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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0191
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24. Weisungen zum Besuch der Gottesdienste und zur Heiligung Gottes

24. Weisungen zum Besuch der Gottesdienste
und zur Heiligung Gottesa
1615

I. Von der Gottesverehrung

Weil die Fürcht Gottes der Weisheit Anfang1, die
Verachtung aber Gottes Worts alles Unheil und Un-
tergang bringet, sollen Unsere Unterthanen mit un-
abläßlicher Unterweisung und fleißigem Predigen
dazu angetrieben werden, Derowegen, die sich auch,
zuforderst auf den Dörfern, zur Kirche und Predi-

gen finden und davon nichts abhalten lassen sollen.
Und da, dem zuwieder, sich jemand ausserhalb der
Noth unterstehen würde, auf den Sonntag Hand-
Arbeit zu treiben, soll solcher mit ziemlicher Geld-
Busse oder sonsten mit allem Ernst gestrafet wer-
den.

II. Bestrafung der Verbrechen gegen Gott

Dieweil dann einer jeden Obrigkeit, als die Gottes
Dienerin ist2, vor allem oblieget, die hohe Majestät
Gottes als die unendlichste, höchste und würdigste
in Acht zu halten und so weit und ferne ihrer ei-
genen Reputation vorzusetzen, als die Ehre Gottes
mit keiner Obrigkeit auf Erden zu vergleichen, Des-
halber so wol die göttliche Majestät befohlen, daß
der Mensch, er sey Einheimisch oder Fremdling,
welcher des Herrn Namen lästert, des Todes sterben
und die ganze Gemeine ihn steinigen solle3, Als auch
die Kayserlichen Rechte verordnet, daß nicht allein
der Gotteslästerer gestrafet, sondern auch, da die
Unter-Richter hierin nachläßig befunden, gleicher
Strafe unterworfen seyn sollen4, Woraus ferner er-

a Textvorlage (Druck): Ordenung Des Hochgebornenn
Graffen unnd Hern, Hern Ernsten, Graffen zu Holstein,
Schawenburg und Sternberg, Hern zu Gehmen [et]c., so
I. G. in sachen Policey, Gerichte und andere nothwen-
dige Articull betreffend uffgerichtet [...], Stadthagen
1615 (VD 17, 1:017134W). Abdruck: Landesverordnun-
gen der Grafschaft Schaumburg 1, S. 243-245.

1 Ps 111,10.
2 Vgl. Röm 13,4.
3 Vgl. 3Mos 24,16.
4 In der „Königlichen Satzung von den Gotteslästerern“
(1495) wird erstmals festgehalten, daß auch die Dul-
dung, Nichtanzeige und Nichtverfolgung einer Läste-

folget, daß die Röm[ische] Kayserl[iche] Majestät
vor allen andern Satzungen, so wol in obangeregter
Reformation als auch in den vorigen Policeyordnun-
gen5, die Strafe der beleidigten Majestät Gottes vor-
angestellet,
Strafe der Gotteslästerung
So erwiedern6 Wir anhero in diesem Punct die ange-
regten Reichsordnungen, Setzen und wollen darauf,
daß, wer Gott lästert, vermöge der Rechte und
Reichsordnungen gestrafet werden soll. Und nach-
dem dieses Laster bisher darum fast gemein worden,
daß die Leute, so das Gottes-Lästern anhören, das-

rung den Tatbestand der Gotteslästerung erfüllt. Vgl.
HRG 2, S. 477f.
5 Vgl. hierzu die Einleitung in die „Land- und Polizeiord-
nung“: die Römische Kayserliche Majestät [...] mit Zuthun
Churfürsten und Stände für eine allgemeine durchgehende
Reformation voriger Anno 1548 promulgirter Policey-Ord-
nung Anno 1577 zu Frankfurt aufm Deputations-Tag al-
lergnädigst ins H. Reich publiciret, auch in vielen Artikuln
und Puncten auf folgenden unterschiedlichen Reichs- und
Deputations-Tagen, sonderlich Anno 1600 zu Speier, wie-
derhohlet und verbessert (zitiert nach Landesverordnun-
gen 1, S. 241).
6 Wiederholen, s. DRW 3, Sp. 309.

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