den Zorn Gottes wieder
die Sünde betrachten und Gottes furcht, glaube
unnd anruffung in ihnen zunehme und stercker wer-
de, wie Paulus spricht: Wenn wir gestrafft werden,
so werden wir gezüchtiget, daß wir nicht mit dieser
Weldt verdampt werden55, Und dieweil noch in die-
ser verderbten Natur viel zweiffels und unordentli-
cher Flammen ist.
Dazu fallen auch etliche, die heilig gewesen sind, in
eusserliche grosse Sünd, Alß Aaron, David56 und an-
dere. So lest Gott die leibliche Plagen noch auff al-
len menschen, auch auff den heiligen, in diesem Le-
ben bleiben, das sie dadurch erinnert werden, ob
gleich die ewige Straff weg genommen |32| ist, das
Gott dennoch auch zeitlich straffe. Davon hernach
weiter gesagt wirdt, in der Frag, warumb die Heili-
gen unter das Creutz gelegt sind57.
Vom Göttlichen, ewigen Gesetz unnd von unterschied der Zehen Gebott
und der andern Gesetz im Mose, nemblich die Levitischen
Ceremonien und burgerlichen Gesetzen
Die alte, gewohnliche weise, die Gesetze in Mose in
drey theile zutheilen und zu underscheiden, ist eine
zimbliche anleitunge, die Leute zu unterrichten von
vielen grossen sachen, nemblich also:
Es sind dreierley Gesetz im Mose: Etlich sind ge-
nandt Lex Moralis, das nennen wir das ewige Gesetz
oder Urteil wieder die Sünd in allen menschen, wie
wir hernach weiter erkleren wollen. Die andern Ge-
setz heissen Ceremoniales, |33| das ist von Kirchen-
gepreng58, vom Opfer, von unterschiedt der Speise
etc. Die dritten heissen Judiciales, das ist Burgerli-
che Gesetz von Erbschafft, Halßgerichten und sol-
chen Ordnungen, damit die Regiment Zucht und
Frieden erhalten sollen.
52 Mt 26,52.
53 Vgl. 3Mos 18,25.28 und 20,22.
54 Klang, s. FWb 6, Sp. 381f.
55 1Kor 11,32.
Nun ist zuwissen, daß diese zwey Theil, die Leviti-
schen Kirchengepreng und Burgerlichen Gesetz,
sind zum Regiment Israel auff eine gewisse Zeit ge-
ordnet und haben allein Israel binden sollen, unnd
sind mit der endtlichen Zerstörung Jerusalem zu-
gleich gefallen unnd binden uns nicht, wie klare
Zeugnuß sind in Actis am 15. Cap. [28-29] und in
der Epistel zu den Galatern [3,24-25]. Und sollen die
Gelerten weiteren Bericht davon wissen.
Aber dieser Theil, den man mit einem schwachen
Namen nennet: Lex Moralis, ist nicht ein vergeng-
lich Gesetz oder erstlich mit Mose angefangen, son-
56 Zu den Vergehen Aarons s. z.B. 2Mos 32,1-6; zu denen
Davids z.B. 2Sam 11.
57 Vgl. unten S. 119-123.
58 Kirchlichen Zeremonien, s. FWb 8, Sp. 946f.
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schied und gerechten Zorn erkennen, hat er auch die
leiblichen Plagen, die nicht gering sindt, auff die
Menschen gelegt.
Zum andern, Gott will durch diese leibliche Plagen
eusserliche zucht und frieden erhalten und die Got-
tes lesterer, eidtbruchige, Mörder, Reuber, Ehebre-
cher und andere, befleckt mit bludtschanden, weg
reumen. Und helt Gott selb fest auff dieser Regel,
das uber eusserliche sünden auch in diesem Leben
gewißlich leibliche straffen folgen, wie geschrieben
ist: Der das Schwert nimpt, wird mit dem Schwerdt
umbkommen etc.52 Item, von Bludtschanden hütet
euch, daß euch daß Landt nicht außspeye von we-
gen der Bludtschanden, wie es die Cananeer außge-
spien hatt53. Gott wil eusserliche Zucht haben, hat
dazu das Gesetz |31| gegeben. Nun wehre das Gesetze
ohn Execution und straffen nur ein schwache Stim-
me und gedön54. Darumb helt Gott selb darob ernst-
lich und schrecklich, wie die grossen Zerstörung in
der Weldt für und für beweisen.
Die dritte ursach ist, daß viel Menschen durch sol-
che straffen erinnert werden, das sie wiederumb zu
Gott seufftzen und bekert werden. Item, daß die
Heiligen für und für mehr den Zorn Gottes wieder
die Sünde betrachten und Gottes furcht, glaube
unnd anruffung in ihnen zunehme und stercker wer-
de, wie Paulus spricht: Wenn wir gestrafft werden,
so werden wir gezüchtiget, daß wir nicht mit dieser
Weldt verdampt werden55, Und dieweil noch in die-
ser verderbten Natur viel zweiffels und unordentli-
cher Flammen ist.
Dazu fallen auch etliche, die heilig gewesen sind, in
eusserliche grosse Sünd, Alß Aaron, David56 und an-
dere. So lest Gott die leibliche Plagen noch auff al-
len menschen, auch auff den heiligen, in diesem Le-
ben bleiben, das sie dadurch erinnert werden, ob
gleich die ewige Straff weg genommen |32| ist, das
Gott dennoch auch zeitlich straffe. Davon hernach
weiter gesagt wirdt, in der Frag, warumb die Heili-
gen unter das Creutz gelegt sind57.
Vom Göttlichen, ewigen Gesetz unnd von unterschied der Zehen Gebott
und der andern Gesetz im Mose, nemblich die Levitischen
Ceremonien und burgerlichen Gesetzen
Die alte, gewohnliche weise, die Gesetze in Mose in
drey theile zutheilen und zu underscheiden, ist eine
zimbliche anleitunge, die Leute zu unterrichten von
vielen grossen sachen, nemblich also:
Es sind dreierley Gesetz im Mose: Etlich sind ge-
nandt Lex Moralis, das nennen wir das ewige Gesetz
oder Urteil wieder die Sünd in allen menschen, wie
wir hernach weiter erkleren wollen. Die andern Ge-
setz heissen Ceremoniales, |33| das ist von Kirchen-
gepreng58, vom Opfer, von unterschiedt der Speise
etc. Die dritten heissen Judiciales, das ist Burgerli-
che Gesetz von Erbschafft, Halßgerichten und sol-
chen Ordnungen, damit die Regiment Zucht und
Frieden erhalten sollen.
52 Mt 26,52.
53 Vgl. 3Mos 18,25.28 und 20,22.
54 Klang, s. FWb 6, Sp. 381f.
55 1Kor 11,32.
Nun ist zuwissen, daß diese zwey Theil, die Leviti-
schen Kirchengepreng und Burgerlichen Gesetz,
sind zum Regiment Israel auff eine gewisse Zeit ge-
ordnet und haben allein Israel binden sollen, unnd
sind mit der endtlichen Zerstörung Jerusalem zu-
gleich gefallen unnd binden uns nicht, wie klare
Zeugnuß sind in Actis am 15. Cap. [28-29] und in
der Epistel zu den Galatern [3,24-25]. Und sollen die
Gelerten weiteren Bericht davon wissen.
Aber dieser Theil, den man mit einem schwachen
Namen nennet: Lex Moralis, ist nicht ein vergeng-
lich Gesetz oder erstlich mit Mose angefangen, son-
56 Zu den Vergehen Aarons s. z.B. 2Mos 32,1-6; zu denen
Davids z.B. 2Sam 11.
57 Vgl. unten S. 119-123.
58 Kirchlichen Zeremonien, s. FWb 8, Sp. 946f.
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