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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0134
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Grafschaft Schaumburg

Sol man die kleinen Kindlein auch teuffen?
Antwort: Man sol die kleinen Kindlein teuf-| 58| fen,
dann das ist gantz gewiß, das die Verheissung der
gnaden, heiligen Geists und Seligkeit auch den klei-
nen Kindlein gehöret, Wie der Herr spricht: Solcher
ist das Himmelreich85. Item, Es ist nicht des Vaters
Wille, das eins von diesen Kindlein verloren wer-
de86.
Nun ists gewiß, das dieses allein geredt ist von die-
sen Kindlein, die der Kirchen eingeleibt und zum
Herrn Christo gebracht sind, dann ausser der Kir-
chen ist nicht Seligkeit. Daraus folgt, daß man die
Kindlein teuffen und also zum Herrn Christo brin-
gen unnd sie [zum] Gliedmaß der Kirchen machen
sol. Diesen Trost von der Kindertauffe sollen die
Leute wol mercken, daß sie wissen und Gott dan-
cken, daß ihre geteuffte Kindlein Gliedmaß der war-

hafftigen Kirchen und in Gottes gnaden und schutz
sind.
Das aber dagegen geruffen wird, die Kindlein ver-
stehen noch nichts unnd haben nicht glauben, dar-
umb sey ihre Tauffe eine nichtige, unnütze Cere-
monia, Dagegen soltu festiglich |59| diese Wort des
Herrn Christi halten: Lasset die Kindlein zu mir
kommen, denn solcher ist das Himmelreich87.
Nun ist gantz gewiß, das niemand ein Erbe ist des
Himmelreichs ohne durch den Herrn Christum und
durch den heiligen Geist, Joh. 3 [3.5]. Und Himmel-
reich heist in diesem Spruch: Vergebung der Sünden,
Gerechtigkeit, heiliger Geist und Erbschafft der
ewigen Seligkeit.
Darumb ist gewiß, daß der Herr Christus den
Kindlein in der Tauffe den heiligen Geist gibet; der
wircket in ihnen wahren glauben nach ihrer maß.

Vom Abendmal des Herrn Christi

Was wird im Abendmal des Herrn Christi,
so alhie auff Erden in der Kirchen Gottes
nach Christi einsatzung gehalden wird,
unter Brod und Wein außgeteilet
und von den Niessenden empfangen? |60|
Antwort: Wahrer Leib unnd Blut des Herrn Jesu
Christi laut der klaren, hellen, unfigurlichen Wort
seiner einsatzung; der hat diese Niessung verordnet,
daß er bezeuget, daß er warhafftiglich und wesent-
lich wahrer Gott und Mensch in einer unzertheilten
Persohnen bey uns unnd in uns seyn wil und wil in
den Bekehrten wohnen, ihnen seine güter mittheilen
und in ihnen krefftig seyn, wie er spricht Johan. 15
[4]: Bleibet in mir und ich in euch.
Wozu sol die Niessung geschehen?
Zu sterckung des Glaubens in den Bekehrten. Denn
der ewige Sohn Gottes samlet ihm für und für ein
85 Mt 19,14.
86 Mt 18,14.
87 Mk 10,14par.

ewige Kirchen durch eusserliche Predigt des Evan-
gelii unnd durch |61| sichtbare Zeichen, die im Gött-
lichem Wort eingesetzet sind. Dabey wil er gewiß-
lich wircken.
Und nachdem die Verheissung eine Rede ist, die
in gemein allen, die sich bekehren unnd gleuben,
gnade anbeut88, Seindt die sichtbaren Zeichen daran
gehengt als Erinnerung von der Verheissung unnd
daß sie Zeugen seyn sollen, damit ein jeder inson-
derheit ihm die Verheissung appliciren möge durch
glauben im heilsamen brauch der Sacramenten. Und
sind also testimonia promissionum et applicationis.
Also hat der Herr Christus diese Niessung geordnet,
daß sie uns erinnern sol von dem gantzen Newen
Testament. Spricht darumb: Diß ist das Blut des
Newen Testaments89.
Nun ist das Newe Testament dieser Bund, mit
des Herrn Christi Blut erworben und bestettiget,

88 Anbietet.
89 Mt 26,28; Mk 14,24; Lk 22,20; 1Kor 11,25.

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